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Massaker in Syrien fordert über 200 tote Zivilisten

Aktivisten: Mehr als 200 Tote in Dorf - Proteste am Freitag angekündigt
Aktivisten: Mehr als 200 Tote in Dorf - Proteste am Freitag angekündigt ©AP; Shaam News Network
Syrische Regierungstruppen haben nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten und Aufständischen ein neues Massaker an Zivilisten verübt.

Zwischen 150 und mehr als 200 Menschen wurden nach unterschiedlichen Angaben am Donnerstag in der Ortschaft Tremseh (Treimsa/Taramseh) in der zentralsyrischen Provinz Hama getötet. “Mehr als 220 Menschen wurden getötet und rund 300 weitere verletzt”, sagte Abu Omar, der örtliche Kommandant der oppositionellen Freien Syrischen Armee, der Nachrichtenagentur dpa.

Bei den Opfern handle es sich vor allem um Zivilisten. Das syrische Fernsehen berichtete hingegen, dass “terroristische Gruppen” für das Massaker verantwortlich seien. Auch drei Angehörige der Sicherheitskräfte seien bei den Kämpfen ums Leben gekommen. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich. Russland wies unterdessen einen vom Westen eingebrachten Resolutionsentwurf zu Syrien ab.

Schlimmstes Massaker seit Beginn des Aufstands

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden in Tremsah mehr als 150 Menschen getötet. Der Chef der in London ansässigen Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sagte, sollte sich die Opferzahl bestätigen, wäre Tremseh das schlimmste Massaker seit dem Beginn des Aufstands in Syrien im März 2011.

Der Rebellenführer Abu Mohammed sprach von mehr als 200 Toten. Ein Dorfbewohner habe ihm am Telefon berichtete, dass Tremseh zehn Stunden lang beschossen worden sei. Ein Aktivist in Hama, der sich im Gespräch mit AFP Abu Ghazi nannte, sagte, die Truppen hätten eine Moschee beschossen, in der zahlreiche Menschen Zuflucht gesucht hätten. Die Moschee sei eingestürzt und habe die Menschen unter sich begraben.

Dorf von Armee umstellt

“Etwa 30 Armeefahrzeuge kamen und umstellten das Dorf vollständig”, sagte Ibrahim, ein Aktivist aus Tremseh. “Wer durch die Felder zu entkommen versucht, wurde beschossen.” Nach den Angriffen mit Hubschraubern und Panzern seien Soldaten mit leichten Waffen in das Dorf eingedrungen, gefolgt von “mit Messern bewaffneten” Shabiha-Milizionären. “Ganze Familien wurden getötet”, sagte Ibrahim.

Die amtliche syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete dagegen, die Armee bekämpfe eine Gruppe “Terroristen” in dem Ort Stadt und habe diesen “schwere Verluste” zugefügt. Auch drei Soldaten seien getötet worden. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben zu den Kämpfen und den Opfern in Tremseh war zunächst nicht möglich.

“Syrisches Regime versteht nur Sprache der Gewalt”

Der Chef des oppositionellen Syrischen Nationalrats, Abdel Basset Sayda (Sajda), sprach von einem “Massaker”. “Das ist eine Schande für den UN-Sicherheitsrat und die Arabische Liga.” Sayda forderte eine Resolution unter Kapitel VII der UN-Charta, die “alle Optionen auf den Tisch bringt”, darunter auch den Einsatz von Gewalt. “Dieses syrische Regime versteht nur die Sprache der Gewalt”, sagte er dem Fernsehsender Al-Jazeera.

Ein aus dem Dorf geflohener Bewohner berichtete dem Nachrichtensender Al-Dschasira, dass es sich bei den Milizionären um Aleviten gehandelt habe, die dem Clan von Präsident Baschar al-Assad treu ergeben seien. Sie seien über das Dorf hergefallen, nachdem sich die Rebellen aus der Gegend zurückgezogen hätten. Sämtliche Gebäude seien in Brand gesteckt worden.

Der Chef der Freien Syrischen Armee rief die Bewohner des Landes für Freitag zu einem Generalstreik auf, um gegen das Massaker zu protestieren.

Russland: Resolution zu Syrien “inakzeptabel”

Russland bezeichnete unterdessen einen vom Westen eingebrachten Resolutionsentwurf zu Syrien als “inakzeptabel” und drohte mit seinem Veto im UN-Sicherheitsrat. “Insgesamt ist dieses Projekt nicht ausgeglichen”, da allein die syrische Regierung Pflichten auferlegt bekomme, sagte der russische Vize-Außenminister Gennadi Gatilow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax. Sollte am Donnerstag in New York darüber abgestimmt werden, werde Russland sein Veto einlegen. Russland ist ein enger Verbündeter der Regierung von Syriens Präsident Bashar al-Assad.

Zuvor hatten die Botschafter der fünf UN-Vetomächte – USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien – in New York erstmals über den Text beraten, der von den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland eingebracht worden war. Der Text setzt Damaskus eine zehntägige Frist zum Rückzug der Truppen aus den Städten und droht andernfalls mit der Verhängung von Wirtschaftssanktionen gemäß Kapitel VII der UN-Charta. Zudem verlängert er das Mandat der UN-Beobachtermission in Syrien um 45 Tage.

In Syrien tobt seit März 2011 ein Volksaufstand gegen die Herrschaft von Assad. Nach Angaben der oppositionellen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden seitdem mehr als 17.000 Menschen getötet, darunter etwa 12.000 Zivilisten.

(APA)

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