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Medizin-Unis: Spitzenreiter beim Gender-Gap

Frauen, die sich für eine medizinische Karriere entscheiden, haben nach Ansicht der Grünen Frauensprecherin Brigid Weinzinger "einen steinigen Weg vor sich". Vor allem die Medizin-Unis seien Spitzenreiter beim "Gender-Gap", kritisierte Weinzinger am Freitag bei einer Pressekonferenz mit dem Grünen Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald.

Beunruhigend sei, dass es keine Verbesserung gebe: Durch den Eignungstest für das Medizinstudium (EMS) würden deutlich weniger Frauen als Männer ein Medizinstudium beginnen. Der Wissenschaftsminister und die Frauenministerin seien “grob säumig”, sagte Weinzinger.

Während der Frauenanteil unter den Studenten an allen drei Medizin-Unis deutlich über 50 Prozent liegt, gebe es nur wenige Frauen in Spitzenpositionen. So liege etwa die Med-Uni Graz mit einem Professorinnen-Anteil von 5,3 Prozent an drittletzter Stelle aller österreichischer Unis. “Offenkundig gibt es an den Medizin-Unis Strukturen, die den Anstieg von Frauen behindern”, so Weinzinger. Auch im Berufsleben gebe es ungleiche Aufstiegschancen: 58 Prozent der Turnusärzte waren 2006 weiblich, bei den Allgemeinmedizinern waren es 49 Prozent, bei den Fachärzten nur mehr 30 Prozent. Zudem würden männliche selbstständige Fachärzte um die Hälfte mehr verdienen als Frauen.

Großer Verlierer des im Zuge der Einführung von Zugangsbeschränkungen im Medizin-Studium verwendeten EMS seien die Frauen. Der Frauenanteil an den Medizin-Unis Wien und Innsbruck, wo der EMS eingesetzt wird, sei von ursprünglich 55 auf 40 bis 50 Prozent zurückgegangen. Auch bei der zweiten Hürde im Medizin-Studium, einer großen Teilprüfung nach dem ersten Jahr (SIP), würden Frauen schlechter abschneiden. Grünewald ortet als “elementare Schwäche” des EMS, dass er nur über die Studier- und nicht über die Berufsfähigkeit Auskunft gebe. Der Test sei zudem teuer und habe nur fragwürdige Aussagekraft.

Von Wissenschaftsminister Johannes Hahn (V) verlangen die Grünen, die von der Bildungspsychologin Christiane Spiel ausgearbeitete Studie über die Gründe des schlechten Abschneidens von Frauen beim EMS vorzulegen. Die Studie ist schon länger abgeschlossen, bisher wurden aber nur Zwischenergebnisse veröffentlicht. Zudem müssten in die Leistungsvereinbarungen zwischen Bund und den einzelnen Unis Pflichtenhefte zur Förderung der Frauen aufgenommen werden.

“Quelle allen Übels” ist für Grünewald der Ressourcenmangel, der die Unis zu Zugangsbeschränkungen zwinge. Er fordert deshalb eine Erhöhung der Budgets und damit eine Ausweitung der Kapazitäten. Zudem sollten auch die Ärztestellen im Bundesdienst ausgeweitet werden. Die Mediziner an den Uni-Kliniken seien ohnedies zu 100 Prozent mit Patientenbetreuung ausgelastet. Mehr Personal würde ihnen ermöglichen, 30 bis 40 Prozent ihrer Arbeitszeit für Lehre und Forschung zu verwenden, was bisher in Überstunden bzw. in der Freizeit geschehe. Eine Studieneingangsphase aus verwandten Fächern statt Eignungstests sollte den Studenten ermöglichen, durch Selbsteinschätzung das für sie richtige Studium auszusuchen.

Von der von den Regierungsparteien für die geplante Novelle zum Universitätsgesetz (UG) angepeilten 40-Prozent-Frauenquote halten die Grünen nicht viel. Es sei “SPÖ-Tradition, Dinge auf Papier zu schreiben und dann zu glauben, man hat’s schon erreicht”, so Weinzinger. Es gehe auch darum, diese Ziele umzusetzen.

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