Eine neue Studie des Kuratorium für Verkehrssicherheit Unterwegs im Dunkeln, die vom Bundessozialamt Wien gefördert wurde, zeigt mit welchen Barrieren blinde und sehbehinderte Menschen in Wien tagtäglich zu kämpfen haben. Zu niedrig montierte Verkehrszeichen, fehlende Leitsysteme oder mangelhaft abgesicherte Baustellen sind nur einige davon.
Mindesthöhe für Verkehrszeichen
KfV-Direktor Dr. Othmar Thann verdeutlicht die Lage Sehbehinderter und Blinder im Straßenverkehr: Sehende Menschen umgehen Verkehrszeichen, Mauervorsprünge, Briefkästen etc. ohne einen Gedanken daran zu verschwenden. Für blinde Menschen bedeuten diese Hindernisse aber oft blutige Schrammen, da diese mit dem Langstock nicht erfasst werden können. Schmerzhafte Verletzungen sind die Folge. Vor allem zu niedrig montierte, scharfkantige Verkehrszeichen sind ein großes Ärgernis. Die Berücksichtigung einer definitiven Mindesthöhe von Verkehrszeichen von 2,20 Meter über Grund in der StVO ist längst fällig.
Mangelhaft gesicherte Baustellen sind tödliche Fallen
Auch Baustellen bergen Gefahren. Viele sind schlecht abgesichert. Gruben, die nur mit einem dünnen Plastikband gesichert sind, herausstehende Nägel oder ein vorspringendes Gerüste beispielsweise können für blinde und sehbehinderte Menschen zur tödlichen Falle werden. Thann appelliert an den verstärkten Einsatz der Exekutive: Gezielte Überwachung und mehr Kontrollen zur gesetzeskonformen Absicherung von Baustellen sind einfache Maßnahmen, die blinden und sehbehinderten Menschen ihren Alltag erleichtern.
Architektur mit Hürden
Architekten denken leider nicht immer an die Grundsätze barrierefreien Bauens bzw. kennen diese nicht. Moderne Gestaltungsvarianten wie schräge Säulen oder nicht markierte Glasflächen und Stufen bedeuten häufig besondere Herausforderungen für Blinde und Sehbehinderte. Auch öffentliche Verkehrsmittel können Hürden bedeuten. Ein positives Beispiel ist allerdings die Wiener U-Bahn. U-Bahnstationen verfügen fast flächendeckend über Blindenleitsystem und akustische Ansagen in den Stationen. Eine vermehrte Ausstattung dieser bewährten Einrichtungen im gesamten öffentlichen Raum ist gefordert.
Sehende Mitmenschen und Radfahrer
Auch sehende Menschen und Radfahrer können zu Gefahrenquellen für Blinde und Sehbehinderte werden. Wer kennt nicht die Situation, einen blinden Menschen an der Kreuzung stehen zu sehen und nicht zu wissen, wie man sich richtig verhalten soll. Durch Unsicherheit und Berührungsängste wird dann oft gar nicht geholfen oder ganz einfach falsch, stellt Thann die Situation dar. Wie die KfV-Untersuchung gezeigt hat, sind Blinde und Sehbehinderte oft auch mit ungebetenen Hilfeleistungen konfrontiert. Laut Studie werden vor allem Radfahrer von Blinden und Sehbehinderten als rücksichtslos empfunden, da diese oft zu schnell und knapp vorbeifahren. Probleme gibt es vor allem dort, wo Rad- und Fußgängerwege nicht baulich, sondern nur durch Bodenmarkierungen voneinander getrennt sind.
Link: www.kfv.at