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Millionenerbin Sunny von Bülow wurde 70

An ihrer Zimmertür im feinsten Viertel von New York geben sich Mediziner, Künstler und Kosmetiker die Klinke in die Hand. Doch Sunny von Bülow nimmt nichts davon wahr.

Die amerikanische Millionenerbin, deren Fall weltweit Schlagzeilen machte, liegt nach einer Insulin-Überdosis seit fast 22 Jahren im Koma.

Ihr damaliger Mann, Claus von Bülow, wurde 1982 wegen versuchten Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Mit Hilfe des Staranwaltes Alan Dershowitz war er drei Jahre nach dem Schuldspruch ein freier Mann. Ein Berufungsgericht sprach ihn mangels Beweisen frei. Der Lebemann von Bülow, ein Däne aus einem alten deutschen Adelsgeschlecht, hatte aus seiner Geliebten nie ein Geheimnis gemacht und wollte die Scheidung.

Sunny von Bülow vegetiert derweil von Luxus umgeben in einem Pflegeheim an Manhattans Upper East Side. Am Sonntag wurde die einst prominente Figur der New Yorker High Society nach einem Bericht der „New York Post“ 70 Jahre alt. Ihre drei Kinder sorgen dafür, dass es der Mutter im Dämmerzustand an nichts mangelt – für Kosten von einer halben Million Dollar (511.000 Euro) im Jahr.

Wenigstens einmal pro Woche kommen Pianisten und spielen ihr klassische Musik vor. Friseure und Visagisten kümmern sich um ihre Erscheinung. Sunny sah einmal Grace Kelly verblüffend ähnlich, schreibt Mark Gribben in seinem Krimi „The Claus von Bulow Case“. Noch immer sei ihre Haut zart und glatt, berichtete die Zeitung aus ihrem Umkreis.

Das tragische Schicksal von Martha „Sunny“ Crawford, die von ihrem Vater mehr als 75 Millionen Dollar erbte und durch ihre erste Ehe eine Prinzessin von Auersperg wurde, bot Stoff für mehrere Bücher. Aus der Romanvorlage „Reversal of Fortune“ des Anwalts Alan Dershowitz entstand der gleichnamige Film ( „Die Affäre der Sunny von B.“, 1990) unter der Regie von Barbet Schroeder.

Schauspieler Jeremy Irons erhielt für seine Darstellung des kalten, berechnenden Aristokraten Claus von Bülow 1990 den Oscar als bester Hauptdarsteller. Schroeder und der Drehbuchautor Nicholas Kazan waren für den Oscar nominiert; Glenn Close in der Rolle der einsamen, unsicheren und von der Gesellschaft ihres Mannes abhängigen Sunny erhielt viel Applaus.

In dem Film lässt Schoeder die Millionärin aus der Erzählerrolle heraus klagen: „Ich bin ein lebloses Gewächs ohne Hirn, mit einem Körper, der nie besser war.“ Weihnachten 1980 war die damals 48-Jährige wie tot auf dem Boden ihres Badezimmers aufgefunden worden. Eine Spritze, von der bis heute niemand mit Gewissheit sagen kann, wer sie ihr gab, hatte ihren Insulinspiegel auf das 14-Fache hochgejagt. Seitdem liegt sie wie ein Fötus zusammengekrümmt in weichen Kissen und hat die Hände zu Fäusten verkrampft.

Der heute 74 Jahre alte Claus von Bülow hat sich nach London zurückgezogen und lebt dort ruhig und bescheiden. Er ist mittlerweile geschieden, die gemeinsame Tochter Cosima wurde an Sunnys Familienerbe beteiligt. Diese Tochter ist nach einer Verwandten in Deutschland benannt, Cosima von Bülow, der Frau des Komponisten Richard Wagner. Claus selbst war als Sohn des Schriftstellers Svend Borberg in Kopenhagen zur Welt gekommen. Er nahm später den Namen seines Großvaters an, des früheren dänischen Justizministers Frits Bülow, der ihn auch groß zog.

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