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Mehr als 100 Tote

Aus Georgien eingedrungene tschetschenische Rebellen haben sich am Donnerstag mit russischen Truppen das größte offene Gefecht seit zwei Jahren geliefert.

Bei den heftigen Kämpfen wurden nach russischen Angaben rund 100 Freischärler und mindestens 17 russische Soldaten getötet. Armee und Polizei bekämpften die rund 200 Rebellen, die in das Bergdorf Galaschki in der südrussischen Teilrepublik Inguschetien einmarschiert waren, mit Artillerie und Kampfhubschraubern. Die Rebellen schossen einen der Hubschrauber vom Typ Mi-24 mit einer Flugabwehrwaffe ab.

Der Kampf bestätigte Moskauer Befürchtungen, Georgien werde bei seinem Polizeieinsatz im grenznahen Pankisi-Tal tschetschenische Rebellen nicht ausschalten, sondern zurück nach Russland drängen. „Georgien entledigt sich zielstrebig der ungebetenen bewaffneten Gäste“, verteidigte dagegen der georgische Vize-Sicherheitsminister Lascha Nazwlischwili in Tiflis diese Taktik. Moskau sieht das Pankisi-Tal als Zufluchtsort internationaler Terroristen und drängt Georgien unter Androhung eigener Militärschläge zu einem energischen Durchgreifen.

In dem mehrstündigen Feuergefecht seien rund 100 Rebellen getötet worden, teilte General Waleri Gerasimow, Kommandant der 58. russischen Armee, in Wladikawkas mit. Zu den toten Rebellen zählten angeblich ein Türke, ein Georgier sowie mehrere Araber aus dem Nahen Osten. Außerdem kam auf Rebellenseite ein britischer Fernsehjournalist ums Leben. Roderick John Scott habe für die Agentur Frontline News gearbeitet, berichtete die Agentur Itar-Tass.

Auf rusischer Seite seien 17 Soldaten getötet worden, darunter zwei Mann Besatzung des abgeschossenen Kampfhubschraubers. Mit schwerem Artilleriefeuer hinderte die Armee die Reste der Rebellengruppe am Weiterzug in das benachbarte Tschetschenien. Unabhängige Berichte aus dem Konfliktgebiet lagen nicht vor.

„In Tiflis stellt sich niemand gegen den natürlichen Wunsch der Tschetschenen, in ihre Heimat zurückzukehren“, sagte der Georgier Nazwlischwili. Diese Haltung sei „völlig prinzipienlos“, kritisierte der für den Tschetschenien-Krieg zuständige Kreml-Sprecher Sergej Jastrschembski.

Die Freischärler standen nach russischen Angaben unter dem Befehl des Tschetschenen Ruslan Gelajew und des Feldkommandant Abdul-Malik, eines zum Islam konvertierten Russen. Die Gruppe hatte angeblich Ende August das Pankisi-Tal verlassen, als georgische Polizei dort einmarschierte. Dann waren die Kämpfer über den Hauptkamm des Kaukasus nach Russland eingedrungen.

Gelajew hatte den russischen Truppen zuletzt im März 2000 in der Anfangsphase des Tschetschenien-Krieges ein großes Gefecht um seinen Heimatort Komsomolskoje geliefert. Dabei waren etwa 400 Rebellen getötet worden. Danach versteckte sich der Tschetschenen-Kommandeur in Georgien im Pankisi-Tal. Im Herbst 2001 unternahm er mit mutmaßlicher Billigung der georgischen Führung einen Überfall auf die von Tiflis abgefallene Teilrepublik Abchasien. Seit der Eroberung Tschetscheniens durch die russische Armee riskieren die Rebellen nur noch selten offene Schusswechsel, sondern verüben als Partisanen Bombenanschläge und Überfälle aus dem Hinterhalt.

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