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Meinl-Reisinger in Bukarest: Daumendrücken für ÖFB-Team

Außenministerin Meinl-Reisinger mit ihrer Amtskollegin Oana ?oiu
Außenministerin Meinl-Reisinger mit ihrer Amtskollegin Oana ?oiu ©APA (BMEIA/Michael Gruber)
Außenministerin Beate Meinl-Reisinger ist am Sonntag in einen zweitägigen Besuch in Bukarest gestartet. In der rumänischen Hauptstadt drückte die NEOS-Politikerin am Abend beim Fußball-WM-Qualifikationsmatch Rumänien - Österreich wohl dem ÖFB-Team die Daumen. Am Montag ist ein Meinungsaustausch mit Amtskollegin Oana Țoiu von der liberalen Reformpartei USR ("Verein Rettet Rumänien") geplant. Im Fokus stehen laut Außenministerium die Themen Sicherheit und Wirtschaft.

Die Außenministerin verfolgte das Länderspiel in der mehr als 55.000 Zuschauer fassenden "Arena Națională" Sonntagabend gemeinsam mit Kollegin Țoiu. Zuvor traf sie in ihrem Hotel eine kleine Gruppe von Schülern des Grazer Gymnasiums Dreischützengasse, wo am 10. Juni 2025 ein Amokläufer zehn Menschen und sich selbst getötet hatte. Ihr Familien stammen aus Rumänien. Manche der Burschen waren Zeugen und auch Opfer des Attentats eines ehemaligen Schülers. Zwei von ihnen wurden laut Außenministerium von Kugeln getroffen und schwer verletzt.

Die damaligen Ereignisse seien so unvorstellbar, zeigte Meinl-Reisiniger, selbst Mutter von drei Töchtern, bei der Aussprache vor Matchbeginn Mitgefühl. "Es gibt keine Erklärung dafür." Es habe nach dem Attentat "viele Programme" gegeben, die ihnen halfen, das Erlebte zu verarbeiten, erzählten die Schüler, die aktuell 7. und 8. Klassen des Grazer Gymnasiums besuchen. Mittlerweile sei das Thema aber "nicht mehr so präsent" wie am Anfang.

Rumänischer Fußballverband lud Grazer Schüler ein

Als Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls hatte der rumänische Fußballverband die Jugendlichen zu dem WM-Qualifikationsspiel eingeladen. Die Außenministerin überreichte ihnen rot-weiß-rote Schals und von David Alaba und Co. handsignierte Trikots der österreichischen Nationalmannschaft. "Als kleinen Hinweis, zu wem ihr heute halten sollt", scherzte Meinl-Reisinger. Einer der Teenager reagierte durchaus keck. Er ortete "eine Art Bestechung" und hatte die Lacher somit auf seiner Seite.

Am Montag werden Meinl-Reisinger und Țoiu bei einem Wirtschaftsfrühstück und Investorentreffen mit Vertretern österreichischer Unternehmen (Motto: "Austria - Romania - successful together") in den Tag starten.

WKO: Österreich zweitgrößter Investor in Rumänien

Rumänien verbuchte laut dem Außenwirtschaftscenter Bukarest der Wirtschaftskammer (WKO) im ersten Halbjahr 2025 ein leichtes Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent. Im Jahr davor war es noch bei 0,9 Prozent gelegen. Daten der Rumänischen Nationalbank zufolge ist Österreich mit einem Anteil von 11,7 Prozent der zweitgrößte ausländische Investor in Rumänien hinter Deutschland, aber vor Frankreich und den USA. Mit Direktinvestitionen von 13,5 Milliarden Euro ist Rumänien das sechstwichtigste Zielland österreichischer Auslandsinvestitionen.

Schengen-Veto in Rumänien "nicht vergessen"

Positiv für die österreichische Wirtschaft wirkte sich laut WKO der per Jahresbeginn 2025 vollzogene Schengenbeitritt Rumäniens aus. Das vorherige österreichische Veto ist allerdings "nach wie vor nicht ganz vergessen", heißt es in dem entsprechenden Länderbericht.

Österreich hatte federführend unter der Ägide von ÖVP-Innenminister Gerhard Karner zwei Jahre lang die vollständige Aufnahme Rumäniens und Bulgariens in den Schengen-Raum blockiert, der den freien Personen- und Warenverkehr innerhalb der Europäischen Union garantiert. Das Argument lautete, dass zu viele Flüchtlinge über die Westbalkanroute nach Österreich gelangten.

OMV übernahm staatliche Erdölfirma Petrom 2005

Im weiteren Verlauf ist auch ein Besuch der OMV-Petrom-Raffinerie Petrobrazi vorgesehen. Das Unternehmen errichtet in der Raffinerie nahe der Stadt Ploiești, rund 60 km nördlich von Bukarest, derzeit eine neue Anlage für nachhaltige Kraftstoffe. Diese soll pro Jahr bis zu 250.000 Tonnen von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) und erneuerbarem Diesel (HVO) produzieren können. Die Produktionsstätte wird nach Angaben von OMV Petrom 2028 in Betrieb gehen.

OMV-Petrom hat seit der Übernahme der rumänischen staatlichen Erdölfirma Petrom im Jahr 2005 rund EUR 18 Milliarden in das Unternehmen reinvestiert. Bis 2030 sollen weitere bedeutende Investitionen in verschiedene Projekte zur Erhöhung der Nachhaltigkeit fließen.

Die OMV ist in Rumänien aber auch anderweitig aktiv: Ab 2027 soll das rumänische Projekt "Neptun Deep" große Mengen an Gas für Europa liefern. Rund 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas soll das Milliardenprojekt "Neptun Deep" ab dem Jahr 2027 liefern und Rumänien so zum Gasexporteur machen. Doch Rumänien geht es laut einem Bericht der Tageszeitung "Die Presse" nicht schnell genug. Im Raum stehen Millionenstrafen und ein Lizenzverlust.

Diskussionen um Schutzmaßnahmen für Bohranlagen

Bezüglich der Bohranlagen wird in Bukarest derzeit auch diskutiert, inwieweit es Schutzmaßnahmen für strategisch wichtige Investitionsprojekte wie die mobile Offshore-Bohranlage Neptun Deep der OMV/Petrom und Romgaz gibt beziehungsweise, ob diese Sache der jeweiligen Unternehmen oder der rumänischen Behörden ist. Von der von Russland besetzten Krim aus, so rumänische Medien, ist die Bohranlage per Drohnen nämlich im Handumdrehen erreichbar.

Russischer Einfluss bei annullierter Präsidentenwahl

Vermutlich russischer Einfluss der anderen Art erlebte Rumänien Ende vergangenen Jahres bei den Präsidentschaftswahlen, deren erster Durchgang vom Verfassungsgericht annulliert wurde. Dieser hatte überraschend der pro-russische Rechtsextremist Călin Georgescu gewonnen.

Die Annullierung erfolgt vor dem Hintergrund von Erkenntnissen der rumänischen Geheimdienste sowie Nachrichtendienste weiterer NATO-Staaten über massive äußere bzw. russische Einflussnahme auf den Wahlprozess via Social Media.

Schutz vor Einflussnahme gewährleistet?

Bei der Neuaustragung der Wahl Mitte Mai setzte sich letztlich der als proeuropäisch geltende parteifreie Bürgermeister von Bukarest Nicușor Dan durch. In der rumänischen Öffentlichkeit wird nun aber auch die Frage gestellt, inwieweit das Land und die Gesellschaft mittlerweile vor Einflussnahme aus Russland geschützt sind.

Innenpolitisch dreht sich in Rumänien zurzeit alles um die Spar- und Reformpakete, die die Koalitionsregierung unter Premierminister Ilie Bolojan (Liberale/PNL) wegen des ausgeuferten Budgetdefizits (9,3 Prozent in 2024) schnüren musste.

(APA)

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