Den Nobelpreis 2006 für Physiologie und Medizin erhalten Univ.-Prof. Dr. Andrew Z. Fire (geboren 1959) und Univ.-Prof. Dr. Craig C. Mello (geboren 1960). Sie bekommen die Auszeichnung für ihre Entdeckung zuerkannt, dass doppelsträngige RNA die Unterdrückung von Gen-Aktivitäten auslöst – und zwar in einer homologen Art (die selben Gensequenzen in einer Zelle betreffend, Anm.). Das wird RNA-Interferenz (RNAi) genannt, hieß es am Montag in der Begründung des Nobelpreis-Komitees.
Die Begründung weiter: Diese Entdeckung enthüllte einen neuen Mechanismus für die Gen-Regulation. Die biochemischen Mechanismen, die dabei involviert sind, spielen eine Hauptrolle bei essenziellen Prozessen in Zellen. Doppelsträngige RNA, die in der Zelle entsteht, kann die Aktivität von Genen reduzieren oder sogar unterdrücken. Dieses Kontrollsystem für die Expression von Genen ist bewiesenermaßen wichtig für die Entwicklung von Organismen und für das physiologische Funktionieren von Zellen und Geweben.
RNAi schütze vor Infektionen mit RNA-Viren – speziell bei Pflanzen und wirbellosen Tieren. Es gibt aber auch noch mehr wichtige Funktionen dieses Mechanismus: So sichert die RNA-Interferenz die Stabilität der Erbsubstanz von Zellen und Organismen. Dies erfolgt dadurch, dass mobile Elemente im Erbgut einfach still gehalten werden.
Das Nobelpreis-Komitee ging am Montag in der Begründung für die Vergabe der Auszeichnung aber auch auf die Bedeutung der Entdeckungen von Fire und Mello für die weitere Genomforschung ein: Die Entdeckung der RNAi hat bereits jetzt eine immense Auswirkung auf die biomedizinische Forschung und wird höchstwahrscheinlich auch zu neuen medizinischen Anwendungen in der Zukunft führen. So benutzen viele Genomforscher die RNA-Interferenz mittlerweile, um ganz gezielt die Funktion faktisch jedes einzelnen Gens in Zellen offen zu legen. Sie bedienen sich dabei des RNAi-Mechanismus als wirkungsvolles Werkzeug, um gezielt einzelne Erbanlagen abzuschalten und die Konsequenzen daraus zu untersuchen.
Fire und Mello publizierten ihre ersten Arbeiten zur RNA-Interferenz im Jahr 1998 in der britischen Wissenschaftszeitschrift Nature. Sie hatten den Mechanismus am Fadenwurm C. elegans untersucht und belegen können.
Die beiden Forscher waren für ihre Entdeckung bereits im März dieses Jahres mit dem wichtigsten deutschen Medizinpreis ausgezeichnet worden. Sie erhielten den mit 100.000 Euro dotierten Paul-Ehrlich-und Ludwig-Darmstädter-Preis.