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Michael Häupls Rückzug aus Wien: Der letzte Dinosaurier der Landeshauptleute geht

Nach Pröll und Pühringer geht nun auch der letzte Dinosaurier: Michael Häupl.
Nach Pröll und Pühringer geht nun auch der letzte Dinosaurier: Michael Häupl. ©APA (Sujet)
Mit Michael Häupl verabschiedet sich der letzte "Dinosaurier" aus der Riege der neun Landeshauptleute. Häupl zieht sich nach rund 23,5 Jahren als Wiener SPÖ Chef und Bürgermeister zurück, Erwin Pröll (NÖ) brachte es bis April 2017 auf 24,5 Jahre und Josef Pühringer (OÖ) auf 22,1 Jahre im Amt.

Den Amtszeitrekord der Zweiten Republik hält ein anderer Oberösterreicher – Heinrich Gleissner (ÖVP) mit 25,5 Jahren von 1945 bis 1971. Pröll ist mit seinen 24,5 Jahren (1992 bis 2017) Zweiter und wird das auch bleiben. Häupl könnte es noch aufs Stockerl schaffen: Um Eduard Wallnöfer (Tirol, ÖVP) zu verdrängen, müsste er bis 28. Juni Bürgermeister und damit Landeshauptmann bleiben. Dies gilt allerdings als unwahrscheinlich. Der Wiener Bürgermeister hat inzwischen mehrmals angedeutet, im Mai das politische Alltagsgeschäft abzugeben. Man kann also damit rechnen, dass Häupl – aktuell auf Platz 5 – noch Vierter wird: Am 1. April überholt er den Steirer Josef Krainer sen. (ÖVP).

Häupl: Kein anderer Sozialdemokrat war so lange Landeshauptmann

Einen Rekord hat Häupl schon geschafft: Kein anderer Sozialdemokrat war so lange Landeshauptmann wie er. Schon vor zwei Jahren ließ Häupl Theodor Kery hinter sich, der das Burgenland 21,4 Jahre regierte. 20er-Jubiläen gab es insgesamt nicht viele: Nur acht der 66 (ohne “provisorische” zu Beginn) Landeshauptleute der Zweiten Republik blieben so lange im Amt.

Ein Burgenländer wird mit Häupls Abschied der älteste in der Landeshauptleutekonferenz: Hans Niessl (SPÖ) ist schon mehr als 17 Jahre im Amt – und er zählt mit 66 auch die meisten Lebensjahre. Häupl ist jetzt 68, Pühringer übergab im Vorjahr mit 67 an Thomas Stelzer, Pröll mit 70 an Johanna Mikl-Leitner. Das Durchschnittsalter in der LH-Konferenz ist mit Mikl-Leitner (53) und Stelzer (50) unter die 60er-Grenze gesunken: 59,4 Jahre beträgt es jetzt, vor einem Jahren lag es bei 62,4.

Wiener Wechsel bringt Verjüngung

Der Wiener Wechsel wird jedenfalls eine weitere Verjüngung bringen – eine größere, wenn sich Andreas Schieder (48) durchsetzt, eine etwas geringere, wenn Michael Ludwig (56) Häupl nachfolgt.

Eine weitere deutliche Verjüngung ist schon auf Schiene: Niessl wird im Herbst das Amt des Parteichefs und danach auch den LH-Sessel an Hans Peter Doskozil abtreten. Der jetzt 47-jährige Ex-Verteidigungsminister wird auf jeden Fall der jüngste Landeshauptmann. Bis zu seiner Wahl wäre es Schieder – wenn er die morgige Abstimmung gewinnt. Folgt Ludwig auf Häupl, bleibt der 50-jährige Markus Wallner (Vorarlberg, ÖVP) vorerst der jüngste.

Ältester in der LH-Konferenz wird mit Niessls Rückzug der bald 66-jährige Steirer Hermann Schützenhöfer (ÖVP). Im Amt ist er allerdings erst kurz, seit Juni 2015. Der erfahrenste LH ist – wenn Niessl nach bald 18 Jahren geht – der Tiroler Günther Platter (ÖVP). Er dürfte seine 9,6 Jahre noch ausbauen – auch wenn in Tirol am 25. Februar der Landtag gewählt wird. Des Verbleibs ziemlich sicher sein dürfen sich auch Mikl-Leitner und Wilfried Haslauer (Salzburg). Nicht ganz sicher ist, dass Peter Kaiser (SPÖ) in Kärnten eine zweite Periode LH bleibt.

Die aktuellen Landeshauptleute – und Nachfolge-Kandidaten in Wien:

LAND LH Partei Alter LH seit Amtsdauer (Tage) Amtsdauer (Jahre)
BGLD Hans Niessl SPÖ 66 28.12.2000 6.238 17,1
KTN Peter Kaiser SPÖ 59 28.03.2013 1.765 4,8
Johanna Mikl-Leitner ÖVP 53 19.04.2017 282 0,8
Thomas Stelzer ÖVP 50 06.04.2017 295 0,8
SBG Wilfried Haslauer ÖVP 61 19.06.2013 1.682 4,6
STMK Hermann Schützenhöfer ÖVP 65 16.06.2015 955 2,6
TIROL Günther Platter ÖVP 63 01.07.2008 3.496 9,6
VBG Markus Wallner ÖVP 50 07.12.2011 2.242 6,1
WIEN Michael Häupl
Michael Ludwig
Andreas Schieder
SPÖ 68
56
48
07.11.1994 8.481 23,2

Die längst dienenden Landeshauptleute der Zweiten Republik:

 LAND  LH  Partei  LH von  LH bis Amtsdauer (Tage)  Amtsdauer (Jahre)
 OÖ  Heinrich Gleißner  ÖVP  26.10.1945  02.05.1971  9.319  25,53
 Erwin Pröll  ÖVP  22.10.1992  19.04.2017  8.945  24,51
 TIROL  Eduard Wallnöfer  ÖVP  13.07.1963  02.03.1987  8.633  23,65
 STMK  Josef Krainer sen.  ÖVP  06.07.1948  28.11.1971  8.545  23,41
 WIEN  Michael Häupl  SPÖ  07.11.1994  26.01.2018 (Stichtag 26.1.18)  8.481  23,24
 VBG  Herbert Keßler  ÖVP  29.10.1964  09.07.1987  8.288  22,71
 OÖ  Josef Pühringer  ÖVP  02.03.1995  06.04.2017  8.071  22,11
 BGLD   Theodor Kery  SPÖ  28.06.1966  30.10.1987  7.794  21,35

Häupl-Nachfolge: Kern erwartet “lebhafte Diskussionen”

Bundesparteichef Christian Kern erwartet am morgigen Sonderparteitag der Wiener SPÖ, bei dem die Nachfolge von Michael Häupl geklärt wird, “lebhafte Diskussionen”. Es sei “schwer zu sagen, wer die Nase vorne haben wird”, sagte Kern im Hinblick auf die beiden Kandidaten Andreas Schieder und Michael Ludwig.

Gerüchte, dass er Ludwig überzeugen wollte, den derzeitigen Parlamentsklubchef Schieder im Fall einer Niederlage in sein künftiges Regierungsteam als Finanzstadtrat aufzunehmen, bestätigte Kern so nicht: “Die Zeitungslektüre ist oft sehr erkenntnisreich, selbst lese ich auch immer wieder neue Dinge, die ich angeblich gemacht hab”, aber “das ist falsch”, sagte er am Rande einer roten Protestveranstaltung gegen die Bundesregierung auf Journalistenfragen. Er habe mit beiden Kandidaten Gespräche geführt, dass es “wichtig ist, dass man danach die Hand ausstreckt” und inhaltliche wie personelle Lösungen suche.

Sein Anliegen sei ein ruhiger Prozess, und “dass wir zusammenfinden, dass sich die SPÖ Wien als Team versteht”, erklärte Kern. Darauf werde er auch danach drängen. Wichtig sei, dass es einen “Ausgleich zwischen den handelnden Personen gibt, und ich halte sowohl Andreas Schieder als auch Michael Ludwig für hervorragend geeignet für diese Aufgabe”.

Gesundheitsstadträtin Sandra Frauenberger ortete einen “sehr, sehr fairen Wettbewerb der Ideen”. Das Ergebnis am Parteitag könnte schon knapp werden, sie hoffe aber weiterhin auf Schieder. An Personalspekulationen beteilige sie sich nicht. “Andreas Schieder ist auf jeden Fall ein guter Mann – überall am Spielfeld.”

(APA/Red)

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