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Mateschitz: "Beliebtheitswerte sind nebensächlich"

Der Red-Bull-Boss wird 70
Der Red-Bull-Boss wird 70
Kurz vor seinem 70. Geburtstag kommenden Dienstag flüchtet der reichste Mann Österreichs für einige Tage ins Ausland, in eine nicht näher genannte Urlaubsdestination. "Sonst steht die Blasmusik vor meiner Tür", erklärte Dietrich Mateschitz im Gespräch mit der APA. Und Aufmerksamkeit um seine Person will der Red-Bull-Boss nun wirklich keine erregen.


Eine seiner Passionen ist die Formel 1. Die Rückkehr des Grand Prix von Österreich am 22. Juni ist ein weiterer Höhepunkt – und nur auf eine Privatinitiative von Mateschitz zurückzuführen. Bis zu 120.000 Zuschauer werden am Renntag in Spielberg erwartet. Im APA-Interview äußerte sich der Milliardär über die Wirtschaftlichkeit der Veranstaltung, die aktuelle Situation der Formel 1 und die mittelfristigen Ziele seiner Fußball-Abteilung.

APA: Mit dem Grand Prix von Österreich haben Sie sich zum runden Geburtstag selbst ein Geschenk gemacht. Was bedeutet Ihnen die Begeisterung, die die Rückkehr der Formel 1 ausgelöst hat?

Mateschitz: “Sie ist eine Bestätigung, dass es richtig war, sich darum zu bemühen. Da ist schon auch eine Freude darüber, wie alles aufgenommen worden ist.”

APA: Ohne Sie gäbe es keinen Grand Prix, das ist den Österreichern im Allgemeinen und den Steirern im Speziellen bewusst. Wie wichtig sind Ihnen Beliebtheitswerte?

Mateschitz: “Beliebtheitswerte sind nebensächlich. Uns geht es bei allem, was wir tun, um die Sinnhaftigkeit, auch wenn sie sich vielleicht erst im Nachhinein bestätigt.”

APA: Lässt sich mit dem Grand Prix von Österreich auch wirtschaftlich ein positives Ergebnis erzielen?

Mateschitz: “Ein positives Ergebnis kann man ausschließen. Eine Milchmädchenrechnung lautet: Wenn man mit den Ticketing-Einnahmen die Kosten der Veranstaltung decken kann, ist das gut, und der Verlust der meisten Veranstalter beträgt de facto die ‘Promotors Fee’. Das ist je nach Wetter und Rennstrecke plus-minus einige Prozent.”

APA: Für Ihr Formel-1-Team läuft es noch nicht nach Plan. Ist der WM-Titel überhaupt noch möglich, oder muss man die Zielsetzung angesichts der Überlegenheit von Mercedes langsam revidieren?

Mateschitz: “Da haben Sie sicherlich nicht Unrecht. Umso mehr, da wir die primären Handicaps nicht selbst beeinflussen können, sondern von Renault abhängen. Wir werden aber unser Bestes versuchen. Unmöglich ist es erst, wenn es mathematisch nicht mehr möglich ist.”

APA: Die Konkurrenz ist immer wieder darum bemüht, Schlüsselkräfte von Red Bull abzuwerben. Was können Sie einem Sebastian Vettel oder einem Adrian Newey für die Zukunft bieten?

Mateschitz: “Nichts anderes, als was sie nicht auch schon in den letzten Jahren hatten. Deswegen sind sie schwer oder auch gar nicht zu bekommen. Und sollte jemand wirklich weg wollen, kann man ihn ohnehin nicht aufhalten und sollte es auch nicht.”

APA: Die Formel 1 ist auch ein Marketing-Instrument. Was muss sich aus Ihrer Sicht ändern, um die Show zu verbessern?

Mateschitz: “Die Formel 1 war und ist Motorsport pur, und das muss sie auch bleiben. Ein Rennen sollte kein Bastelwerk sein, das sich aus verschiedenen Bedingungen, Bestrafungen, Disziplinen und Reglements zusammensetzt. Es sollte auch nicht heißen: ‘Da hast du 100 kg Sprit und fahr soweit du kannst.’ Wenn der Sport nicht mehr Sport sein und von Rennfahrern und ihren Autos entschieden werden kann, sondern von unsinnigen und zu vielen Reglements und Funktionärsentscheidungen, dann werden die Rennen langweilig und verlieren an Publikumsinteresse. Als Folge davon leiden die Medienpräsenz, das Sponsorinteresse und vieles mehr, in Summe die gesamte Formel 1. Diesen Kreislauf sollte man besser heute als morgen unterbrechen.”

APA: Wenn sich daran nichts ändert, muss man dann auch darüber nachdenken, weniger Geld in diesen Sport zu investieren?

Mateschitz: “Die Formel 1 ist ja eine Passion, das ist keine Frage des Geldes. Im Moment ist einfach der Wurm drinnen. Es ist ein Reglement, das hinten und vorne nicht stimmt.”

APA: Thema Fußball: Wie ernst ist die Situation in Leipzig? Was wären bei einer drohenden Nichterteilung der Lizenz für die zweite Bundesliga Ihre nächsten Schritte?

Mateschitz: “Alle bemühen sich um einen Konsens, und ich glaube, dass er erreicht werden wird. Wir wollen eine Einigung, aber nicht um jeden Preis. Bei Nichterteilung der Lizenz könnten wir uns nur aus Leipzig zurückziehen.”

APA: In Salzburg läuft es dafür blendend. Welche Ansprüche stellen Sie an den neuen Trainer Adi Hütter?

Mateschitz: “Dass er die Arbeit von Ralf Rangnick und seine Philosophie, wie man am besten Fußball spielt, umsetzt, und die bisherige Spielweise fortsetzt. Es spricht sehr viel für ihn als Trainer, er hat eine enorme Entwicklung hinter sich.”

APA: Soll die Mannschaft für die Champions League im Sommer noch verstärkt werden?

Mateschitz: “Im Grunde genommen steht die Mannschaft, wobei wir aber permanent nach passenden Talenten suchen.”

APA: Wo soll Ihre Fußball-Abteilung – auch jene in Leipzig – in drei Jahren stehen?

Mateschitz: “Leipzig sollte sich in der ersten Bundesliga gut etabliert haben, und die Roten Bullen aus Salzburg sollten so wie in den letzten Jahren um den Titel spielen und möglichst lange international dabei sein.”

(Die Fragen stellte Florian Haselmayer/APA)

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