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"Maximal zahnloser Tiger als Bettvorleger": Kritik an Inflations-Kommission

Katzian kritisiert Kommission zur Beobachtung der Inflation.
Katzian kritisiert Kommission zur Beobachtung der Inflation. ©APA/HERBERT NEUBAUER (Symbolbild)
Die Expertinnengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflation (EBAI) ist mit Kritik konfrontiert. Diese ist in den Augen von ÖGB-Chef Wolfgang Katzian "maximal ein zahnloser Tiger als Bettvorleger".
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Der ÖGB hat angesichts der Teuerung am Montag erneut die Einsetzung der Preiskommission gefordert, die die Preisentwicklung überwachen und eingreifen kann. "Es gibt das Preisgesetz und die Preiskommission kann man jederzeit einsetzen", so ÖGB-Chef Wolfgang Katzian im Ö1-"Morgenjournal". Für Fiskalratschef Christoph Badelt käme der Schritt zu früh. Der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) kann sich wiederum eine amtliche Preisregelung für bestimmte Produkte vorstellen.

ÖGB-Kritik an Kommission zur Beobachtung der Inflation

Die im März im Finanzministerium eingerichtete Kommission zur Beobachtung der Inflation ist für Katzian zu wenig. Die 20-köpfige Expertinnengruppe zur Beobachtung und Analyse der Inflation (EBAI), in der neben den Sozialpartnern auch etwa der Seniorenrat und die Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS vertreten sind, sei "maximal ein zahnloser Tiger als Bettvorleger". Die Vorschläge der Kommission sollen als Entscheidungsgrundlage für die Politik dienen, sind allerdings nicht bindend.

Stromrechungsdeckel für Privathaushalte "alternativlos"

Katzian zeigte sich zwar froh, dass von der Regierung aktuell der Vorschlag von Wifo-Chef Gabriel Felbermayr zu einem Stromrechnungsdeckel für Privathaushalte nun von der Regierung geprüft wird. Dieser sei "absolut alternativlos" und könne durch die krisenbedingten Übergewinne der Energieunternehmen finanziert werden. Da es nicht nur im Energiebereich Preissteigerungen gebe, muss laut Katzian allerdings die Preiskommission her, wie das die Sozialpartner bereits im Frühjahr gefordert hatten. Außerdem müssten deren Kompetenzen auch auf den Energiebereich ausgeweitet werden, derzeit seien Gas und Strom ausgenommen.

Badelt zu Preisdeckeln

Fiskalratschef Badelt hielt es im "Morgenjournal" indes nicht für zielführend, die Inflation mit Preisdeckeln zu bekämpfen. Diese seien zu teuer, zu breit und ineffektiv. Stattdessen solle sich die Politik auf jene Bevölkerungsschichten konzentrieren, die sich durch die Inflation ihren Alltag nicht mehr leisten können. Anders sehe die Sache aus, wenn Russland den Gashahn komplett zudrehe und Produkte knapp werden. Diese Situation würde einer Kriegswirtschaft gleichen, hier müsse tatsächlich eine Preiskommission entscheiden, wie viel ein Liter Milch oder Superbenzin kostet.

Für Katzian ist es dann allerdings zu spät, man müsse sich jetzt auf die möglichen Szenarien vorbereiten. Solange es keine Preiskommission gebe bzw. die EBAI "in Wirklichkeit für die Preisgestaltung null Relevanz hat" plädiert der ÖGB außerdem weiter dafür, für die Güter des täglichen Bedarfs die Mehrwertsteuer für eine bestimmte Zeit auszusetzen oder zu halbieren.

Kaiser denkt an Mehrwertsteuer-Senkung auf bestimmte Lebensmittel

Kärntens Landeshauptmann Kaiser betonte in der "Kleinen Zeitung" (Montagausgabe), "die Grundnahrungssicherheit muss gegeben und leistbar sein". Der Landeshauptmann denkt etwa an eine Senkung der Mehrwertsteuer auf die wichtigsten Lebensmittel, ansonsten sei "für gewisse Produkte auch eine amtliche Preisregelung denkbar". Konkret nannte Kaiser beispielsweise Brot, Reis, Milch, Mehl und Hygieneartikel.

Wiens Bürgermeister Ludwig drängte auf Preisgipfel

Bereits am Sonntag hatte der aktuelle Vorsitzende der Landeshauptleutekonferenz, Wiens Landeshauptmann Michael Ludwig (SPÖ) neuerlich auf den von ihm schon in der Vorwoche geforderten Preisgipfel gedrängt, "die Menschen in unserem Land brauchen Entlastung bei ihren Lebenskosten". An diesem Gipfel sollten neben Bund, Ländern und den Parlamentsparteien auch Sozialpartner, EU-Vertreterinnen und Vertreter sowie Expertinnen und Experten teilnehmen.

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) zeigte sich am Rande einer Pressekonferenz für den Vorschlag Stromrechnungsdeckels für Privathaushalte offen. Während ein Eingriff in den Strompreis nur auf EU-weiter Ebene passieren könne, sei die Regierung für eine teilweise Deckelung der Stromrechnung der einzelnen Haushalte gesprächsbereit. Dies würde auch ein Anreiz sein, "um Energie einzusparen", bekräftigte Brunner.

(APA/Red)

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