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Minus 3,5 Prozent: Rückgang der Arbeitslosigkeit in Wien im Jänner

Mit dem Rückgang der Arbeitslosigkeit im Jänner macht sich auch am Wiener Arbeitsmarkt Erholung bemerkbar. Das Arbeitsmarktservice (AMS) gab am Donnerstag bekannt, dass 130.708 Personen arbeitslos gemeldet waren, was ein Minus von 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat bedeutet.

Die Zahl der Schulungsteilnehmer stieg allerdings um 13,5 Prozent auf 33.442. Unterm Strich ergibt das einen Rückgang der Jobsuchenden um 3,5 Prozent.

Jänner-Arbeitslosigkeit in Wien: Minus 3,5 Prozent

Bei den Unter-25-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit im Jänner im Jahresvergleich um 16,4 Prozent gesunken, bei den Über-50-Jährigen hingegen nur um 2,9 Prozent. Der positive Trend bildet sich auch in allen wichtigen Branchen ab. In der Warenproduktion betrug das Minus 4,2 Prozent, im Einzelhandel 7,5 Prozent, im Hotel- und Gastronomiesektor 9,1 Prozent und im Bau gar 15,2 Prozent. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit ist wohl nicht zuletzt auf den Zuwachs von offenen Stellen, die die Unternehmen dem AMS gemeldet haben, zurückzuführen. Das Plus betrug hier im Jänner 18,8 Prozent.

Arbeitslosigkeit im JŠnner
Arbeitslosigkeit im JŠnner

Arbeitslosigkeit in Österreich sank im Jänner um 7,7 Prozent

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist im Jänner weiter zurückgegangen. Per Monatsende sank die Zahl der arbeitslosen Personen (inklusive Schulungsteilnehmer) zum Vorjahr um 7,7 Prozent. Insgesamt waren mit Ende Jänner 455.860 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) vorgemerkt, geht aus den aktuellen Arbeitsmarktdaten hervor, die heute unüblicherweise vom SPÖ-Parlamentsklub veröffentlicht wurden. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition verringerte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 9,5 Prozent. Besonders stark fiel der Rückgang der Arbeitslosigkeit in der Warenproduktion, am Bau, in der Gastronomie und im Handel aus. Deutlich gestiegen ist die Zahl der beim AMS gemeldeten sofort verfügbaren offenen Stellen, und zwar um fast ein Drittel auf 59.103 freie Jobs.

An und für sich gibt es zwischen dem AMS und dem Sozialministerium, das jetzt seit der neuen Bundesregierung von Ministerin Beate Hartinger (FPÖ) geführt wird, eine Vereinbarung, dass das Sozialministerium die aktuellen Zahlen veröffentlicht. Aus dem Sozialministerium hieß es heute auf APA-Anfrage jedoch, dass die Veröffentlichung auf morgen, Freitag, verschoben werde, weil noch einige Details zu klären wären. Kurz darauf erfolgte eine OTS-Aussendung des SPÖ-Parlamentsklubs mit einem Link zu den Jänner-Zahlen.

Industrie: Konjunkturverlauf fulminant

Die Industrie brummt. Der Konjunkturverlauf zum Jahreswechsel in Österreich ist fulminant ausgefallen, der Ausblick sei gut, sagte der Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer, bei der Präsentation des IV-Konjunkturbarometers. Heuer entstünden in der Industrie 24.000 neue Jobs. Aber zeitgleich herrsche großer Fachkräftemangel. Hier müsse die Regierung rasch handeln. “Es herrscht eine klassische Hochkonjunktur”, sagten Neumayer und IV-Chefökonom Christian Helmenstein am Donnerstag vor Journalisten in Wien. Sie sprachen auch von “einem lupenreinen Industrieaufschwung” und einem “Hoch des produzierenden Sektors” – warnten aber gleichzeitig vor zu viel Euphorie.

Jedenfalls herrscht laut dem IV-Konjunkturbarometer erstmals seit der Rezession 2009 Hochkonjunktur. Die Industriebetriebe meldeten demnach einen besseren Geschäftsgang und einen positiveren Blick auf die kommenden sechs Monate. Übers Jahr 2017 sei die Industrie mit einem Plus von 6,6 Prozent doppelt so stark gewachsen, wie die Gesamtwirtschaft, so Neumayer. “Die Industrie ist der bei weitem größte Arbeitsplatzmotor.” Kein anderer Wirtschaftsbereich entwickle sich derzeit dynamischer. Dadurch käme es auch zum Jobaufbau, der auch den Mangel an Facharbeitskräften verstärke. Die Entwicklung ist auch der Hochkonjunktur in Mittel-Osteuropäischen Staaten geschuldet, wo es kein Arbeitskräftepotenzial mehr für Österreich abzuschöpfen gäbe, so Neumayer und Helmenstein.

Entwicklung im Einzelhandel
Entwicklung im Einzelhandel

Fachkräftebedarf für heuer liegt bei rund 60.000

Die Arbeitslosigkeit im produzierenden Sektor ist im Vorjahr verglichen zu 2016 um 14,5 Prozent zurückgegangen. Der Fachkräftebedarf für heuer liegt bei rund 60.000. “Wir rechnen mit einer Fachkräftelücke von rund 10.500 Personen. Das heißt mehr als 15 Prozent der benötigten Fachkräftestellen in der Industrie können heuer nicht besetzt werden”, sagte Neumayer. Neben der Frage wie man dieses Fachkräftemangel-Problem löse – die IV fordert von der Bundesregierung rasch eine Gesamtstrategie für qualifizierte Zuwanderung, eine Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte und eine Regionalisierung der Mangelberufsliste – gehe es auch darum, wie der Schwung beibehalten werde. Hier brauche es Entlastungen für Unternehmen und Bürger wie eine Lohnnebenkostensenkung und eine Absenkung von 0,1 Prozent der Beiträge an den Insolvenzentgeltfonds. Topthema bei Unternehmen sei auch weiter eine Arbeitszeitflexibilisierung, so Neumayer.

Auch könne der heimische Arbeitsmarkt “nach eingehender Prüfung” für Bürger Kroatiens geöffnet werden, so der IV-Generalsekretär. Flüchtlinge mit hoher Anerkennungswahrscheinlichkeit sollten auf den Lehrstellen- und Arbeitsmarkt dürfen, so Neumayer: “Weil wir brauchen sie.” Auch ein gestützter Einstiegsarbeitsmarkt wie zum Teil in Skandinavien sei denkbar. Flächendeckende Kompetenzchecks für Einwandernde seien auch nötig. Derzeit dauerten die Asylverfahren zu lange und so gehe Arbeitsmarkt-Potenzial verloren. Gesetzlich sollten Veränderungen vorgenommen werden. Einerseits könnten straffällige Asylwerber nicht abgeschoben werden, während das bei gut integrierten Familien vorkomme, kritisierte Neumayer. Geplante “positive Maßnahmen im Regierungsprogramm” müssten rasch umgesetzt werden und bräuchten konkrete Zeitpläne, so Neumayer. “Die Budgetrede Ende März wird zeigen, welche Maßnahmen kommen.”

Unsicherheitsfaktoren liegen vor allem im Ausland

Die größten Unsicherheitsfaktoren für die heimische Konjunktur liegen laut Helmenstein im Ausland: einerseits geopolitisch, andererseits international-konjunkturell. “Das internationale Umfeld wird ab der Jahresmitte womöglich rauer. Also gilt es für die Bundesregierung, die kommenden sechs favorablen Monate zu nutzen, um gewisse Maßnahmen ab 2019 umzusetzen”, so der Wissenschafter. Ihm zufolge kommt einer halber bis Dreiviertel-Prozentpunkt des derzeitigen Wachstums in Europa von der expansiven Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, obwohl Österreich und Deutschland ein anderes Zinsumfeld vertragen würden.

Ohne der Gemeinschaftswährung Euro würde der Aufschwung insgesamt geringer ausfallen, so Helmenstein. Im Zusammenhang mit dem zuletzt schwachen Dollar wäre es wohl zu Abwertungen bei France und Lire gekommen, welche die Konjunkturdynamik bremsen würden – dann “würde die Auftragslage anders ausschauen, denn Österreich profitiert auch vom Aufschwung in Frankreich und Italien”, so Helmenstein. Für den CEE-Raum erwartet er, dass der “fantastische Aufschwung” heuer anhält.

(APA/Red.)

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