CDU-Generalsekretär Volker Kauder wollte in Berlin aber nicht Spekulationen kommentieren, wer in das Team aufgenommen wird. Der wegen seiner Kritik an ostdeutschen Wählern kritisierte CSU-Chef Edmund Stoiber will sich weiter die Option auf einen Wechsel nach Berlin offen halten. Diese Frage werde nach dem Wahltag geklärt, sagte CSU-Generalsekretär Markus Söder am Dienstag in München.
Söder betonte, dass sich an Stoibers Position zu einem eventuellen Wechsel nach Berlin nichts geändert habe: Die Wahl wird nach der Wahl entschieden, ob er in München bleibt oder nach Berlin geht. In den Medien wurde wegen des Wirbels um Stoibers Kritik an den ostdeutschen Wählern bereits spekuliert, dass die Chancen des Ministerpräsidenten auf ein Berliner Regierungsamt gesunken sein könnten.
Der Linkspartei-Spitzenkandidat Oskar Lafontaine hat den CSU-Vorsitzenden zu einem TV-Duell anstatt zu einem Streitgespräch in einer Zeitung oder einem Magazin aufgefordert. In einer von der Linkspartei verbreiteten Erklärung sagte Lafontaine am Dienstag, er halte weiter ein Streitgespräch im Fernsehen als am besten geeignet für die Meinungsbildung der Wähler. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich ausgerechnet der bayerische Ministerpräsident von Frau Merkel die Lederhosen ausziehen lässt, sagte der frühere SPD-Vorsitzende.
Stoiber hatte nach der heftigen Kritik an seinen umstrittenen Äußerungen zu Ostdeutschland und den Spitzenkandidaten der Linkspartei Lafontaine zu einem Wahlkampfduell herausgefordert, was zunächst als Angebot zu einer TV-Auseinandersetzung aufgefasst worden war. Am Montag hatte die CSU aber dann aber erklärt, Stoiber sei zu einem Zeitungs-Streitgespräch bereit. Ein TV-Duell zwischen den beiden Politikern sei nie zur Debatte gestanden. Nach einem Bericht von Spiegel-online hat Stoiber das Angebot zu einem Streitgespräch mit Lafontaine in dem Nachrichtenmagazin angenommen.
Unklar ist, ob Stoiber noch weitere Wahlkampfauftritte im Osten absolvieren wird. Aus den Reihen der Ost-CDU hatten sich am Wochenende Politiker gegen weitere Termine Stoibers in den neuen Ländern ausgesprochen. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass sich Stoiber auf Bayern konzentriere, sagte dazu Generalsekretär Söder. Auch in der vergangenen Woche seien noch Einladungen zu Kundgebungen im Osten eingegangen, sagte dazu Söder – so am vergangenen Freitag aus Brandenburg. Die werden geprüft. Laut Internet-Terminplan Stoibers sind derzeit keine Ost-Kundgebungen des CSU-Chefs eingeplant.
CDU-Generalsekretär Kauder sagte zur Personaldebatte, die Nominierten sollen nicht notwendigerweise Kabinettsmitglieder werden, da sich diese Personalentscheidungen nach dem Wahlergebnis und den Koalitionsverhandlungen richteten. Außerdem werde in einem Ministerium eine eigene Stelle zur Durchsetzung von Bürokratieabbau eingerichtet. Auch dazu nannte Kauder keinen Namen.
Stoiber hatte bereits zwei Mitglieder für das Kompetenzteam öffentlich genannt: den stellvertretenden Unions-Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schäuble für Außen- und Sicherheitspolitik und den bayerischen Innenminister Günther Beckstein (CSU) für innere Sicherheit. Der stellvertretende CSU-Vorsitzende Horst Seehofer sprach sich für Friedrich Merz als Experten für Wirtschaft und Finanzen aus.
Nach Medienberichten soll jedoch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller für Wirtschaft, Arbeit und Infrastruktur zuständig werden. Der Ex-Verfassungsrichter und Steuerexperte Paul Kirchhof solle die Bereiche Finanzen und Haushalt übernehmen. Im Gespräch sind unter anderen auch die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan, die CSU-Politikerin Gerda Hasselfeldt und der thüringische Ministerpräsident Dieter Althaus als Ost-Experte.
Kauder sah nach einer dimap-Umfrage im Auftrag der CDU die Union bei der Sonntagsfrage mit 43 Prozent weiterhin deutlich vorn. Die SPD folgt mit 29 Prozent. Auf die Grünen entfallen den Angaben zufolge neun, auf die Linke acht und auf die FDP sieben Prozent. Für die Umfrage wurden laut CDU 1.009 Wahlberechtigte im Zeitraum von 11. bis 14. August befragt. Ausgeprägt ist nach den Worten Kauders auch die Wechselstimmung. 55 Prozent der Befragten seien für den Machtwechsel, 31 Prozent wollten, dass Rot-Grün weiterhin die Regierung stellt.