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Megachurch und Katholizismus: Obamas Glaube

Die USA haben zwar seit ihrer Gründung eine strikte Trennung von Kirche und Staat, doch hat die Religion in der Politik traditionell einen hohen Stellenwert.

Auch im US-Präsidentschaftswahlkampf 2008 spielte der religiöse Hintergrund der Kandidaten eine bedeutende Rolle – und sorgte dabei auch für so manche Kontroverse. Im folgenden eine Darstellung der Positionen der beiden Wahlsieger, Barack Obama und Joe Biden:

BARACK OBAMA:

Der 47-jährige Demokrat, der am 20.1.2009 zum 44. US-Präsidenten vereidigt wird, bekennt sich zwar zum Christentum, doch seine Gegner weisen darauf hin, dass er wegen seines muslimischen kenianischen Vaters aus islamischer Sicht als Muslim gelte. Manche Konservative werfen ihm sogar vor, ein verkappter Muslim zu sein, der sich lediglich zum Schein als Christ gebe.

Der künftige Präsident der einzig verbliebenen Supermacht USA gehört einer sogenannten “Megachurch” – einer Gemeinde mit mehreren tausend Mitgliedern – an, der “Trinity United Church of Christ” in Chicago. Die Gemeinde ist mit der Denomination “United Church of Christ” verbunden, besteht hauptsächlich aus Schwarzen und predigt eine Art “schwarze Befreiungstheologie”. In dieser Kirche hat sich Obama laut eigenen Angaben nach einer weitgehend a-religiösen Jugend 1988 zum Christentum bekehrt. Dem Anfang des Jahres zurückgetretenen langjährigen Pastor Jeremiah Wright wurde wegen seiner “heftigen” Predigten Rassismus gegenüber Weißen vorgeworfen. Obama hat sich von den inkriminierten Aussagen Wrights mittlerweile distanziert.

Kritik aus christlichen Kreisen erntet Obama vor allem für seine Positionen bezüglich Abtreibung und embryonaler Stammzellenforschung. Während er als Präsidentschaftskandidat in Interviews seine Absicht kundtat, die Anzahl der Abtreibungen zu verringern, blieb er in seinem Abstimmungsverhalten als Senator konsistent auf “pro-choice”-Linie, was ihn nach Ansicht vieler konservativer Christen “unwählbar” machte.

JOE BIDEN:

Obamas künftiger Vizepräsident stammt aus einer katholischen Familie irisch-englischer Herkunft. Der bald 66-Jährige, einer der längstdienenden Senatoren der Demokraten, bezeichnet sich selbst als gläubigen Katholiken, der jeden Sonntag in die Messe geht. Gerade in diesem Zusammenhang erregt Bidens Position zur Abtreibung jedoch immer wieder Kritik. Der bisherige Senator von Delaware selbst sagt, er lehne diese zwar persönlich ab, wolle aber “seine Meinung nicht der Gesellschaft aufzwingen”.

Biden hat während seiner mittlerweile 35 Jahre im US-Senat dementsprechend mehrmals gegen strengere Richtlinien für Abtreibung gestimmt, allerdings votierte er auch für das Verbot der “partial-birth abortion”, einer Spätabtreibungsmethode, bei der dem Kind während des Geburtsvorganges der Schädel aufgebohrt wird. Dies brachte Biden den Ruf ein, eher eine “Position der Mitte” in Bezug auf Abtreibung zu vertreten.

Gerade während des Präsidentschaftswahlkampfes musste sich Biden scharfe Kritik von führender Stelle aus seiner eigenen Kirche gefallen lassen: Mehrere US-Bischöfe riefen Biden auf, wegen seiner öffentlich vertretenen Position zum Thema Abtreibung nicht zur Kommunion zu gehen, was der Politiker nach Medienberichten jedoch ablehnte.

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