Mehrwertsteuer-Betrüger verursachten Schaden in Millionenhöhe
Laut “Radio Praha” haben die tschechischen Ermittler rund zwei Jahre für die Ausforschung der Bande benötigt. 15 Personen wurden ausgeforscht, 13 in Haft genommen. Ihnen wird vorgeworfen, das Benzin ins Land gebracht und weiterverkauft zu haben. Dafür wurden dem Bericht zufolge etwa 70 Unternehmen benutzt. Die Unternehmen, die den Sprit verkauften, wurden jeweils sehr schnell aufgelöst, bevor die Abführung der Mehrwertsteuer an den tschechischen Staat fällig wurde.
Mehrwertsteuer-Betrug im großen Stil
Das Prinzip dieser Betrugsform macht sich zwei Besonderheiten des Mehrwert- oder Umsatzsteuerrechts in der EU zunutze. Einerseits fällt die Umsatzsteuer bei Geschäften von einem EU-Staat in einen anderen de facto weg. Sehr wohl aber wird sie bei Geschäften innerhalb eines Landes fällig. Andererseits hat man beim Abführen der Steuer eine mehrmonatige Frist zur Verfügung. Selbst bekommt ein Käufer, der Mehrwertsteuer entrichtet hat, dieses Geld aber am Ende jenes Monats von der Finanz zurück, in dem das Geschäft getätigt wurde, also maximal innerhalb von 30 Tagen.
So ging die Bande vor
Ein Beispiel: Eine in einem EU-Staat beheimatete Firma A verkauft Waren im Wert von einer Million Euro an das Unternehmen B in einem zweiten EU-Staat, was für beide steuerneutral ist. B verkauft nun weiter an C und berechnet wegen der 20-prozentigen Mehrwertsteuer 1,2 Millionen Euro dafür. Die 200.000 Euro mehr müsste B innerhalb einer bestimmten Frist an sein Finanzamt abführen. Hingegen bekommt C die Mehrwertsteuer sofort rückerstattet. Innerhalb der ihm auferlegten Frist verschwindet nun B – deshalb auch der englische Begriff “Missing Trader” -, der Staat wurde um 200.000 Euro betrogen.
Ermittlungen in Österreich dauern an
Laut “Radio Praha” gibt es im vorliegenden Fall Verbindungen nach Österreich, Deutschland, Slowenien und in die Slowakei. Die Ermittlungen in Österreich seien aber noch immer im Laufen. Das bestätigte das Finanzministerium in Wien am Mittwoch der APA. Nähere Informationen gab es nicht. “Es besteht eine intensive Zusammenarbeit zwischen den österreichischen und tschechischen Steuer- und Zollverwaltungen”, hieß es auf Anfrage.
Laut “Radio Praha” soll es in der Vorwoche rund 25 Durchsuchungen in Wohn- und Geschäftsräumlichkeiten gegeben haben. Dabei wurden Bargeld, Dokumente und Benzin für weitere Verkäufe sichergestellt. (APA)