Meat Loaf ist entfesselt: Der Sänger läuft aufgeregt in einem Wiener Hotel herum, dreht an einem Verstärker und spielt versammelten Journalisten seine neue Platte “Hang Cool Teddy Bear IV” (Universal) vor. “Ich bin sehr aufgeregt, dieses Album ist sehr wichtig für mich”, so der 62-jährige Michael Lee Aday (geboren als Marvin Lee Aday), den alle nur “Fleischlaberl” rufen, im Interview mit der APA. Die aktuelle Arbeit, die am 16. April in den Handel kommt, sieht der Amerikaner auf einer Ebene mit seinem Monumentalwerk “Bat Out Of Hell”: “Wenn man den ersten Song hört, ist man bereits gefangen.”
Von “Bat Out Of Hell” (1977) konnte Meat Loaf bis dato – laut Wikipedia – sagenhafte 43 Millionen Stück verkaufen, von der 1993 erschienenen Fortsetzung (“Back Into Hell”) 20 Millionen. Teil drei, “The Monster Is Loose”, brachte es “nur” mehr auf 2,5 Millionen abgesetzte Exemplare – und bekam miese Kritiken. Zu recht, meint der Sänger: “Es gab starke Stücke auf der Platte, aber als Gesamtes hat sie nicht funktioniert. Ich wollte die Fehler von ‘Bat III’ diesmal vermeiden. Darum habe ich keine Kompromisse gemacht. Ich habe nie in meinem Leben so viele Kompromisse wie bei ‘Bat III’ gemacht – und ich bereue sie noch immer.”
Viel Lob gibt es von Meat Loaf für seinen Produzenten Rob Cavallo (u.a. Green Day, My Chemical Romance), der sein Ego dem Künstler untergeordnet habe. Mit Jim Steinman, Komponist von “Bat Out Hell” sowie Songschreiber und Produzent der Fortsetzung, sei die Arbeit ein ständiger Kompromiss gewesen. “Es hat trotzdem fantastische funktioniert – zweimal”, sagte Meat Loaf. “Ich hatte nie wieder so eine Partnerschaft – bis Rob Cavallo kam. Der Unterschied: Diesmal musste ich nicht mit zwei Stimmen sprechen, sondern nur mit meiner. Mit Meat Loafs Stimme.”
“Dieses Album ist anders im Stil, auch was die Texte betrifft”, schwärmt der nicht mehr ganz so schwergewichtige und ergraute Sänger. “Es gibt weniger Background-Stimmen. Wenn Jim Steinman zum Beispiel den Song ‘Peace On Earth’ (von ‘Hang Cool Teddy Bear’, Anm.) produziert hätte, wären da viele, viele Background-Sänger zu hören gewesen.” Cavallo habe dagegen komplett auf solche verzichtet. “Und wir haben Drums auf dieser Platte”, lacht der Texaner. “Der Drumsound ist früher in all den anderen Sachen untergegangen.”
Meat Loaf redet schnell, voller Enthusiasmus, fällt von einem Halbsatz in den nächsten und benutzt gerne eine bildliche Sprache. So greift er, auf seine Motivation angesprochen, auf eine Jahrmarktstradition vergangener Tage zurück. Kinder, die früher beim Karussellfahren einen Ring aus Bronze schnappen konnten, durften eine Gratisrunde drehen. “Ich habe schon mehrmals versucht, den Ring zu erwischen. Dieses Mal konnte ich ihn zumindest berühren. Das ist mir schon einmal gelungen. Nach 35 Jahren haben ich das nun wiederholt. Was mich vorantreibt? Ich will ihn erwischen.”