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Milizionär mit Mission

Schwarzach (VN)- Der „Soldat 2011“ hinkt hinterher. Der jedem Rekruten bekannte Leitfaden für den Wehrdienst öffnet mit einem Vorwort des Verteidigungsministers. Dort heißt es, dass die Wehrpflicht „der Garant für die Sicherheit und Stabilität Österreichs“ sei.

Inzischen ist diese Seite für Norbert Darabos Makulatur, denn er zieht nun gegen die Wehrpflicht ins Feld. Seine Reformpläne allerdings lösen bei Manfred Bauer, Finanzchef bei ZIMA und Präsident des Vorarlberger Milizverbandes, Kopfschütteln aus.

 

Reicher Erfahrungsschatz

Auch den 42-Jährigen hatte die Wehrpflicht zum Bundesheer gebracht. Dort schlug er die Unteroffizierslaufbahn in der Miliz ein, machte die vorbereitende Kaderausbildung und absolvierte mehrere Spezialkurse zum Thema Taktik und Führung. Diese Ausbildung machte sich auch bei Bauers Einsätzen auf den Golanhöhen 1987 und 1994 bezahlt. Heute beschreibt er diese Zeit als eine der schönsten in seinem Leben, weil er fremde Kulturen anders als ein Tourist kennenlernen durfte. Aber auch soweit es Menschenkenntnis und Führungsqualität betrifft, waren die Einsätze reich an Erfahrungen. „Wenn man wochenlang eingeschneit ist, abgeschnitten von der Außenwelt, dann ist das für den Kommandanten eine herausfordernde Aufgabe“, erklärt der Offiziersstellvertreter.

Das nächste Ziel, der Vizeleutnant, bezeichnet Bauer augenzwinkernd als „Alterserscheinung“: Die für die Beförderung nötigen 26 Jahre Gesamtdienstzeit wird er nächstes Jahr erreichen. In diesem Vierteljahrhundert beim Bundesheer hat Bauer viele Neuerungen kommen und ebenso schnell wieder gehen sehen. „Da werden gut funktionierende Einheiten ohne Rücksicht auf eingespielte Teams gestrichen und neu zusammengefügt“, bemängelt er unter anderem die Arbeitsweise des Verteidigungsministeriums, die ihm eine Sisyphusarbeit auferlegt.

 

Wer wird Milizionär?

Für die neuesten Pläne findet der Offiziersstellvertreter klare Worte: „Wenn das Berufsheer kommt, ist das der Tod der Miliz.“ Dadurch, dass sich die Bedrohungsszenarien für Österreich verändert haben, sei diese jedoch heute wichtiger denn je. Um dies mit Daten untermauern zu können, wurde eine externe Erhebung unter Milizionären durchgeführt. Das Ergebnis war durchaus positiv: Die Männer zeigen sich größtenteils äußerst motiviert, fordern bessere Ausrüstung und mehr Einsätze. Lediglich drei Prozent der Befragten stellen die Sinnhaftigkeit der Miliz infrage. Laut Bauer liegen die Kernkompetenzen des Bundesheeres nicht mehr in der symmetrischen Kriegsführung. Hier komme die Miliz ins Spiel: Auf diese müsse man zurückgreifen können, wenn reguläre Kräfte nicht mehr ausreichen, um Sicherheit zu gewährleisten.

Als Beispiel nennt der Unteroffizier die jüngsten Terrorwarnungen in Deutschland oder den Bombenanschlag in Moskau. „Die Bedrohungen sind insgesamt geringer geworden, daher ist die Einführung eines Berufsheeres kontraproduktiv“, so Bauer. Außerdem könne ein Berufs- und Freiwilligenheer die notwendigen Soldaten gar nicht erst aufbringen. Dass das System jedoch reformbedürftig ist, gibt er unumwunden zu. Für ihn krankt es vor allem an der mangelnden Ausbildung der Soldaten. Für viele Rekruten ende diese nämlich, wenn die sechs Wochen der Grundausbildung vorbei sind und junge Männer zu Tausenden in Erhalterfunktionen verschwinden. Wünschenswert wäre es daher für Bauer, wenn Rekruten mehr gefordert und der Kampfanzug weniger Staub ansetzen würde.

 

Zur Person

Manfred Bauer

Finanzchef ZIMA und Präsident des Vorarlberger Milizverbandes

Geboren: 17. 5. 1968

Laufbahn: MBA, Finanzchef ZIMA

Familie: Freundin Eva

Hobbys: Marathon, Tauchen

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