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Massiver Ökostromausbau wäre laut Studie bis 2030 machbar

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Wie eine Studie der TU Wien aufzeigt, wäre ein massiver Ausbau der Ökostromerzeugung und 100 prozent Strom aus Erneuerbaren Quellen bis 2030 machbar. Die Ökostromkosten für die Endkunden könnten sinken.

Der geplante Leitungsausbau reicht aus. Erforderlich sei der politische Wille, so Studienautoren und Branchenvertreter. Es sei unbestritten und Konsens in Österreich, dass mehr Strom gebraucht werde, so Peter Püspök, Präsident des Dachverbandes Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ), vor Journalisten. Er verwies beispielsweise auf E-Mobilität, Digitalisierung oder Blockchain. Es gehe nur um die Frage, “was bauen wir wann wie zu”. 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren Quellen sei kein Traum von ein paar esoterischen Ökoaposteln, sondern eine wirtschaftlich vernünftige Position. Püspök ortet einen “enormen Zeitdruck”, das derzeitige Ausbautempo sei zu langsam.

Die Ende Juni im Nationalrat beschlossene “kleine” Ökostromnovelle bringe einen Zubau von 2 Prozent in vier Jahren. Damit könne der Verbrauchszuwachs wahrscheinlich nicht abgedeckt werden, so IG-Windkraft-Geschäftsführer Stefan Moidl. Die Branche fordert weitere Reformen.

“Stromzukunft 2030”

Die Erzeugung aus Erneuerbaren könnte laut der TU-Studie “Stromzukunft 2030” um 31 Terawattstunden (TWh) gesteigert werden und bringe keine wesentliche Mehrbelastung für die Endkunden, so Studienautor Gustav Resch. Zum Vergleich: Der österreichische Stromverbrauch liegt aktuell bei rund 70 TWh, davon stammen rund 50 TWh oder 70 Prozent aus Erneuerbaren.

Das Ökostromunterstützungsvolumen liege im Mittel der kommenden Dekade bei rund 511 Mio. Euro, so Resch. 2015 waren es 620 Mio. Euro. Diese Kosten könnten durch ein ausdifferenziertes Fördersystem noch sinken. Nicht sinnvoll erscheinen laut Studie Förderungen durch Quoten, sinnvoller seien Prämienmodelle. Wettbewerbsausschreibungen seien aus wirtschaftlicher Sicht nicht unbedingt erforderlich. Je nach Technologie sollten aber unterschiedliche Ansätze gewählt werden.

Ein Systemumstieg bringe Einsparungen von jährlich 650 Mio. Euro und 53.000 neue Arbeitsplätze. Der strompreismindernde Effekt der Umstellung bringt laut Studie jährlich eine Entlastung von rund 137 Mio. Euro, dazu kommen noch 820 Mio. Euro im Jahr, die nicht mehr für Importe fossiler Energien ausgegeben werden müssen. Enthalten ist in der Studie auch ein Effizienzszenario. Die jährlichen Treibhausgasemissionen würden um 13,5 Mio. Tonnen sinken.

Einbußen bei der Versorgungssicherheit werde es nicht geben, betonte Resch. Bei den Stromnetzen ist laut Studie unter Berücksichtigung der bereits geplanten Ausbauten 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren Quellen ohne Mehrkosten möglich. Wichtig seien die Schließung des 380-kV-Rings, die Anbindung der Pumpspeicher und der Ökostromanlagen im Osten an das Höchstspannungsnetz. Der bereits verstärkte Salzburg-Abschnitt stelle eine wichtige Nord-Süd-Verbindung und eine Anbindung an die Pumpspeicher-Standorte in West- und Südösterreich dar. Ein wichtiger Teil der Ost-West-Verbindung sei auch die Donauschiene, so Studienautorin Bettina Burgholzer. Der notwendige Speicherausbau wird in der Studie mit 2,5 Prozent beziffert. Speicher könnten aber nicht alles abfedern. Wichtig sei ein Wechselspiel, man brauche dezentrale Lösungen, Netze und grenzüberschreitende Leitungen, hieß es.

Elektromobilität wächst weiter

Bei der Elektromobilität wird bis 2030 von einem Anteil von einem Drittel ausgegangen. Gesteuertes Laden sei ein Erfordernis, damit E-Mobilität als Speichersystem funktionieren könne, so Resch.

Biomasse-Verband-Geschäftsführer Christoph Pfemeter verwies darauf, dass man mit einem Kubikmeter Holz über Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen mit einem Elektrofahrzeug 3.000 Kilometer weit fahren könne. Aus den rund 130 KWK-Anlagen mit fester Biomasse kämen bereits rund 20 Prozent der Fernwärme in Österreich. Feste Biomasse sei auch eine Möglichkeit, die Versorgungssicherheit langfristig zu sichern.

Potenziale für den Erneuerbaren-Ausbau sieht Resch unter anderem in einem substanziellen Zubau bei der Photovoltaik, wie in dezentralen Anlagen oder gebäudeintegrierten Anlagen, sowie bei der Windkraft – etwa auch in einer breiteren regionalen Streuung. Zudem bringe der Umstieg auf neuere Anlagen eine höhere Ausbeute. Moidl verwies darauf, dass es bereits genehmigte Windkraftanlagen über 5 TWh gebe, die ins Netz passten und die man bauen könne. Zum Vergleich: Derzeit sind es 6 TWh.

(APA)

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