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Mediziner in Wien arbeiten laut Ärztekammer mehr als erlaubt

Ärzte in Wien arbeiten laut einer Umfrage länger als erlaubt.
Ärzte in Wien arbeiten laut einer Umfrage länger als erlaubt. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Im Jahr 2016 gingen Spitalsärzte wegen des neuen Arbeitszeitgesetzes in Wien auf die Straße. Nach Demo und Warnstreik wurde eine Einigung erzielt, die die Ärztekammer nun evaluierte. Das Ergebnis zeigt, dass die gesetzlichen Arbeitsbestimmungen nicht immer eingehalten werden.
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Vor allem in den Häusern des Krankenanstaltenverbunds (KAV) arbeiten die Mediziner mehr als erlaubt, bekrittelt die Kammer. Das IFES-Institut schickte im Auftrag der Interessensvertretung rund 4.500 Spitalsärzten im KAV und in Privatspitälern einen Online-Fragebogen zu. 33 Prozent der Empfänger füllten diesen auch aus, wie IFES-Geschäftsführer Hermann Wasserbacher am Dienstag in einer Pressekonferenz erläuterte. Abgefragt wurde etwa das Thema Nachtdienste. Hier habe sich gezeigt, dass nur rund 40 Prozent der Ärzte ihren Einsatzort immer zeitgerecht verlassen können.

KAV-Ärzte machen Überstunden

Mehr als ein Viertel der KAV-Ärzte muss demnach mindestens einmal pro Monat – oder öfter – nach dem nächtlichen Dienst noch im Krankenhaus bleiben, meist bis zu einer Stunde länger. Hauptgründe dafür sind Dienstübergaben, administrative Tätigkeiten und die Patientenversorgung. Noch problematischer sieht es laut Studie bei den Tagdiensten aus. 89 Prozent der KAV-Ärzte müssen länger bleiben, in anderen Anstalten (etwa Ordensspitälern, Anm.) sind es ebenfalls rund 88 Prozent.

Ärzte machen illegale Mehrstunden

Der Obmann der Kurie der angestellten Ärzte in der Wiener Kammer, Wolfgang Weismüller, betonte, dass es sich bei einer Überschreitung der Höchstarbeitszeit (40 Stunden pro Woche, Anm.) um illegale Mehrstunden handelt. Problematisch sei auch das Thema Zeitaufzeichnungen. Fast die Hälfte der Spitalsärzte im KAV, bei denen Überstunden anfallen, führen diese nicht korrekt in den Aufzeichnungen an, hieß es. Zum Teil wurde angegeben, dass die Vorgesetzten dies nicht wünschten.

Wiener Ärzte fordern Änderung des Zustands

“Das ist ein Zustand, der sich dringend ändern muss”, sagte Weismüller. Seine wichtigste Forderung: “Es braucht mehr Ärzte.” Allein durch gratis geleistete Überstunden im KAV würden rund 120 Vollzeitäquivalente ersetzt. Insgesamt fehlen laut Weismüller bis zu 375 Mediziner. Nötig sei aber auch, den Administrationsaufwand für Spitalsärzte zu reduzieren und Zentrale Notaufnahmen umzusetzen.

Eine solche sei bereits erfolgreich im AKH eingerichtet, wie Weismüller betonte. Im größten Wiener Spital – dessen Ärzte von der Medizinischen Universität gestellt werden – wurde eine gesonderte Umfrage durchgeführt. Die Dienstzeiten werden dort eingehalten – dafür habe sich die Forschung inzwischen in die private Freizeit verlagert, kritisierte Weismüller.

Der Kurienobmann sieht auch die Patienten als Leidtragende der bestehenden Engpässe. Sie seien angesichts der Situation etwa mit längeren Wartezeiten in den Ambulanzen konfrontiert.

APA/Red.

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