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Mindestens zwölf Israelis getötet

Bei einem Anschlag palästinensischer Heckenschützen sind am Freitagabend in Hebron im Westjordanland mindestens zwölf israelische Siedler getötet worden.

Mehr als 20 weitere Personen wurden nach Angaben israelischer Sicherheitskräfte verletzt, davon vier schwer. Zu dem Attentat hat sich die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad bekannt. Der Anschlag sei die Rache für den Tod ihres Mitgliedes Iyad Sawalha, der zu Beginn des Monats in Jenin getötet worden sei. Es war der folgenschwerste Anschlag gegen Israelis in Hebron seit Beginn des Palästinenser-Aufstands im September 2000.

Die Gruppe streng gläubiger Juden aus der benachbarten Siedlung Kirjat Arba war zum Beginn des Sabbats auf dem Weg zum so genannten Grab des Patriarchen in der Altstadt von Hebron – es wird von Juden und Moslem gleichermaßen verehrt -, um dort zu beten. Aus einem Hinterhalt eröffneten die Heckenschützen dann das Feuer und warfen Handgranaten. Herbeieilende Soldaten und Heckenschützen lieferten sich anschließend über einen Zeitraum von 90 Minuten Feuergefechte mit den Angreifern.

In Hebron, der einzigen geteilten Stadt im Westjordanland, leben rund 450 jüdische Siedler unter 130.000 Palästinensern. Im Friedensabkommen von 1997 wurde in Hebron ein israelisch- und ein palästinensisch kontrollierter Teil geschaffen.

Unterdessen setzte die israelische Armee ihre neue Militäroffensive in den Palästinensergebieten fort. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen israelischen Soldaten und palästinensischen Jugendlichen wurde in Nablus im Westjordanland ein 17-jähriger Palästinenser erschossen. Auch bei Jenin soll ein Palästinenser von israelischen Soldaten getötet worden sein.

Nach israelischen Medienberichten wurden bei Razzien und Hausdurchsuchungen 30 Palästinenser festgenommen. Drei Männer hätten auf einer Liste der meistgesuchten Militanten gestanden. In der Altstadt von Nablus sei ein mutmaßlicher 18-jähriger Selbstmordattentäter ergriffen worden. In Ramallah stürmten israelische Soldaten ein Restaurant mit 100 Anhängern der radikal-islamischen Hamas-Bewegung. Dabei wurden 17 Männer nach Armeeangaben festgenommen.

Nach Angaben der israelischen Armee wird die neue Offensive länger als die dreiwöchige Operation in Jenin dauern. Der israelische Rundfunk berichtet unter Berufung auf hochrangige Offiziere, dass bereits 80 Prozent der in Nablus gesuchten Palästinenser festgenommen worden seien.

Ungeachtet des heiligen Fastenmonats Ramadan hatte die Armee am Mittwoch bei ihrem Einmarsch über die 150.000 Einwohner von Nablus eine Ausgangssperre verhängt. Die Bewohner konnten seitdem ihre Häuser nicht mehr verlassen und keine Lebensmittel kaufen. Nach einem Bericht der Tageszeitung „Maariv“ wies Israels Ministerpräsident Ariel Sharon die Soldaten während eines Besuches in Nablus an, den Palästinensern zu helfen und Humanität zu zeigen.

Auf Druck Ägyptens, Saudi-Arabiens und der Fatah-Bewegung von Palästinenserpräsident Yasser Arafat will die radikal-islamische Hamas-Bewegung erstmals über ein Ende von Anschlägen auf israelische Zivilisten beraten. Bisher habe die außerhalb der Palästinensergebiete lebende Hamas-Führung jedoch der geforderten Pause von Terroranschlägen für mehrere Monate nicht zugestimmt, hieß es am Freitag in israelischen und palästinensischen Medienberichten. Die Palästinenserführung will nach eigener Darstellung damit das Friedenslager in Israel vor den Parlamentswahlen am 28. Jänner stärken.

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