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“Millenium”-Bankräuber: Sieben Jahre Haft

Jener 27 Jahre alte Wiener, welcher drei bewaffnete Banküberfälle beging, wurde am Freitagnachmittag zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
"Millenium"-Räuber vor Gericht

Nach Rücksprache mit seinem Verteidiger Philipp Wolm akzeptierte der Mann die Entscheidung des Schöffensenats (Vorsitz: Daniel Potmesil). Das Urteil ist rechtskräftig.

Sieben Jahre Haft für “Millenium”-Bankräuber

“Ich weiß, ich muss bestraft werden. Aber ich bitte Sie um eine letzte Chance, dass ich danach noch eine Perspektive habe”, hatte der Angeklagte in seiner Einvernahme erklärt. Er war 15, als er erstmals vor Gericht landete und für annähernd 150 Einbrüche verurteilt wurde. Drei weitere Vorstrafen wegen Gewaltdelikten folgten. Nachdem er 2013 aus der Haft entlassen wurde, trat der Mann strafrechtlich vorerst nicht mehr in Erscheinung. Er suchte sich einen Job und bemühte sich, eine bürgerliche Existenz aufzubauen.

Finanzieller Schiffbruch

Allerdings erlitt er beim Versuch, gemeinsam mit seinem Vater ein Lokal zu betreiben, finanziellen Schiffbruch: “Ich hab’ überhaupt keine Lösung gehabt, wie ich die ganzen Erlagscheine zahlen soll.” Eineinhalb Monate habe er hin und herüberlegt, seine Geldsorgen mit einem Bankraub zu tilgen, verriet der Mann dem Gericht. Am 12. Juni des heurigen Jahres, nach einem morgendlichen Kaffee und einer ersten Zigarette, habe er sich entschlossen, sein Vorhaben umzusetzen.

Mit einem Gasrevolver und einer in einem Baumarkt besorgten Staubschutzmaske vor dem Gesicht betrat der Mann eine Bankfiliale in der Millennium City in Brigittenau. “Überfall! Geld her! Keine Polizei! Kein Alarmpaket!”, rief der Räuber und zwang zunächst eine Angestellte, ihm den Inhalt der Kassenlade auszuhändigen. Dann musste ihm der Filialleiter noch die Banknoten aus dem Nachttresor übergeben.

“Verdammt, jetzt krieg ich acht Jahre!”

Seine Fluchtroute hatte sich der Mann auf einem Stadtplan aufgezeichnet, in dem er auch die Polizeiinspektionen markiert hatte, die er unbedingt umgehen wollte. Unmittelbar vor seiner Wohnung erregte er aber die Aufmerksamkeit einer Polizeistreife, die in der Umgebung der Bank, wo mittlerweile Alarm ausgelöst worden war, nach verdächtigen Personen Ausschau hielt. Der stark schnaufende 27-Jährige, der eine große Tasche bei sich trug und offenbar im Laufschritt unterwegs gewesen war, wurde von den Polizisten gefragt, woher er denn komme und was sich in de Tasche befinde. Seine Antwort (“Nix!”) führte dazu, dass er nähe untersucht wurde. Als die Beamten die Tasche öffneten, fanden sie rund 55.000 Euro und die Tatwaffe. “Verdammt, jetzt krieg ich acht Jahre!”, entfuhr es in dieser Situation dem 27-Jährigen.

In weiterer Folge legte der Festgenommene eine “Lebensbeichte” ab. Er gab in seiner Einvernahme neben dem aktuellen zwei weitere, fast siebeneinhalb Jahre zurückliegende Banküberfälle zu. “Diese Akten waren schon als ungeklärt abgelegt. Da wäre niemand mehr draufgekommen, wer das war”, betonte Verteidiger Wolm.

Komplizen nicht preisgegeben

Gemeinsam mit einem Komplizen hatte der damals knapp 20-Jährige am 9. Februar 2010 in Floridsdorf innerhalb weniger Minuten in zwei Bankfilialen Geld gefordert, wobei er maskiert und mit einer Gaspistole bewaffnet war. Der erste Coup scheiterte, weil sich ihm ein Security-Mitarbeiter in den Weg stellte und es dem offenbar nervös gewordenen Täter nicht gelang, seine Waffe aus dem Hosenbund zu ziehen. Überstürzt flüchtete er, um aus Trotz gemeinsam mit dem Mittäter, der sich draußen mit einem gezückten Messer postiert hatte, um den Tatort abzusichern, die nächstgelegene Bank ums Eck aufzusuchen. Dort hatten die Räuber mehr Glück. Mit mehr als 38.000 Euro gelang ihnen die Flucht.

Nun dazu befragt, was er mit der Beute gemacht hätte, antwortete der Angeklagte: “Ausgegeben. Automaten gespielt. Viel gespielt. Ich war auch ein bisschen süchtig.” Seinen Komplizen, dessen Identität er bisher nicht preisgegeben hatte, wollte er auch in der Verhandlung nicht nennen: “Ich hab’ das geplant. Das ist eine junge Familie. Ich will nicht denen ihr Leben zerstören.”

(APA/Red.)

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