Die von Industrie und Fischerei geprägte Normandie muss immer mal wieder als Schauplatz für skurrile Typen und sozialkritische Geschichten herhalten, Paris dagegen für das süße Leben. Auch Regisseur Cédric Klapisch wählt in “Mein Stück vom Kuchen” die Normandie als Schauplatz und setzt als Kontrast dazu die Hauptstadt als Kulisse für das internationale Börsengeschehen, wo das Geld regiert. Er lässt zwei Welten aufeinanderprallen – tappt dabei allerdings trotz der ein oder anderen charmanten Idee allzu oft in die Klischeefalle. Der Film läuft am Donnerstag (15.9.) in Österreich an.
Die geschiedene und dreifache Mutter France (Karin Viard) verliert in der Industriestadt Dünkirchen im Norden des Landes ihren Job. Als ihr Selbstmordversuch scheitert, nimmt sie ihr Leben wieder in die Hand und geht nach einer kurzen Ausbildung als Haushaltshilfe zu einem skrupellosen, selbstgefälligen Börsenhai nach Paris. Stéphane (Gilles Lellouche), der sich als international agierender Broker Steve nennen lässt, will nur eines: seinen Spaß und einen ordentlichen Haushalt, aber keinerlei Verpflichtungen, die über monetäre hinausgehen.
Während die einfache, aber handfeste France ihren Job macht, fliegt Steve mal eben mit seinem Privatjet seine Kurzzeitgeliebte nach Venedig, um da einige vermeintlich romantische Tage zu verbringen, die er sich in erster Linie erkaufen will. France hingegen reist mit vielen Geschenken zu ihrer Familie nach Dünkirchen. Irgendwann kümmert sie sich auch um Steves Sohn, den dessen Mutter eines Tages einfach vor der Tür absetzt. Natürlich gelingt es France, bei dem eiskalten Geschäftsmann zumindest Ansätze von ehrlichen Gefühlen und Menschlichkeit hervorzulocken.
Eines Tages soll sie ihn gar mit zu einer Geschäftsreise nach London begleiten und beim abendlichen Dinner auch noch als seine russische Geliebte auftreten. Es kommt wie es kommen muss, sie verbringen die Nacht miteinander, doch aus dem romantischen Aufwachen wird nichts. Völlig gleichgültig, fast belustigt erzählt Steve, dass er an der Abwicklung der Fabrik in Dünkirchen beteiligt war, wo France ihre Stelle verlor. France, längst vom hässlichen Entlein zur attraktiven Prinzessin mutiert, ist geschockt, verlässt das Hotel, fest entschlossen, sich an Steve zu rächen.
In dem Film weiß der Zuschauer lange nicht, wohin die Geschichte eigentlich laufen soll. Denn es braucht viel zu viel Zeit, bis es zum ersten Knistern zwischen France und Steve kommt, obwohl dies eigentlich so vorhersehbar ist: Einfache, ehrliche Frau bekehrt gewissenlosen, kalten Banker. Doch auch wenn Klapisch sich und seinen Figuren viel Zeit lässt, glaubwürdiger wird die Geschichte und vor allem die Beziehung der beiden zueinander dadurch nicht.
Natürlich kann Karin Viard, die schon in Klapischs “So ist Paris” mitspielte und zuletzt in “Das Schmuckstück” und “Nichts zu verzollen” brillierte, unglaublich komisch sein. Die 42-jährige Mutter nimmt man der 55-jährigen Schauspielerin allerdings nicht ab – schon gar nicht als Counterpart zu dem 39-jährigen Gilles Lellouche (“Kleine wahre Lügen”). Zudem bedient sich Klapisch viel zu vieler Klischees und Stereotype. Natürlich triumphiert zum Schluss die einfache Arbeiterin auch dank ihres Rückhaltes der Gemeinschaft in Dünkirchen. Steve erfährt zwar immerhin keine Läuterung, bleibt aber der Verlierer. Und so entpuppt sich der als Gesellschaftskomödie angepriesene Film als verklärende Arbeiterromantik. (dpa/APA/VOL Redaktion)