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Jemen-Geiseln sind frei - Entführter Österreicher Dominik N. bereits in Wien

Im Februar wurde ein Video veröffentlicht, in dem der Wiener an die Regierungen appellierte, die Lösegeldforderungen zu erfüllen.
Im Februar wurde ein Video veröffentlicht, in dem der Wiener an die Regierungen appellierte, die Lösegeldforderungen zu erfüllen. ©APA
Paukenschlag im Geiseldrama: Der im Dezember 2012 im Jemen entführte Wiener Student Dominik N. und zwei weitere finnische Geiseln sind freigelassen worden und befinden sich nach Angaben des Leiters des Krisenstabs des österreichischen Außenministeriums, Johannes Kyrle, bereits im Heeresspital in Wien-Stammersdorf.
Lebenszeichen aus dem Jemen
Familie appelliert an Entführer
Ultimatum abgelaufen
"Wir verhandeln nicht"
Videobotschaft aufgetaucht
Wiener im Jemen entführt

Auch das finnische Paar sei dort untergebracht, erklärte Kyrle am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz.

Die Familien der Freigelassenen seien “natürlich unverzüglich über diese erfreuliche Entwicklung informiert worden”, so der Leiter des Krisenstabs weiter. Dominik N. und seine Familie hätten darum gebeten, dass die Rückkehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinde.

Bundeskanzler Werner Faymann und Vizekanzler Michael Spindelegger zeigten sich in einer Aussendung am Donnerstag erleichtert. Der Österreicher sei den Umständen entsprechend in einem “guten gesundheitlichen Zustand”.

Dominik N. seit Donnerstag in Wien

“Dominik N. wurde zuletzt im Oman von einem österreichischen Team versorgt. Er wurde heute gemeinsam mit den beiden Finnen nach Österreich ausgeflogen und wird derzeit medizinisch und psychologisch betreut”, erklärte Faymann. Der 26-Jährige sei wohlauf, aber von der Gefangenschaft schwer gezeichnet.

“Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden politischen Kanäle und diplomatischen Möglichkeiten genützt, um konsequent in Richtung einer Lösung dieses Falles zu arbeiten”, betonte Spindelegger. “Dieses Ziel haben wir erreicht. Einer dieser Kanäle hat sich als erfolgreich erwiesen. Mit persönlicher Unterstützung seiner Majestät, des Sultans von Oman, Sultan Qaboos bin Said Al Said und seiner Regierung ist uns die Freilassung geglückt”, stellte der Vizekanzler fest.

Spekulationen um Millionen-Lösegeld

Für seine Freilassung dürfte laut “Kronen Zeitung” ein Millionen-Lösegeld geflossen sein. Das Außenministerium bestätigte diese Angaben gegenüber der APA am Donnerstagabend nicht. Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf hochrangige jemenitische Sicherheitskräfte berichtete, soll jedoch der Oman Lösegeld gezahlt haben.

Finnland bestreitet Lösegeldzahlung

Zur Befreiung der Geiseln im Jemen habe Finnland kein Lösegeld gezahlt, sagte der finnische Außenminister Erkki Tuomioja am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz in Helsinki. Berichte über Lösegeldzahlungen der Familien wollte Tuomioja nicht bestätigen. “Wir wissen darüber nichts.” Tuomioja bedankte sich zudem für die enge Zusammenarbeit zwischen Finnland und Österreich, Dank derer die Geiseln freigekommen seien. Ihnen gehe es den “Umständen entsprechend gut”, eine lange Geiselhaft sei aber natürlich ein “einschneidendes Erlebnis”.

Tuomioja bestätigte, dass sich die beiden finnischen Geiseln gegenwärtig in Wien aufhielten. Sie sollten “so bald wie möglich” nach Finnland ausgeflogen werden, einen genauen Zeitpunkt nannte er jedoch nicht. Der finnische Außenminister betonte, dass die Reisewarnung in den Jemen weiterhin aufrecht sei. Es handle sich bei dem Staat um ein “besonders gefährliches Land”, so Tuomioja. Für Freitagnachmittag (14.00 Uhr MESZ) wurde erneut eine Pressekonferenz des finnischen Außenministeriums angekündigt.

Radio enthüllt Identität der entführten Finnen

Der finnische Rundfunk YLE hat am Donnerstag die Identität der beiden im Jemen entführten Finnen veröffentlicht. Dies geschah unmittelbar nachdem die Yemen-Times meldete, die drei Geiseln – ein Österreicher und ein finnisches Ehepaar seien am Mittwochabend von Angehörigen eines Clans aus dem Dorf Hawf in Grenznähe omanischen Behörden am Mittwoch übergeben worden.Bei den beiden offenbar nun freien Finnen handelt es sich um den Armee-Oberleutnant Atte K. und seine Ehefrau Leila, selbst Reserve-Offizierin und Angestellte des finnischen Mineralöfkonzerns Neste.          

Die finnischen Medien hatten die Personenangaben auf Ersuchen der Behörden zurückgehalten, um den Entführern keine Informationen zu geben, die den “Wert” der Geiseln gesteigert oder deren Sicherheit zusätzlich gefährdet hätten. Laut Armeeangaben hatte die Teilnahme an einem Sprachkurs in Sanaa nichts mit Atte K.s Eigenschaft als Offizier zu tun.

140 Tage Martyrium

Der Österreicher Dominik N. war am 21. Dezember 2012 gemeinsam mit einem Paar aus Finnland mitten in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa verschleppt worden. Augenzeugen berichteten, dass die drei auf dem Tahrir-Platz von bewaffneten Männern in ein Auto gezerrt worden seien.

Am 21. Februar war auf dem Internetportal YouTube ein Video veröffentlicht worden, in dem der Österreicher an die Regierungen des Jemen, Österreichs und anderer Staaten appellierte, die Lösegeldforderungen seiner Entführer zu erfüllen. Laut Außenministerium handelte es sich dabei um das erste Lebenszeichen seit der Entführung. Das Video sei authentisch, hieß es damals. Ein kleines österreichisches Team aus Sicherheitsleuten und Diplomaten sei im Jemen, um sich dort mit den jemenitischen Stellen sowie mit einem finnischen Team und EU-Vertretern zu koordinieren und auch Druck zu machen.

Am 27. Februar veröffentlichte die Familie von Dominik N. ein Video auf YouTube. Vater Josef N. meinte darin: “Im Namen der engsten Familie Dominiks, die mich hier umgibt, bitte ich eindringlich um eine rasche und unversehrte Freilassung meines Sohnes.” Dominiks Mutter, die einen Schleier trug, ergänzte unter Tränen: “Ich flehe Sie an, meinen Sohn seiner Familie wiederzugeben.”

Am 9. Mai bestätigte das österreichische Außenministerium, dass sich Dominik N. und die zwei Finnen im Heeresspital in Wien-Stammersdorf aufhalten. Über mögliche Lösegeldzahlungen und den Ablauf der Befreiung wurden bis dato keine offiziellen Angaben von österreichischer Seite gemacht. Der finnische Außenminister Erkki Tuomioja erklärte, dass es von finnischer Seite keine Lösegeldzahlung gegeben habe.

(APA; Red.)

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