Für solche Fälle richtet jetzt ein schwedisches Unternehmen die Möglichkeit ein, das virtuelle Nachleben zu verwalten. Mit “My Webwill” (Mein Web-Testament) soll es möglich werden, für den Todesfall zu bestimmen, was mit den Profilen in Sozialen Netzwerken geschehen soll. Der neue Dienst will noch in diesem Monat in Schweden und den USA starten, Deutschland und Großbritannien sollen schon bald im neuen Jahr folgen.
Angemeldete Nutzer setzen eine Art digitales Testament auf und bestimmen, was einmal mit ihrem Erbe im Netz geschehen soll. Anbieter wie Legacy Locker, Deathswitch und Slightly Morbid kümmern sich schon länger um das digitale Nachleben und bieten für den Todesfall den Versand von E-Mails an Freunde und Verwandte an. My Webwill sei aber einzigartig, wenn es darum gehe, die verschiedenen Orte des digitalen Alltagslebens nach einem Todesfall unmittelbar zu bearbeiten, erklären die beiden Firmengründerinnen Lisa Granberg und Elin Tybring.
Bei kostenloser Nutzung bietet My Webwill an, bis zu zehn Web-Accounts zu deaktivieren und bis zu fünf vorgeschriebene E-Mails zu versenden. Ein Premium-Dienst für 199 Kronen (19 Euro) im Jahr oder 1.999 Kronen (191 Euro) auf Lebenszeit ermöglicht eine detailliertere Verwaltung von Netzwerkprofilen, etwa die Wahl eines anderen Profilfotos oder ein letztes Status-Update. Dazu müssen bei der Anmeldung die Nutzerdaten für das jeweilige Soziale Netzwerk hinterlegt werden. Außerdem können beim Premium-Dienst auch beliebig viele E-Mails an Hinterbliebene geschickt werden.
In Deutschland und Schweden lässt sich My Webwill automatisch von den Behörden vom Todesfall eines Nutzers unterrichten. In anderen Ländern müssen die Nutzer ein oder zwei Personen ihres Vertrauens benennen, die dem Dienst eine Mitteilung über den Todesfall schicken. Dies wird dann noch bei den Behörden überprüft.
Sunniva Geertinger aus Stockholm sagt, sie habe sehr darunter gelitten, dass sie das Facebook-Profil ihres Freundes nicht habe schließen können. “Unser gesamtes Leben lag da offen: Wann und wo wir im Urlaub waren, wann wir unsere Wohnung renoviert haben und so weiter”, sagt die 24-Jährige. Es habe nach dem Tod ihres Freundes so viele Fragen nach dem Warum und Wie gegeben. Da habe sie es einfach nicht mehr ertragen, dass sein Facebook-Profil noch so offen gewesen sei.
Erst nach mehreren Wochen mit zahlreichen Mail-Wechseln erreichte Geertinger, dass das Profil geschlossen wurde. Dies gehört allerdings nicht zum üblichen Standardverfahren dieses Netzwerks.
Facebook-Sprecherin Elizabeth Linder erklärte, in einem bestätigten Todesfall werde ein Profil in einen “Gedenkstatus” (Memorial State) versetzt. Dabei werden Kontaktinformationen, Status-Updates und Gruppenmitgliedschaften gelöscht. Das Profil selbst bleibt aber weiter zugänglich, und Online-Freunde können weiter auf die “Wall” eines verstorbenen Mitglieds schreiben. “Wir löschen keine inaktiven Accounts”, erklärte Linder.
“Fast jeder kennt jemand, der gestorben ist und dessen Blog einfach weiter da ist oder dessen Facebook-Profil weiterhin Freundschaftsvorschläge verschickt”, sagt My-Webwill-Gründerin Lisa Granberg. “Die Hinterbliebenen haben eine sehr schwierige Zeit, etwas dagegen zu tun.”
Experten erwarten, dass solche Dienste wie My Webwill populärer werden, wenn immer mehr Menschen einen Teil ihres Lebens im Netz führen. “Es gibt seit drei oder vier Jahren und vor allem seit dem Start von Facebook einen klaren Trend, dass wir unsere wirklichen Offline-Persönlichkeiten online stellen”, sagt der schwedische Blogger Fredrik Wass. Daher sollten unsere virtuellen Hinterlassenschaften auf eine ähnliche Weise geschützt werden wie unsere Habe im wirklichen Leben.
Granberg räumt ein, dass es sicherlich Menschen gebe, die Vorbehalte gegen ein Web-Testament hätten. “Aber das ist wie eine Versicherung: Sie tun es um ihrer Verwandten willen und auch damit Sie selbst wissen, dass Sie ihr Leben im Internet kontrollieren.”