Den Anfang macht am Donnerstag, dem 21. Oktober, um 21.05 Uhr in ORF 2 die Dokumentation “Tod im Schnee – Die größte Lawinenkatastrophe der Welt”, in der Sabine Zink und Gerhard Jelinek die Tragödie im Großen Walsertal neu aufarbeiten.
Tod im Schnee – Die größte Lawinenkatastrophe der Welt
Am 9. Dezember 1953 misst man in der Vorarlberger Berggemeinde Blons im Walsertal 30 Grad, Frühlingsblumen sprießen, die Menschen sind verunsichert. Seit Jahrhunderten haben die Walser Bergbauern mit der Unberechenbarkeit des Wetters leben gelernt, doch diese ungewöhnlich warme Jahreszeit ängstigt die Bevölkerung. Sie wittert Gefahr. Einen Monat später beginnt ein Winter, den man in Vorarlberg nie mehr vergessen wird: Binnen 24 Stunden fallen bis zu zwei Meter Neuschnee, die Lawinengefahr spitzt sich gefährlich zu. Innerhalb von zwei Tagen gehen in Vorarlberg 388 Lawinen ab, 270 Menschen werden verschüttet, fast die Hälfte von ihnen stirbt.
Am schlimmsten trifft es das Walsertal – und dort die Gemeinde Blons. Denn der natürliche Lawinenschutz, der Bannwald, wird von den traditionell großen Walserfamilien über die Jahrhunderte dezimiert. Sie haben ihn gerodet, um mehr Platz für Mensch und Vieh zu schaffen und ihre Existenz zu sichern. Am Montag, dem 11. Jänner 1954, zahlen die Walser einen hohen Preis dafür: Blons wird von zwei gewaltigen Lawinen verwüstet. Sie donnern fast ungehindert über die Steilhänge auf den kleinen Ort herab. Mehr als 100 Menschen werden verschüttet, jeder sechste Gemeindebewohner kommt ums Leben, Höfe und Ställe werden in Stücke gerissen. Einen ganzen Tag lang ist die Gemeinde mit ihren Überlebenden mit der Tragödie allein, denn die Telefonleitungen sind tot, die Straßen unpassierbar. Mit bloßen Händen suchen die Menschen nach ihren Angehörigen, nach ihren Kindern. Als die Behörden endlich von der Katastrophe erfahren, setzt eine wahre Völkerwanderung ein: B-Gendarmerie, Hilfsorganisationen, Feuerwehren und Hunderte Freiwillige aus dem In- und Ausland bahnen sich den Weg ins tief verschneite Walsertal.
Was die Helfer an Leid und Zerstörung in Blons zu sehen bekommen, übertrifft jedes Vorstellungsvermögen. Internationale Fernsehstationen und Zeitungen berichten über das Unglück – das bis dahin weitgehend unbekannte Walsertal wird zum Symbol für die Unberechenbarkeit der Berge, des Schnees und der Natur. Die Solidarität ist enorm. Der Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegsjahre und die große Spendenbereitschaft ermöglichen den raschen Wiederaufbau in Blons. Doch die Wunden bleiben. Das Lawinenunglück betrifft fast jede Familie im Walsertal und gräbt sich tief in die Biografien der Menschen ein. Stoff, der in mehreren Büchern verarbeitet wird und auch die Matrix für den aktuell in den Kinos laufenden Film “Atem des Himmels” des Vorarlberger Autors und Regisseurs Reinhold Bilgeri (in Koproduktion mit ORF und ZDF) bildet. Ein von Nicole Oberhauser gestaltetes “Österreich-Bild” aus dem Landesstudio Vorarlberg mit dem Titel “Der Atem des Himmels – Von der Katastrophe zum Kinofilm” zeigte am Sonntag, dem 22. August, um 18.30 Uhr in ORF 2 die Geschichte, das Entstehen und Fertigstellen des Films.
In ihrer Dokumentation “Tod im Schnee – Die größte Lawinenkatastrophe der Welt” arbeiten Sabine Zink und Gerhard Jelinek die Tragödie von Blons neu auf. Sie sprechen mit Zeitzeugen, Überlebenden und deren Nachkommen. Minutiös erinnern sich die Menschen von Blons auch heute noch an die dramatischen Tage. Eine Dokumentation, die mit packenden Schilderungen, berührenden Erinnerungen und spannenden neuen Recherchen eine unvergessliche Katastrophe und deren Auswirkungen auf Generationen begreifbar macht.