Mit drei aufeinander abgestimmten Selbstmordanschlägen im saudiarabischen Riad haben mutmaßliche El-Kaida-Extremisten offiziellen Angaben zufolge mindestens 20 Menschen getötet, die meisten von ihnen Ausländer. Auch die verkohlten Leichen der neun mutmaßlichen Attentätern seien gefunden worden, teilte das saudiarabische Innenministerium am Dienstag mit.
Wenige Stunden vor einem Besuch von US-Außenminister Colin Powell in Riad hatten sich die Attentäter am Montagabend den Weg in überwiegend von Ausländern bewohnte Viertel freigeschossen. Danach zündeten sie die Autobomben. Sieben der Toten sind US-Bürger. US-Präsident George W. Bush kündigte an, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das US-Außenministerium gab die Zahl der Todesopfer mit 29 an, nachdem es zwischenzeitlich von 91 Toten gesprochen hatte.
Augenzeugen berichteten von drei Explosionen, die über den Wohnvierteln Gharnata, Ishbiliya und Cordoba Feuerbälle in den Nachthimmel aufsteigen ließen. Ein Bewohner eines der angegriffenen Viertel berichtete, er sei von Schüssen geweckt worden. „Augenblicke später war eine laute Explosion zu hören, gefolgt von einer noch größeren“, sagte der Mann der Zeitung „Arab News“. In den drei Vierteln rissen die Bomben Löcher in Häuserwände und ließen Dächer einstürzen. An manchen der Einzelhäuser und der vierstöckigen Appartmentkomplexe wurden Balkons von der Wucht der Explosion abgerissen, Autos wurden zerstört und brannten aus.
„Dies ist der hässlichste Tag meines Lebens“, sagte eine Australierin dem Fernsehsender CNN. „Was mache ich in einem Land, wo wir diese Art von Bewachung brauchen? Wir sind umgeben von Menschen, die uns offensichtlich hier nicht wollen!“
Nach Angaben des saudiarabischen Innenministeriums wurden bei den Anschlägen neben sieben US-Bürgern auch sieben saudiarabische Staatsbürger, zwei jordanische Kinder, zwei Philippiner, ein Libanese und ein Schweizer getötet. 194 Menschen seien verletzt worden. In Krankenhauskreisen in Riad verlautete, die Zahl der Toten liege über 25.
US-Präsident Bush sagte, die Anschläge zeigten, dass der „Krieg gegen den Terrorismus“ weitergehe. Die USA würden die Verantwortlichen der Anschläge ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen. „Diese abscheulichen Taten wurden von Mördern begangen, deren einziger Glaube der Hass ist.“ Powell und die saudiarabische Regierung erklärten, nach ersten Erkenntnissen könne es sich um die Tat der El-Kaida-Organisation des Moslem-Extremisten Osama bin Laden handeln.
„Das trägt die Handschrift von El Kaida“, sagte Powell, der im Rahmen seiner Nahost-Reise wie geplant am Dienstag in Riad eintraf und sich vor Ort über die Zerstörungen informierte. Die USA würden ihre Anstrengungen verdoppeln, um in enger Zusammenarbeit mit den Freunden in aller Welt die El Kaida zu jagen und den Terrorismus zu bekämpfen, sagte Powell. Der saudiarabische Innenminister Prinz Najef sagte, die Anschläge stünden im Zusammenhang mit einer Gruppe von 19 mutmaßlichen El-Kaida-Anhängern, nach denen seit dem 6. Mai gesucht werde. Die El-Kaida-Organisation wird für die Anschläge am 11. September 2001 in de USA verantwortlich gemacht.
In jüngster Vergangenheit hatte es Warnungen über bevorstehende Anschläge auf Ziele des Westens in Saudiarabien gegeben. Die El Kaida hatte in ihrem Kampf für einen Abzug der US-Streitkräfte aus Saudiarabien wiederholt Anschläge auf Ausländer in dem Königreich ausgeführt. Im vergangenen Monat hatte die US-Regierung den Abzug seiner Truppen verkündet. Damit hofft sie, der saudiarabischen Führung gegen deren Bedrohung durch Moslem-Extremisten zu helfen. Die britische Regierung warnte am Dienstag erneut vor weiteren Anschlägen auf Einrichtungen des Westens in Saudiarabien, bei denen auch biologische und chemische Waffen zum Einsatz kommen könnten.