Milka-Skandal: Käufer zahlen fast 50% mehr für schrumpfende Schokolade!

Der Schokoladenhersteller Mondelez, der hinter der beliebten lila Kuh steht, muss sich dem Vorwurf der „Shrinkflation“ stellen. Was das bedeutet? Ganz einfach: Bei gleichbleibender Verpackungsgröße bringt die Milka-Tafel nicht mehr die gewohnten 100 Gramm auf die Waage, sondern nur noch 90 Gramm. Gleichzeitig kletterte der Normalpreis von 1,49 Euro auf satte 1,99 Euro. Das Ergebnis ist eine versteckte Preiserhöhung von fast 50 Prozent, die viele Käufer erst an der Kasse oder zu Hause bemerken.
„Mondelez schrumpft die Tafel und bläht den Preis auf“, lautet die scharfe Kritik von Foodwatch. Für Verbraucher ist diese Masche oft nur schwer zu durchschauen. Eine YouGov-Umfrage zeigt, dass nur zwölf Prozent der Konsumenten immer auf die Füllmenge achten, um Mogelpackungen zu entlarven. Die meisten schauen nie, selten oder nur manchmal genau hin – ein gefundenes Fressen für findige Hersteller.
Hersteller gegen Verbraucherschützer: Das Argumente-Duell
Mondelez wehrt sich gegen die Vorwürfe und verweist auf die Angaben des Gewichts auf der Tafel und der eigenen Website. Doch Foodwatch kontert, dass die Grammzahl im Supermarktregal oft geschickt von den Verpackungslaschen verdeckt wird.
Die Begründung des Herstellers für die Preisanpassung sind die stark gestiegenen Rohstoffkosten. Insbesondere der Kakaopreis habe sich in den letzten zwölf Monaten fast verdreifacht und ein Rekordniveau erreicht, so Mondelez. Auch Energie, Verpackung und Logistik seien weiterhin teuer. Die Gewichtsreduzierung sei daher notwendig, um wettbewerbsfähig zu bleiben und keine Kompromisse bei Geschmack und Qualität eingehen zu müssen. Eine Erhöhung der Abgabepreise an den Handel sei das „letzte Mittel“ gewesen.
Für Foodwatch ist diese Argumentation jedoch ein Skandal. Die Organisation verweist auf den Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamtes, der zeigt, dass die Schokoladenpreise zwischen Anfang 2024 und Januar 2025 lediglich um acht Prozent gestiegen sind – weit entfernt von den bis zu 64 Prozent, die Mondelez bei Milka aufgeschlagen hat. Zudem habe Mondelez in seinen eigenen Finanzberichten stolz verkündet, von niedrigen Herstellungskosten zu profitieren. Der Konzern scheint eine klare Strategie zu verfolgen: Steigende Kosten werden an die Verbraucher weitergegeben, sinkende Kosten landen jedoch in der eigenen Tasche. Es ist nicht das erste Mal, dass Mondelez in der Kritik steht; bereits in der Vergangenheit wurde das Unternehmen wegen illegaler Preisabsprachen mit Millionenstrafen belegt.
Rufe nach Transparenz: Was Politik und Verbraucher fordern
Das Thema Mogelpackungen ist für Verbraucher ein Dauerärgernis, wie Studien zeigen. Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte die Milka-Tafel bereits im Februar 2025 zur „Mogelpackung des Monats“ gekürt und fordert – wie auch Foodwatch – ein entschlossenes Handeln der Politik.
In Ländern wie Ungarn und Frankreich müssen Lebensmitteleinzelhändler Mogelpackungen bereits mit deutlichen Hinweisen am Regal kennzeichnen. Brasilien geht sogar noch einen Schritt weiter und schreibt Warnhinweise direkt auf die Verpackung. In Deutschland hingegen fehlen solche Vorgaben trotz wiederholter Ankündigungen und Versprechungen im Koalitionsvertrag.
Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch nutzen daher Kampagnen wie den „Goldenen Windbeutel“, um auf die mangelnde Transparenz aufmerksam zu machen. Neben Milka standen in diesem Jahr auch andere Produkte zur Wahl, die mit fragwürdigen Versprechen oder versteckten Tricks die Konsumenten täuschen wollten – darunter ein Eistee, der „schöne Haut und Nägel“ verspricht, und ein Schokoriegel, der Menstruationsbeschwerden lindern soll. Auch Produkte, die ihre Herkunft verschleiern, landen immer wieder auf der Negativliste. Prominente frühere Preisträger wie der Trinkjoghurt Actimel, die Milch-Schnitte oder ein Kinder-Fruchtsnack zeigen, dass das Problem tief in der Lebensmittelindustrie verwurzelt ist.
Es bleibt abzuwarten, ob der öffentliche Druck die Politik endlich dazu bewegt, klare Kennzeichnungspflichten einzuführen und die Verbraucher effektiver vor versteckten Preiserhöhungen zu schützen. Bis dahin heißt es für Käufer: Augen auf und genau hinschauen!
Häufig gestellte Fragen:
Was ist Shrinkflation?
Shrinkflation (aus „shrink“ für schrumpfen und „inflation“ für aufblähen) bezeichnet die Praxis von Herstellern, die Menge oder Größe eines Produkts zu reduzieren, während der Preis gleich bleibt oder sogar steigt. Dies führt zu einer versteckten Preiserhöhung pro Gewichtseinheit.
Wer vergibt den "Goldenen Windbeutel"?
Der "Goldene Windbeutel" ist ein Negativpreis, der jährlich von der Verbraucherorganisation Foodwatch für die dreisteste Werbelüge des Jahres verliehen wird. Die Entscheidung basiert auf einer Online-Umfrage, bei der Verbraucher ihre Stimme abgeben können.
Wie können sich Verbraucher vor Mogelpackungen schützen?
Um sich vor Mogelpackungen zu schützen, sollten Verbraucher stets die Nettofüllmenge (Gewicht oder Volumen) auf der Verpackung prüfen und diese in Relation zum Preis setzen. Ein Blick auf den Grundpreis pro 100g oder 100ml kann versteckte Preiserhöhungen aufdecken. Zudem ist es hilfreich, sich regelmäßig über aktuelle Fälle von Mogelpackungen bei Verbraucherzentralen und Organisationen wie Foodwatch zu informieren.