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Meine Keine Familie - Trailer und Kritik zum Film

Otto Mühls Friedrichshof-Kommune ist legendär und erlebte mit ihrer Auflösung und der Verurteilung des Gurus wegen Missbrauchs 1991 einen letzten medialen Aufmerksamkeitshöhepunkt. Alle Spielzeiten auf einen Blick

Über Jahre geriet die Geschichte dieser einst größten Kommune Europas, die im Burgenland das Gemeinschaftseigentum und die freie Sexualität propagierte und lebte, in Vergessenheit. In jüngster Zeit scheint das Thema jedoch an Aktualität zu gewinnen, widmete sich doch 2009 Juliane Großheim in ihrem Dokumentarfilm den “Kindern vom Friedrichshof”, während im Vorjahr im Wiener Filmarchiv eine Retrospektive mit den Spielfilmen der Kommune lief. Eine sehr persönliche Exkursion in seine Vergangenheit hat nun Jungregisseur Paul-Julien Robert unternommen, der am Friedrichshof aufwuchs.

Meine Keine Familie: Die Story

Robert begibt sich mit seiner Mutter Florence Desurmont auf eine Reise zu verschiedenen Stationen ihres gemeinsamen und ihres getrennten Lebens, ließ die Schweizerin ihren Sohn doch mit vier Jahren in der Kommune zurück, als sie zum Geldverdienen in die Heimat entsandt wurde. Der Regisseur konfrontiert seine Mutter und letztlich sich selbst mit der stets im Raum schwebenden Frage, was Familie ist und was sie sein kann.

Die Auseinandersetzung ist ehrlich und hart, die Verletzungen durch das repressive System der Kommunenerziehung sind spürbar. Zugleich wird bei den Treffen mit verschiedenen Mitgliedern und Kindern der Kommune neben der großen Belastung auch die geschwisterliche Verbundenheit vieler Altersgenossen deutlich.

Meine Keine Familie: Die Kritik

Wo liegt die Schuld der Erwachsenen, ist das Ideal einer kleinfamilienfreien Gesellschaft an sich selbst gescheitert oder wurde es durch einen sich sukzessive herausbildenden Kadavergehorsam desavouiert? Diese Repressionsmechanismen des Kommunenalltags samt demütigender Selbstdarstellungen der Kinder illustriert Robert in seinem ersten Langfilm mit bis dato unbekanntem Archivmaterial, das dem Betrachter teils den Atem stocken lässt.

Die große Stärke von “Meine Keine Familie” liegt darin, dass es Robert einerseits gelingt, das System Friedrichshof begreifbar zu machen, die persönlichen Narben der einstigen Kinder offenzulegen, ohne die einzelnen Protagonisten bloßzustellen. Andererseits evoziert der Film über die konkrete Mühl-Kommune hinaus Fragen nach Zusammenhalt, Verantwortung und letztlich nach Familie. Nachdem “Meine Keine Familie” bereits 2012 auf der Viennale geiert wurde, kommt der Film jetzt in die heimischen Kinos.

(Red./APA)

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