Das Turboprop-Flugzeug vom Typ ATR 72 war um 10.52 Uhr Ortszeit vom Flughafen im Herzen der taiwanesischen Hauptstadt abgehoben. Doch kurz danach funkt der Pilot von Flug GE235: “Mayday, Mayday, Mayday”, wie aus Aufnahmen der Luftfahrtbehörde CAA hervorgeht. Die Maschine mit 58 Menschen an Bord fliegt zu der Zeit bereits dicht über der Innenstadt.
Retter kommen nur langsam voran
Als die ersten Retter an der Unfallstelle ankommen, schwimmen Menschen im Wasser. Manche klammern sich an Wrackteile, andere werden von der Strömung mitgezogen, wie Fernsehaufnahmen zeigen. Nur ein kleiner Teil schaut aus dem Wasser. Viele Menschen könnten noch eingeschlossen sein. Aber der Aufprall hat die Maschine so stark beschädigt, dass die Retter nur langsam vorankommen, wie der Chef der Feuerwehr von Taipeh, Wu Chun-hung, erklärt. Manche Menschen können die Retter lebend bergen, aber sie ziehen etliche Leichen aus dem Wrack.
Mit Wucht sei das Flugzeug auf dem Wasser aufgeschlagen, betont Wu Chun-hung bei einer Pressekonferenz. Die Maschine habe sich dann tief in das Flussbett gebohrt. Deshalb lasse sich das Wrack nur schwer heben. Rund 1.000 Feuerwehrleute und etwa 400 Soldaten beteiligten sich an der Bergungsaktion, wie die taiwanesische Nachrichtenagentur CNA berichtete.
Ermittler haben Arbeit aufgenommen
Ermittler der Luftfahrtbehörde haben die Arbeit aufgenommen. Sie stehen unter gewaltigem Druck, schnell zu klären, was für das Unglück verantwortlich war. Vor sieben Monaten war ein Flugzeug des gleichen Modells bei schlechtem Wetter auf der Insel Penghu in ein Wohngebiet gestürzt und fast alle Insassen gestorben. “Die CAA wird weitere Untersuchungen zur Unglücksursache aufnehmen und dann entscheiden, ob alle Flugzeuge des Typs ATR 72-600 vorläufig nicht mehr starten dürfen”, sagte der Chef der Luftfahrtbehörde, Lin Tyh-ming.
Die ATR ist ein vielfach bewährtes, zweimotoriges Turboprop-Flugzeug des französisch-italienischen Herstellerkonsortiums Avions de Transport Regional (ATR), das weltweit auf Regionalstrecken im Einsatz ist. Anders als Langstreckenflugzeuge müssen diese Maschinen jedoch unter allen Wetterbedingungen eine Vielzahl von Starts- und Landungen absolvieren. Da alle Maschinen bei diesen Flugphasen am anfälligsten für Störungen aller Art sind, kommen sie in Sicherheitsbilanzen oft schlechter weg als etwa die großen Jets. Aber diese Maschinen gelten allgemein als sicher.
(APA)