Seit Ankunft auf dem Planeten Erde ein sozialer Versager, findet sich der Aufsteiger mit Macht und Reichtum nicht zurecht, zumal seine Lebensaufgabe gelöst ist. Da ist es wieder, der alte chinesische Fluch: “Ich wünsche Dir, dass alle Deine Wünsche in Erfüllung gehen.” In der Sinnkrise entschließt sich Neo-Alleinherrscher Megamind, sich einfach einen neuen Gegner zu schaffen – psychologisch der höchst untaugliche Versuch, seinen imaginierten Partner zu reanimieren. Dennoch klont Megamind seinen neuen Gegner aus DNS-Resten des Einstigen, um seiner Existenz die Berechtigung zu geben.
Mit diesem Fokus auf die Krisen und Abgründe des Superhelden-Daseins stellt sich “Megamind” in eine Traditionslinie des aktuellen Animationskinos, die spätestens mit “The Incredibles” begann und jüngst in “Despicable me” seine Fortsetzung fand. So wird der übermenschlichen Kraft der Helden das allzumenschliche Zweifeln beiseite gestellt und deren Entrückung somit konterkariert. Insofern geriert sich “Megamind” auch als Parabel auf die gesellschaftliche Stimmung in den USA, wenn der neue Herrscher im entsprechenden Design sein Konterfei im Obama-Stil und mit dem Wahlspruch “No, you can’t” plakatieren lässt.
Zugleich wird in “Megamind” diese weiche Seite der einst harten Supermänner mit dem bewährten Mittel des Filmzitats und des bunten Spektakelkinos zur Demonstration des 3D-Effekts abgefedert. So tritt Megamind etwa als Supermans Vater im Marlon Brando-Look an den neuen Superhelden heran, um ihn auszubilden. Ganz frei von der Versuchung, den neuadaptierten 3D-Effekt um dessen Schauwert willen einzusetzen, kann sich auch “Megamind” nicht machen. So werden vom Superhelden Babys jongliert, deren Freudensabber sich gefährlich nahe dem Zuschauer nähert. Im Großen und Ganzen gelingt es Regisseur Tom McGrath jedoch elegant, auf allzu evidente Effekthascherei zu verzichten und die Optik sinnig in den Plot zu integrieren.