Milzbrand- und Bombenlabors entdeckt
Nahe der früheren Taliban-Hochburg Kandahar im Süden des Landes entdeckten Soldaten offenbar ein im Aufbau befindliches Milzband-Labor der El-Kaida-Organisation, wie die „New York Times“ am Samstag berichtete. Im ostafghanischen Schah-i-Kot-Tal spürten US-Verbündete Einrichtungen zum Bombenbau auf. Dort war erst zu Beginn vergangener Woche die großangelegte US-Offensive „Anaconda“ gegen Taliban- und El-Kaida-Kämpfer beendet worden. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld warnte vor neuen Anschlägen.
In dem halb fertigen Biowaffenlabor in der Nähe von Kandahar seien keine Kampfstoffe gefunden worden, meldete die „New York Times“ weiter. Der Fund sei aber ein weiteres Beispiel dafür, dass die radikal-islamischen Kämpfer den Besitz biologischer Kampfstoffen anstrebten, sagte ein US-Regierungsvertreter der Zeitung. Dem Blatt zufolge wurden bisher mehr als 60 verdächtige Orte in Afghanistan auf die mögliche Herstellung von Massenvernichtungswaffen überprüft. Nur in fünf von mehr als 300 untersuchten Proben seien jedoch vermutliche Spuren von Biowaffen in sehr geringer Konzentration aufgetaucht.
US-General Brian Hilferty teilte auf dem Stützpunkt Bagram mit, die verbündeten Soldaten im Osten Afghanistans hätten die Produktionsstätte für Sprengstoff in einem ehemaligen Stützpunkt der El-Kaida- und Taliban-Kämpfer in Schah-i-Kot-Tal in der Provinz Paktia ausfindig gemacht. Die US-Armee sei „nicht überrascht, solche Dinge“ in den Bergen der Region zu entdecken. Nähere Angaben zu dem Fund wollte Hilferty nicht machen. Soldaten untersuchten weiterhin Höhlensysteme und Tunnel nach Waffen und verbliebenen Widerstandsnestern, fügte er hinzu.
Offiziere des US-Militärgeheimdienstes erklärten, verbliebene gegnerische Kämpfer würden sich in kleine Gruppen aufteilen, was eine Fahndung für die US-Aufklärer erheblich erschwere. Sowohl technische Aufklärung als auch Spionage stoße durch diese Taktik an ihre Grenzen. Die radikalen Kämpfer neigten dazu, sich „unter die befreundete lokale Bevölkerung zu mischen“ und sich in Höhlen einzuquartieren.
In „Höhlen und Tunneln in Afghanistan“ hätten die USA Beweise entdeckt, „dass Attentäter neue Anschläge planen“, sagte Verteidigungsminister Rumsfeld in einem im voraus veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“. Der Pentagon-Chef definierte auch, wann die USA den Krieg in Afghanistan als gewonnen betrachten: „Unser Ziel ist dann erreicht, sobald das Land kein Zufluchtsort für Terroristen mehr ist.“ Dazu müssten „alle El-Kaida- und Taliban-Zellen im Land“ zerstört und eine afghanische Armee aufgebaut werden, die das „Aufkeimen neuer Terroristen“ stoppen könne.
Die geplante Rückkehr des afghanischen Ex-Königs Mohammed Zahir nach Kabul wurde unterdessen auf April verschoben. Dies wurde am Samstag aus Kreisen des italienischen Außenministeriums bekannt. Der 87jährige Zahir Schah lebte seit 1973 in Rom im Exil. Seine Rückkehr nach Kabul wird von der internationalen Afghanistan-Truppe ISAF vorbereitet und sollte in den kommenden Tagen erfolgen. Zuletzt hatte es in Kreisen der italienischen Regierung geheißen, es bestünden ernsthafte Sicherheitsbedenken gegen die Rückkehr des Königs.