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Medwedew als "schwächere Kopie Putins" gesehen

Der wahrscheinlich künftige Staatspräsident Russlands, Dmitri Medwedew, wird von den Wählern als Stellvertreter des bisherigen Amtsinhabers Wladimir Putin gesehen - "als eine schwächere Kopie", sagt Denis Wolkow vom Meinungsforschungszentrum Levada.
Medwedews Wahl gilt als sicher

Auch wenn nicht alle Russen zu 100 Prozent mit Putins Politik zufrieden seien, so fürchteten sie dennoch, dass es noch schlimmer kommen könnte.

47 Prozent sagten bei einer Umfrage im Februar, es wäre das Beste, wenn Putin Präsident bleibe. Da dies aufgrund der Verfassung nicht möglich ist, werde eine große Mehrheit für Medwedew stimmen, in der Hoffnung, dass dieser Putins Politik fortsetzt. “Als seine wichtigste Eigenschaft wird seine Nähe zu Putin gesehen”, sagt Meinungsforscher Wolkow. Unscharf sei das Bild nach den Wahlen. Auf die Frage, “wer wird an der Macht sein”, antworteten 23 Prozent Putin und 20 Prozent Medwedew. 41 Prozent sagten, Putin und Medwedew werden gleichsam gemeinsam das Sagen haben. 74 Prozent hoffen, dass Putin seine Macht voll oder zumindest teilweise erhalten kann.

Das Staatsoberhaupt wird von den Russen als Autorität gesehen, als Symbol der Hoffnung und als eine Person, an die sie sich mit ihren Wünschen und Problemen wenden können, erklärt der Meinungsforscher weiter. Dementsprechend groß ist in der Regel das Interesse der Russen an der Präsidentenwahl. Diesmal denken 54 Prozent allerdings, dass bereits im Vorfeld alles geregelt, die Wahl nur mehr eine Art Imitat sei. Dennoch sagen 78 Prozent, sie werden an der Wahl teilnehmen. Wolkow erwartet aber, dass die tatsächliche Beteiligung etwa zehn Prozent geringer ausfallen wird.

Der Wahlkampf zur Präsidentenwahl sei viel ruhiger als jener vor der Duma-Wahl Ende des Vorjahres. Wolkow begründete dies damit, dass die Parlamentswahl 2007 sehr wichtig gewesen sei. Es sei ein Referendum über Putin gewesen. Die große Zustimmung habe Putin für die Zeit nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt die “moralische Basis” gegeben, “so machtvoll wie möglich” zu bleiben. Medwedew solle bei der Wahl am Sonntag gar nicht mehr Stimmen als jene 71 Prozent für Putin bei dessen Wiederwahl im Jahr 2004 bekommen.

88 Prozent der Russen unterstützen Präsident Putin. Drei Gründe geben sie dafür an. Die einen sehe keine Alternative zu ihm. Die anderen hoffen, dass er seine Versprechen einlöst. Und ein Drittel sagt, sie vertrauen Putin, weil er in ihren Augen alles richtig gemacht hat. Wolkow betont: “Putin wird als erfolgreiche Figur gesehen.” Die Wirtschaftssituation sei besser. Die Wirtschaftsreformen seien unter Putin auch in kleineren Städten und in ländliche Gegenden spürbar geworden. Gleichzeitig gefalle den Menschen, dass Putin dem Land außenpolitischen Einfluss gegeben hat.

76 Prozent sagen, Russland sollte eine Demokratie sein. Die Russen haben laut Wolkow aber “kein Verständnis von Demokratie gemäß westlichen Standards”. Die meisten wünschten sich eine Art von “Demokratie, die auf nationale Traditionen und russische Spezifikationen” Rücksicht nimmt. Dabei sei unklar, was damit genau gemeint sei. Demokratie bedeute für die meisten in erster Linie Meinungs-, Religion- und Medienfreiheit. Doch gleich danach werde “Recht und Ordnung” genannt. Minderheitenrechte sind nur für sechs Prozent bedeutsam.

Die Medienfreiheit sehen die Russen nicht in Gefahr. 80 Prozent sagen, sie informieren sich über das Fernsehen über das Weltgeschehen. Doch: “Es gibt keine Diversifikation. Es gibt nur staatliches Fernsehen. Durch diese Brillen sehen die Menschen die Realität”, sagt Wolkow. Viele Menschen scheinen sich auch von der Politik abgewandt zu haben. In Umfragen sagen mehr als 50 Prozent der Russen, “wir sind nicht interessiert. Wir wissen nichts, wir können nichts sagen, fragen sie nicht.”

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