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Milchkrise: Milchbauern-Proteste gehen weiter

Tausende Liter Milch wurden aus Protest verschüttet.
Tausende Liter Milch wurden aus Protest verschüttet. ©APA
Während deutsche und französische Bauern Milch verschütteten, wurde in Österreich Milch verschenkt. In Salzburg fand eine Mahnfahrt auf den Gaisberg statt, in Kärnten wurden Straßenblockaden errichtet.
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Bei Milchbauern-Protesten gegen niedrige Preise ist am Wochenende erneut in großem Stil Milch ausgekippt worden. Deutsche und französische Milchbauern blockierten am Samstag zunächst die Europabrücke zwischen Kehl und Straßburg und schütteten symbolisch zwei Liter Milch in den Rhein aus. Anschließend fuhren 60 bis 70 deutsche sowie zehn französische Schlepper auf ein Feld und gossen dort Milch aus 35 Container- und Güllewagen (5.000 Liter Milch pro Wagen) aus. Die Blockade der Europabrücke dauerte 45 Minuten. In dieser Zeit war die Brücke für den Verkehr komplett gesperrt.

In Österreich beteiligten sich Sonntagvormittag rund 200 Bauern mit 80 Traktoren an einer Mahnfahrt auf den Salzburger Gaisberg und haben dort rund 150 Liter Milch an Wanderer und Radfahrer verschenkt. Auch in Kärnten sind heute, Montag, Milchbauern wieder auf die Straße gegangen, um gegen den drastischen Milchpreisverfall zu protestieren.

Faymann verspricht Hilfe

Österreichs Bundeskanzler Werner Faymann hat den Milchbauern unterdessen Hilfe zugesagt. Bei einem Gespräch mit Vertretern der IG Milch räumte Faymann ein, dass viele Bauern bei einem Preis von 25 Cent pro Liter Milch nicht überleben könnten. Ziel müsse sein, die Milchmenge zu reduzieren und eine Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel einzuführen. Faymann will die Vorschläge der Milchbauern nun in der Regierung besprechen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wurde am Sonntag vor einem Wahlkampfauftritt im bayerischen Lindau von rund 500 Milchbauern mit Transparenten, Kuhglocken, lauten Pfiffen und Buhrufen empfangen. Auch Merkel versprach, für vernünftige Milchpreise zu kämpfen. “Es ist nicht in Ordnung, dass die Europäische Kommission die Augen verschließt vor der Situation der Milchbauern. Für mich gehört die Erzeugung von Nahrungsmitteln zu dem, was unsere Heimat ausmacht.”

Bauernvertreter distanzieren sich

Ihrerseits forderte die Bundeskanzlerin jedoch von den Milchbauern, in ihrem Kampf um faire Milchpreise an einem Strang zu ziehen. Solange Vertreter des Bauernverbandes und des BDM unterschiedliche Positionen vertreten, wüssten Politiker gar nicht mehr, was sie in Brüssel genau sagen sollen. “Setzen Sie deshalb alles daran, dass Sie sich untereinander als Bauern einig sind.” Auch in Österreich hat sich die offizielle Bauernvertretung, also Landwirtschaftskammer und Bauernbund, von den Protesten distanziert.

In Frankreich beteiligt sich nach Angaben der Gewerkschaften jeder zweite Milchbauer an Protestaktionen. Erst am Freitag hatten Landwirte mehrere Millionen Liter Milch auf Feldern verteilt, um gegen die niedrigen Erzeugerpreise zu protestieren. Eine Ende der Demonstrationen ist nicht in Sicht. Nach einem Treffen mit Landwirtschaftsminister Bruno Le Maire am Samstagvormittag kündigten Gewerkschaftsvertreter an, nicht aufgeben zu wollen. Sie fordern nun, dass Präsident Nicolas Sarkozy sich einschaltet.

Diskonter kritisiert

Der Vorsitzende der deutschen Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), Franz-Josef Möllenberg, kritisierte eine neue Runde von Preissenkungen im Lebensmitteleinzelhandel – allen voran bei Diskontern. Dringend notwendig sei die “eingehende Prüfung der Versorgungskette für Milchprodukte”, die die EU-Kommission angemahnt habe. Die von der deutschen Bundesministerin Ilse Aigner initiierten Runden Tische seien bisher ohne Ergebnis geblieben. Die Nachfragemacht des Lebensmitteleinzelhandels und der Discounter verhindere eine nachhaltige Entwicklung, rügte Möllenberg.

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