Michelle Cotton übernimmt Leitung der Kunsthalle Wien

Das gaben die Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) und Jury-Sprecher Dirk Snauwaert (Leiter des WIELS Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Brüssel) am Freitag bekannt. Für Kaup-Hasler ist es der Abschluss eines "mitunter nicht leichten, aber wichtigen Prozesses". Cotton ist derzeit Programmleiterin am MUDAM in Luxemburg.
Kaup-Hasler: Cotton bewies Weitblick und Spürsinn
"Mit ihrem bisherigen Wirken, ob am Bonner Kunstverein oder aktuell am MUDAM in Luxemburg hat sie Weitblick und Spürsinn bewiesen, und zwar sowohl für virulente gesellschaftspolitische Themen als auch für Künstlerinnen und Künstler, die mit großen Setzungen unsere Zeit im Spiegel der Kunst reflektieren", so Kaup-Hasler über die Britin. Die Empfehlung der Jury sei "so klar" gewesen, "dass ich ihr unbedingt folgen wollte". Cotton selbst sieht die Herausforderung "darin, die Kunsthalle für ein neues Publikum zu öffnen und dafür Sorge zu tragen, dass sie ein lebendiger Ort mit engagierter Community ist", wie sie bei ihrer Vorstellung sagte, die sie auf Deutsch begann: "Guten Morgen Wien, ich bin die Neue."
Cotton wurde 1977 in Preston (Nordwestengland) geboren, studierte Anglistik und Literatur am Londoner King's College und schloss ein Post-Graduate-Studium der Kunstgeschichte am Courtauld Institute of Arts ab. Ihre kuratorische Laufbahn startete sie in der Norwich Gallery, anschließend war sie Programmverantwortliche in den Organisationen S1 Artspace in Sheffield und Cubitt in London. Als Chefkuratorin wirkte sie von 2010 bis 2015 am Zentrum für zeitgenössische visuelle Kunst Firstsite in Colchester, bevor sie als Direktorin zum Bonner Kunstverein wechselte, den sie von 2015 bis 2019 leitete. Derzeit ist sie Programmleiterin am MUDAM.
Kunsthalle Wien: Michelle Cotton übernimmt Leitung
Im zweiten Anlauf der Ausschreibung hatte es 37 Bewerbungen gegeben, nachdem die 20 Einreichungen aus der ersten Runde "nicht den Kriterien" entsprochen hatten. Gesucht wurden Persönlichkeiten "mit künstlerischer und gesellschaftspolitischer Vision" mit Erfahrungen in der Konzeption und Umsetzung von Ausstellungen "auf internationalem Niveau". Das aus Ivet Ćurlin, Nataša Ilić und Sabina Sabolović bestehende WHW-Kollektiv, das die Kunsthalle Wien seit Sommer 2019 nach dem Abgang von Nicolaus Schafhausen geleitet hat, hatte nach der erneuten Ausschreibung angekündigt, sich nicht neuerlich bewerben zu wollen.
Jury-Sprecher Dirk Snauwaert (Leiter des WIELS Zentrum für Zeitgenössische Kunst in Brüssel) betonte, dass sich im Ausschreibungsprozess, in dem es 27 internationale und zehn nationale Bewerbungen gab, hochkarätige Konzepte befunden hätten. Cotton sei aber die einzige gewesen, die auch das ganze Haus, also das Team selbst, in die Positionierung zwischen Vergangenheit der Institution und der Zukunft miteinbezogen habe. Darüber hinaus lobte er ihr "sehr interessantes Ausstellungskonzept, das sowohl die Konzeption von Einzelausstellungen als auch internationalen Gruppenausstellungen" beinhalte. Auch die heimische Szene werde verstärkt miteinbezogen werden.
(APA/Red)