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Merkatz wird 75

Der Publikumsliebling, der kommenden Donnerstag (17. November) seinen 75. Geburtstag feiert, hat aber auch auf der Theater- und Musicalbühne große Erfolge gefeiert.

Gegenwärtig steht er als Benesch in Martin Kusejs Inszenierung von „König Ottokars Glück und Ende“ auf der Bühne des Burgtheaters.

Als „Mundl“ und „Bockerer“ hat er österreichische Film- und Fernsehgeschichte geschrieben und sich als gutherziges, aber bodenständiges Gegenbild zu den bösen Österreicher-Spiegelbildern eines Helmut Qualtinger in das kollektive Gedächtnis eingeschrieben.

Karl Merkatz wurde 1930 als Sohn eines Werkzeugmachers und einer Weberin in Wiener Neustadt geboren – und hatte alles andere als eine große Theaterkarriere in Aussicht. Der theaterbegeisterte Bub, der in Laienspielgruppen mitspielte, machte zunächst eine Tischlerlehre: „Der Wunsch meiner Eltern war: ein richtiges Handwerk, davon kann man leben, Schauspieler ist ein Hungerleiderberuf“, schreibt Merkatz in seiner eben erschienenen Autobiografie, „Als braver Sohn wählte ich das Handwerk.“ Die Freude am Tischlern hat Merkatz auch später nie verlassen.

Er nahm Schauspielunterricht in Salzburg, Wien und Zürich und machte am Mozarteum seine Abschlussprüfung mit Auszeichnung. Seine Bühnenkarriere begann am Kleinen Theater in Heilbronn – wo er auch seine Frau Martha Metz kennen lernte, mit der er seit 1956 verheiratet ist. Seine weitere Karriere führte ihn u.a. an das Salzburger Landestheater, an die Städtischen Bühnen Nürnberg, an die Bühnen der Stadt Köln, an das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das Thalia Theater und die Münchner Kammerspiele. Seit 1976 ist er freier Schauspieler und hat u.a. in Mörbisch, bei den Salzburger Festspielen, an der Josefstadt, an Volkstheater und Volksoper in Wien sowie am Stadttheater Klagenfurt gastiert.

Auf der Bühne spielte Merkatz Raimund und Nestroy, Goethe, Beckett und Shakespeare und beeindruckte mit seinem „Affen-Monolog“ nach Kafkas „Bericht für eine Akademie“. Bei den vergangenen Salzburger Festspielen stand er nicht nur im „Ottokar“, sondern auch in „Jedermann“ (als armer Nachbar und als Gott) auf der Bühne. Im kommenden Jahr möchte er sich einen Schauspielertraum erfüllen und den „König Lear“ in Klagenfurt spielen. Auch mit Operetten und Musicals feierte er große Erfolge, etwa als „Frosch“ in der „Fledermaus“, als „Mann von La Mancha“ an der Volksoper oder im Theater an der Wien als Tewje in „Anatevka“.

Der Durchbruch zum Fernsehstar gelang ihm als polternder proletarischer Haushaltsvorstand Edmund Sackbauer in Reinhard Schwabenitzkys Serie „Ein echter Wiener geht nicht unter“, die der ORF von 1974 bis 1977 produzierte. Dabei hatte er nach Lektüre des ersten Drehbuchs zunächst ablehnen wollen: „Dieser Edmund Sackbauer war ein ordinärer, brutaler Familienvater, der ohne Rücksicht auf Verluste alles niedergeschrien und zugeschlagen hat, wann immer ihm etwas nicht passte“, schreibt Merkatz in seiner Autobiografie, „Nein, so einen Menschen wollte ich nicht spielen.“ Merkatz gestaltete die Rolle nach seinen Vorstellungen um, und machte den „Mundl“ zu einer der populärsten Fernsehfiguren der Zweiten Republik.

Den gegen die Nazis renitenten Wiener Fleischhauer Bockerer spielte er zunächst im Stück von Ulrich Becher und Peter Preses auf der Bühne des Wiener Volkstheaters – die Anfrage für die Rolle erreichte Merkatz unter abenteuerlichen Umständen in Australien, wo er 1979 den ersten von vielen mehrmonatigen Aufenthalten verbrachte, den zweiteiligen TV-Film „Easy Radler“ drehte und sich nachhaltig in das Land verliebte. Die Franz-Antel-Verfilmung des Stückes wurde ein großer Erfolg und brachte Merkatz bei den Filmfestspielen in Moskau 1981 den „Preis für die beste schauspielerische Leistung“, eine von zahlreichen Auszeichnungen, mit denen Merkatz geehrt wurde. Die Rolle des „Bockerer“ hat er auch in den drei Fortsetzungs-Filmen Antels übernommen, und wie er sich stets trotz Bedenken dazu überreden ließ, auch das erzählt Merkatz in seiner Autobiografie.

Zuletzt sorgte Merkatz, der 1999/2000 Vorsitzender der Menschenrechtsorganisation „SOS Mitmensch“ war, abseits der Kulturseiten für Schlagzeilen: Im September wurde er bei der Rückfahrt von einer Fernseh-Live-Sendung in Salzburg in den Flachgau, wo er ein Haus besitzt, in einen tödlichen Verkehrsunfall verwickelt. Die Ermittlungen dazu sind noch nicht abgeschlossen.

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