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Millionen veruntreut: Ex-Oberbank-Mitarbeiter im Burgenland in U-Haft

Weil er Kundengelder in Millionenhöhe veruntreut haben soll, sitzt ein mittlerweile ehemaliger Mitarbeiter der Oberbank seit 23. Dezember im Burgenland in Untersuchungshaft.
Über eine Verlängerung der U-Haft wird am Mittwoch entschieden. Der Anwalt des Ex-Bankmitarbeiters sieht indessen in seinem Mandanten ein “Bauernopfer” und will die Rolle eines ungarischen Geschäftspartners geklärt wissen. Auch gegen den Ungarn liefen Erhebungen, bestätigte die Staatsanwaltschaft Eisenstadt am Montag gegenüber der APA.

Aufgedeckt wurden die Malversationen von Bank-Mitarbeitern. Die Oberbank erstattete Strafanzeige, der Beschuldigte wurde sofort fristlos entlassen. Bei der Staatsanwaltschaft Eisenstadt rechnet man derzeit mit einem Schadensausmaß von rund 8,2 Millionen Euro. Dies werde aber noch überprüft, so die Erste Staatsanwältin Theresia Schneider-Ponholzer zur APA. Für Klaus Ainedter, Anwalt des Ex-Bankmitarbeiters, ist die Höhe des Fehlbetrages hingegen bisher “in keinster Weise klar”. “Das ist noch völlig offen”, es bedürfe auch “noch massiver Recherchen bei der Oberbank”, so der Jurist. Allerdings dürfte es sich jedoch tatsächlich “um einen Betrag in Millionenhöhe handeln”. Man gehe “nach wie vor davon aus, dass es im einstelligen Millionenbereich sein wird”, so Frank Helmkamp, Sprecher des Geldinstituts.

Der Verdächtige sei Kundenberater für Wertpapierkonten gewesen. In dieser Eigenschaft habe er Kunden zu einem “Beratungsgespräch” in die Bank kommen lassen, so Schneider-Ponholzer. Dabei soll er sich Behebungsbelege unterfertigen haben lassen, mit denen große Summen abgebucht worden seien. Teilweise seien auch Kunden-Unterschriften gefälscht worden, um an Geld zu kommen. Wie viele Kunden betroffen seien, müsse man erst durch entsprechende Kontenöffnungen feststellen.

Zu den mutmaßlichen Veruntreuungen soll es im Zeitraum von Mai 2008 bis Dezember 2010 gekommen sein. In Ungarn, wo der Burgenländer einen Geschäftspartner habe, seien die Gelder in verschiedene Betriebe investiert worden. Beide Männer besäßen eine Firma, die Lokale und Diskotheken betreibe. Man müsse auch dies noch überprüfen. “Wir sind ja erst am Anfang der Ermittlungen”, so die Staatsanwältin.

Hier hakt der Verteidiger des früheren Bankmitarbeiters ein: Sein Mandant scheine “ein wenig ein Bauernopfer zu sein”, so Ainedter. “Mittäter und Hauptbeschuldigter” sei ein Ungar, der als Geschäftsführer und Gesellschafter im Hinblick auf das Unternehmen in Ungarn “alle Rechte” gehabt habe. Und die Geschäfte seien in Ungarn getätigt worden. “Mein Mandant war ein stiller Gesellschafter”, so Ainedter.

Nach Ansicht des Anwalts müsse man des Ungarn habhaft werden, um ihn einvernehmen zu können. Jedenfalls ergebe sich nun ein anderes Bild. Sein Mandant sei “inhaltlich geständig zu den von ihm begangenen Abzweigungen”, so Ainedter.

Es würden Erhebungen bezüglich des Geschäftspartners geführt, ein Rechtshilfeansuchen an Ungarn gebe es jedoch noch nicht, so Schneider-Ponholzer. Man müsse “Schritt für Schritt” vorgehen. Die Untersuchungen würden eine Menge Zeit in Anspruch nehmen, weil die Angelegenheit umfangreich sei und die Malversationen zweieinhalb Jahre gedauert hätten, meinte die Staatsanwältin.

Der Verteidiger will im Verfahren auch die internen Kontrollmechanismen der Oberbank thematisieren. Es sei zu hinterfragen, wie es einem Bankangestellten möglich sei, einen Millionenbetrag über einen längeren Zeitraum hinweg abzuzweigen, ohne dass Kontrollmechanismen Alarm schlagen. In 140 Jahren sei dies der erste derartige Fall, betonte man bei der Oberbank. Er gehe davon aus, dass die internen Kontrollen und Systeme “relativ dicht” seien, sagte Helmkamp.

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