Im Jänner hatten sich Proteste im westlichen Teilstaat Michocan gegen die Auflösung von Bürgerwehren gegen die Drogenmafia gerichtet. Laut einer von der Zeitschrift “Proceso” und dem Nachrichtenportal “Aristegui Noticias” veröffentlichten Reportage waren die Demonstranten in der Stadt Apatzingan allenfalls mit Stöcken bewaffnet, als die Bundespolizisten das Feuer auf sie eröffneten.
Tötet sie wie Hunde
Die Autorin der Reportage, Laura Castellanos, beruft sich unter anderem auf die Aussagen von 39 anonym gebliebenen Zeugen. 16 davon berichteten, dass die Polizisten in eindeutiger Tötungsabsicht gehandelt hätten. “‘Tötet sie wie Hunde’ riefen die Bundespolizisten” – mit diesen Worten wird die Reportage eingeleitet.
Journalistin Laura Castellanos beruft sich auf die Aussagen von knapp 40 anonym gebliebenen Zeugen – AP
Exzessive Gewaltanwendung
Nach bisherigen offiziellen Angaben waren bei den Konfrontationen in der 100.000-Einwohner-Stadt am 6. Jänner neun Menschen getötet und 44 festgenommen worden. Die Nationale Sicherheitskommission (CNS) teilte am Samstag mit, ihr sei anonym ein Video zugeschickt worden, das auf eine “exzessive Gewaltanwendung” durch Polizeibeamte in Apatzingan hinweise. Auf Grundlage des Videos sollten Ermittlungen eingeleitet werden. Aus der Mitteilung wurde aber nicht deutlich, ob es sich um denselben Vorfall handelt.
Auf Menschen bei der Demo und in einem Fahrzeug-Konvoi geschossen
Der Reportage zufolge schossen die Bundespolizisten am 6. Jänner bei zwei zeitlich auseinanderliegenden Vorfällen auf die Demonstranten – zunächst feuerten sie demnach in den frühen Morgenstunden auf rund hundert Menschen, die sich vor dem Rathaus versammelt hatten, und dann einige Stunden später auf mehrere Fahrzeuge, die einen Polizeikonvoi verfolgten. Die Demonstranten in den Fahrzeugen hätten festgenommene Gefährten aus dem Konvoi befreien wollen.
Einschusslöcher in der Windschutzscheibe eines Pick-up Trucks in Apatzingán- APA
Demo gegen die Drogenbande der Tempelritter
Die Demonstranten in Apatzingan gehörten den Bürgerwehren an, die sich 2013 in Michoacan gegen die Drogenbande der Tempelritter erhoben hatten. Die mexikanische Zentralregierung hatte die Bürgerwehren zunächst legalisiert, im Mai 2014 dann aber verboten. Gegen die Auflösung der Milizen formierte sich Protest, ein Teil der Demonstranten besetzte ein Gelände nahe des Rathauses von Apatzingan.
Schmuggel von Crystal Meth
Die Tempelritter gehören zu den mächtigsten mexikanischen Drogenbanden und sollen sich auf den Schmuggel der gefährlichen Droge Crystal Meth in die USA spezialisiert haben. Der Anführer der Tempelritter, Servando “La Tuta” Gomez, wurde Ende Februar von der mexikanischen Polizei gefasst.
Mutmaßlicher Boss des Juarez-Kartells gefasst
Laut CNS wurde jetzt auch der mutmaßliche Boss des einst mächtigen Juarez-Kartells festgenommen. Der 38-jährigesei am Freitag auf seiner Ranch in der nordmexikanischen Ortschaft Villa Ahumada, etwa 120 Kilometer von der Grenzstadt Ciudad Juarez entfernt, gefasst worden. Salas Aguayo war erst im Oktober zum Kopf des Kartells aufgestiegen, nachdem sein Vorgänger festgenommen worden war.
Salas Aguayo – AP
Krieg mit tausenden Toten
Die Juarez-Bande hatte allerdings in den vergangenen Jahren einen großen Teil ihrer Einflussgebiete an das rivalisierende Sinaloa-Kartell verloren. Die beiden Organisationen hatten sich in der Millionenstadt Ciudad Juarez einen Krieg geliefert, in dessen Verlauf mehrere tausend Menschen getötet wurden.
(APA)