Im Libanon und in Pakistan wurde das religiöse Fest zum Ventil für den Zorn der Muslime über die israelische Offensive in Gaza.
Nach offiziellen Schätzungen kamen in den vergangenen Tagen rund zwei Millionen Pilger nach Kerbala, um an den Trauerzeremonien in der rund 110 Kilometer südlich von Bagdad gelegenen Stadt teilzunehmen. Aus Angst vor Anschlägen sicherten fast 30.000 Polizisten und Soldaten die Feiern ab. Auf dem Weg zum Schrein von Imam Hussein mussten die Gläubigen zahlreiche Kontrollpunkte passieren.
Die Schiiten feiern den letzten Tag des zehntägigen Ashura-Festes mit einer großen Prozession durch Kerbala, bei der sich Gläubige mit Ketten und Säbeln selbst verletzen. Das blutige Ritual soll an die Ermordung von Iman Hussein, einem Enkel des Propheten Mohammed, und seiner Anhänger im Jahr 680 durch sunnitische Truppen erinnern. Für Schiiten markiert das Ereignis einen schmerzlichen Höhepunkt im Ringen mit den Sunniten um die Führung in der islamischen Gemeinschaft.
Unter der Herrschaft von Saddam Hussein im Irak wurden die Schiiten dort unterdrückt, obwohl sie gegenüber den Sunniten in der Mehrheit sind. Das Ashura-Fest war offiziell verboten und darf erst seit dem Sturz des Machthabers im Frühjahr 2003 durch die US-geführte Invasion wieder öffentlich begangen werden. Seitdem waren Prozessionen anlässlich des Festes mehrmals Ziel blutiger Anschläge sunnitischer Extremisten.