So erzählt es George Tabori in seinem vielbödigen Stück “Mein Kampf”. In Urs Odermatts Filmfassung, die heute, Donnerstag, Abend bei der Diagonale in Graz gezeigt wird und am 26. März in die heimischen Kinos kommt, bleibt die Groteske der Hitlerwerdung allerdings in einem vagen Realismus stecken, der außer einem ekligen Nachgeschmack vor allem die Frage auf der Zunge lässt: Wozu?
Eine menschliche Annäherung an den monströsen Führer mag genau in jenen Jahren des Scheiterns als Künstler möglich erscheinen, in denen die verheißungsvolle Großstadt Wien so garstig und unwirtlich zum selbstüberschätzten Maler aus Braunau war. Die Ablehnung an der Akademie, die spärlichen Verkäufe seiner Bilder könnten leicht aus paranoiden Minderwertigkeitskomplexen einen größenwahnsinnigen politischen Ehrgeiz geschält haben und aus der Kränkung einen machtvollen Hass. Doch was will man hinter solchen Analysen? Die Psychologie Adolf Hitlers verstehen? Ein unmögliches Unterfangen. Sie zum Stoff einer Erzählung machen, mit geglücktem Spannungsbogen und hintergründiger Charakterzeichnung? Mehr als fragwürdig.
Bei Tabori geht es um etwas anderes: Um ein surreales Gedankenexperiment, in dem die ungelenke Hitler-Figur ausgerechnet von einem Juden bemuttert, beraten und belächelt und ein wirrer Geist von kluger jüdischer Hand vom nahenden Irrenhaus in die Politik umgelenkt wird. Ein Phantasma für erschütterndes Theater, eine Parabel für die Ironien der Geschichte. Im Film will das nicht recht funktionieren. Vielleicht weil Urs Odermatt für die Umsetzung im allzu realen Setting vieles zu richtig gemacht hat.
Tom Schilling gibt den jungen Hitler als Zornpaket, geschüttelt von seinen fatalen Idealen und Ideologien, zu denen sein eigenes jämmerliches Leben so gar nicht passen will. Mit wirrem Blick und deutschtümelnd verzerrtem Dialekt trifft er im schmutzig-grauen Wien der Jahrhundertwende auf Götz George als Schlomo Herzl. Der wiederum ist mit so viel Güte und Nachsicht wie Naivität ausgestattet (“Guten Morgen, Hitler, aufstehen, mein kleiner Künstler”) und bringt einen Hauch von Augenzwinkern in ein Heimleben, dessen Umgangston sonst ebenso grob ist, wie die andauernd blutig zelebrierte Fleischverarbeitung. Der Ekel gelingt. Die Parabel wird von der Psychologie verschluckt.