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Mexikos Behörden veröffentlichen Video von der Flucht von "El Chapo"

"Verglichen mit Guzman war Al Capone ein Anfänger".
"Verglichen mit Guzman war Al Capone ein Anfänger". ©AP
Wenige Tage nach der Flucht des mexikanischen Drogenbosses Joaquin "El Chapo" Guzman aus einem Hochsicherheitsgefängnis haben die Behörden die Aufnahmen der Überwachungskameras veröffentlicht.
Jagd nach dem Drogenboss “El Chapo”
Fahndung nach "El Chapo" läuft

Auf dem Video ist zu sehen, wie der frühere Chef des Sinaloa-Kartells in den letzten Minuten vor seinem Ausbruch in der Zelle umhergeht, sich auf das Bett setzt und die Schuhe wechselt.

Spektakuläre Flucht

Dann verschwindet “El Chapo” im Waschbereich. “Die Toilette und die Dusche liegen im toten Winkel der Kameras. Damit soll die Privatsphäre der Häftlinge gewahrt werden”, sagte der nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido am Dienstagabend (Ortszeit). Unter der Dusche endete der rund 1,5 Kilometer lange Tunnel, durch den Guzman am Samstag geflohen war.

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3,5 Mio. Belohnung ausgesetzt – Direktor gefeuert

Nach der filmreifen Flucht des Drogenbosses Joaquin “El Chapo” Guzman aus einem Hochsicherheitsgefängnis hat die mexikanische Regierung umgerechnet 3,5 Millionen Euro Belohnung auf Hinweise zu seiner Ergreifung ausgesetzt. Zwei Tage nach Guzmans Ausbruch aus einem Hochsicherheitsgefängnis wurden zudem der Gefängnisdirektor und der Chef der Strafvollzugsbehörde gefeuert.

Helfer im Gefängnis

Der Drogenboss müsse bei seiner Flucht Helfer unter den Gefängnismitarbeitern gehabt haben, sagte Innenminister Miguel Angel Osorio Chong am Montag (Ortszeit). Guzman, zeitweise der meistgesuchte Verbrecher der Welt und milliardenschwerer Chef eines weltumspannenden Drogenkartells, war am Samstagabend durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel unter seiner Zellendusche aus dem Gefängnis getürmt – obwohl seine Zelle rund um die Uhr mit Videokameras überwacht wurde und er zudem eine elektronische Fessel trug.

Wie Innenminister Osorio Chong sagte, gab es in der Zelle aus Gründen der Privatsphäre allerdings “zwei tote Winkel”, die nicht per Kamera überwacht wurden. Die elektronische Fußfessel habe zudem nur innerhalb der Gefängnismauern funktioniert.

Aufruf an Mexikaner

Nach Angaben von Generalstaatsanwältin Arely Gomez wurden bisher 34 Gefängnismitarbeiter und 17 Häftlinge von den Ermittlern verhört. Unter den Befragten waren nach Angaben aus Justizkreisen die für Guzmans Zelle zuständigen Wächter und die Gefängnismitarbeiter, die die Videoüberwachung auswerteten. Vernommen wurden zudem zwei Anwälte Guzmans. Verhört werden soll auch der Besitzer des Grundstücks, auf dem der Fluchttunnel in einem Rohbau endete sowie alle Besucher Guzmans während seiner 17-monatigen Haft.

Der Innenminister forderte die Mexikaner auf, den Behörden bei der Suche nach Guzman zu helfen. Hinweise bei einer eigens eingerichteten Hotline würden vertraulich behandelt. Die ausgesetzte Belohnung in Höhe von umgerechnet 3,5 Millionen Euro ist das Doppelte der Summe, die die Regierung normalerweise für Hinweise auf Drogenbosse zahlt. “Für diesen Verbrecher wird es keine Ruhe geben”, gelobte Osorio Chong. “Es wird keine Pause geben in den Anstrengungen, ihn wieder zu ergreifen.”

Der Drogenbaron war im Jahr 2001 bereits ein erstes Mal aus dem Gefängnis ausgebrochen. Damals gelang ihm die Flucht, indem er sich in einem Wäschewagen versteckte. Das von Guzman angeführte Sinaloa-Kartell kontrolliert weite Teile des Drogengeschäfts in Mexiko und schmuggelt Rauschgift in die USA und bis nach Europa und Asien. Mit konkurrierenden Banden liefert es sich einen blutigen Krieg um die Kontrolle des Rauschgifthandels. Dabei wurden seit Ende 2006 nach jüngsten Angaben mehr als 80.000 Menschen getötet.

Drogenboss wieder Staatsfeind No. 1 in USA

Nach der spektakulären Flucht von Joaquin “El Chapo” Guzman aus einem Hochsicherheitsgefängnis hat eine US-Organisation den mexikanischen Kartellchef erneut zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt. Der Titel wird von der Organisation Chicago Crime Commission (CCC) vergeben. Vor “El Chapo” war nur der legendäre US-Gangster Al Capone in den 1930er Jahren als Staatsfeind Nummer 1 deklariert worden.

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AP ©Archivaufnahme: “El Chapo” ist wieder Staatsfeind Nr. 1. AP

“Guzmans Sinaloa-Kartell ist der wichtigste Drogenlieferant in Chicago. Seine Leute importieren große Mengen Rauschgift in die Region und schicken Millionen Dollar an Drogengelder zurück nach Mexiko”, sagte Kommissionspräsident J.R. Davis am Dienstag. In den etwa 100 000 Mitgliedern von Straßengangs in Chicago und Umgebung habe das Verbrechersyndikat willfährige Helfer gefunden.

Die CCC hatte “El Chapo” bereits 2013 zum Staatsfeind Nummer 1 erklärt. “Verglichen mit Guzman war Al Capone ein Anfänger”, sagte Davis damals. Nach der Festnahme des Drogenbosses im vergangenen Jahr wurde er vorläufig von der Liste gestrichen.

(APA)

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