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Maxima hat "Glück gehabt"

Die Argentinier sehen Maximas Hochzeit mit dem nieder- ländischen Prinzen Willem ganz pragmatisch. "Das Mädchen hat doch Glück gehabt, sich einen Prinzen zu angeln."

Für viele der von Krisen geplagten Argentinier wirken die Berichte über die Hochzeit Maxima Zorreguietas mit dem niederländischen Kronprinzen Willem-Alexander wie Nachrichten aus einer fernen Märchenwelt.

Viel Zeit bleibt den Menschen ohnehin nicht, sich neben den täglichen Hiobsbotschaften über eingefrorene Bankkonten, Beschlagnahme der Dollarguthaben oder die zunehmende Armut mit den Einzelheiten der Adelshochzeit an diesem Samstag im fernen Amsterdam zu beschäftigen.

„Das Mädchen hat doch Glück gehabt, sich einen Prinzen zu angeln“, meint die arbeitslose Matilde pragmatisch. Sie muss sich aus dem Müll der Wohlhabenden ernähren. „Soll sie es nur genießen“, fügt sie hinzu und kratzt mit einem Messer Fleischreste von einem Knochen, den sie im Abfall eines Restaurants gefunden hat. „Aber hoffentlich heiratet sie aus Liebe“, sagt ihr kleiner Sohn ganz ernst, während er einen schmuddeligen Plastiksack mit Essenresten fest in der Hand hält.

Dem Bankkaufmann Igor aus der Ukraine ist die Vermählung der bürgerlichen Maxima mit dem niederländischen Prinzen ziemlich egal. Der Immigrant, der sich seit drei Jahren hinter dem Wurststand eines kleinen Supermarktes mehr recht als schlecht durchschlägt, hätte jedoch einen Wunsch: „Alle Argentinier sollten einen holländischen Pass bekommen“, lacht er. „Dann hätte der Schlamassel hier bald ein Ende.“ Die koreanischen Eigentümer des Ladens verstehen die Frage nach Maxima gar nicht, nicken aber sehr freundlich mit dem Kopf.

Auch eine junge Architektin kann sich nicht so recht für das bevorstehende Spektakel erwärmen. „Das interessiert doch nur die alten Tanten, die dann was zum Tratschen haben“, meint sie. In Argentinien, das seit seiner Gründung vor bald 200 Jahren Republik ist, wirken europäische Königshäuser wie eine Mischung aus Hollywood und Disneyland.

Überwiegend Unverständnis rief jedoch die holländische Absage an den Brautvater hervor. Jorge Zorreguieta, Vater der künftigen niederländischen Königin, hatte angesichts starker Widerstände in den Niederlanden schweren Herzens auf eine Teilnahme an der Hochzeit verzichtet. Ihm war seine Tätigkeit als Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium während der Militärdiktatur (1976-1983) zum Vorwurf gemacht worden.

In seiner damaligen Funktion habe er von Folter und Mord wissen müssen, hatte ein holländischer Historiker festgestellt. Der Brautvater hat das zwar bestritten, aber genützt hat es ihm nichts. „Diese Ausladung ist doch sehr übertrieben, sozusagen holländisch“, meint ein junger Journalist. „Immer diese doppelte Moral der Europäer. Als wenn die keinen Dreck am Stecken hätten“, schimpft eine Kollegin.

Aber ein bisschen stolz sind viele Argentinier doch auf „ihre“ Prinzessin, die sie bisweilen sogar in einem Atemzug mit dem Fußball nennen. „Während Argentinien untergeht, werden wir Fußballweltmeister und Maxima Königin. Das versteh einer“, meint ein junger Mann kopfschüttelnd.

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