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MedUni Wien soll "Harvard" werden

MedUni Wien soll "Harvard" werden. "Wenn wir nicht gebremst werden, sind wir in 15 Jahren dabei.

Wenn fünf weitere Diszplinen das schaffen, was zum Beispiel unsere Dermatologie, die Hämato-Onkologie, die Rheumatologenund und die Pathologen schaffen, können wir uns dann mit jeder Elite-Medizinuniversität messen. Dann kommen wir in den Bereich von ‘Harvard’.” – Dies sagte Dienstagabend Oswald Wagner, neuer Vize-Rektor der MedUni Wien für klinische Angelegenheiten, bei einem Hintergrundgespräch des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten in Wien.

Die Kehrseite der Medaille: Die von Wissenschaftsministerin Beatrix Karl (V) angekündigten Sparmaßnahmen bei den Uni-Budgets. Wagner: “Es gibt ein paar Möglichkeiten, uns auf diesem Weg aufzuhalten. (…) Wenn wir jetzt in eine Phase kommen, in der wir einsparen müssen, hält uns das massiv auf. Wir können das mit Drittmitteln natürlich nicht wettmachen.” Einfach fortgeschriebene Budgets würden bedeuten, dass man Personal abbauen müsse. Wobei das Ziel Institutionen wie die Harvard Medical School wäre, deren Erfolgsgeschichte gerade ab der Vertreibung der jüdisch-stämmigen Wissenschafter aus Wien und Österreich mit der Machtübernahme der Nazis so richtig begonnen hätte.

Die MedUni Wien profitiere – und werde diese Strategie in Zukunft noch stärker verfolgen – von der engen Verbindung zwischen den am AKH tätigen Ärzten und den direkt angeschlossenen Labors. Grundlagenforschung und Klinik würden so eine perfekte Übersetzung von medizinischen Fragen in Richtung Wissenschaft und zurück ermöglichen. Wagner: “Wir haben eine Forschung von klinisch tätigen Ärzten, die gleichzeitig Wissenschafter sind.” Dieses Erfolgsmodell, auf dem man hier aufbaue, gebe es anderswo kaum mehr.

Die nächsten Projekte: Heute, Mittwoch, wird das Anna Spiegel Forschungsgebäude neben dem AKH eröffnet. Es bringt mehr Laborflächen in unmittelbare Nähe der MedUni Wien. Bei den technischen Einrichtungen setzt man dabei auf “Core Units” für die Zell-Sortierung, Gewebe-Imaging, Genomics und Proteomics. Die Einrichtungen können über die einzelnen Fachrichtungen hinaus gemeinsam genutzt werden. Schon in nächster Zukunft soll eine Brücke zu den Grundlagenforschern des Instituts für Molekulare Biotechnologie (Leiter: Josef Penninger) und anderen Einrichtungen im Biotech-Cluster in der Bohr-Gasse in Wien-Landstraße geschlagen werden. Wagner: “Wir wollen mit dem IMBA einen Partnerschaftsvertrag abschließen.”

Eine sensationelle Idee am weiteren Horizont, da die Maus-Genetik für die medizinische Forschung immer wichtiger wird: Auf dem Boden der Veterinärmedizinischen Uni in Wien soll ein “Maus-Haus” entstehen, das von MedUni Wien, den Veterinärmedizinern, dem IMBA und den MedUnis von Innsbruck und Graz gemeinsam getragen sein könnte.

Die klinische Forschung in Österreich hat sich in den vergangenen Jahren – so “sciencewatch” (Thomson Reuters) sehr gut entwickelt. Von einem Anteil um 40 Prozent unter dem Welt-Durchschnitt in den Jahren 1985 bis 1989 (Maßzahl: Impact-Faktor als Qualitätseinheit) kommt sie jetzt auf um 26 Prozent höhere Werte als der Durchschnitt. Ein Großteil dieser Entwicklung hängt am Wiener AKH.

Dabei – so der MedUni-Vizerektor – sei es bedauerlich, dass die Österreicher die Wissenschaft offenbar noch immer nicht für wichtig für die Gesellschaft hielten. Dies spiegle sich auch in Stellungnahmen, zum Beispiel von Wirtschaftskammer-Chef Christoph Leitl. Wagner: “Dr. Leitl hat mich zweimal erstaunt. Einmal, als er für die Gesamtschule eingetreten ist. Das unterstütze ich auch sehr. Auf der anderen Seite mit der wirklich dummen Einstellung, dass man keine Grundlagenforschung, sondern nur industrienahe Forschung braucht. Der Topf für industrienahe Forschung ist immer gestiegen.” Österreich verfolge hier genau die gegenteilige Strategie wie so erfolgreiche innovative Länder wie die Schweiz oder die skandinavischen Staaten.

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