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Martha Marcy May Marlene - Kritik zum Film

Zwischen Paranoia, schmerzhaften Erinnerungen und einer überfordernden Realität fühlt sich Martha gefangen, als sie nach ihrer Zeit bei einer Sekte im Haus ihrer Schwester unterkommt. Niemandem von ihrem Trauma erzählend, scheint ebendieses sie unaufhaltsam einzuholen, während sie ins Leben zurückfinden will.

In einer fordernden Erzählweise und mit starken Bildern inszeniert US-Regisseur Sean Durkin seinen Debütfilm “Martha Marcy May Marlene”, in dem Nachwuchstalent Elizabeth Olsen einen bemerkenswerten Einstand in der Filmwelt hinlegt. Ab Freitag (27.4.) ist der eindringliche Psychothriller im Wiener Gartenbaukino zu sehen.

“Du siehst aus wie eine Marcy May” ist das Erste, was der enigmatische Kommunenleiter Patrick (John Hawkes) zu Martha (Olsen) sagt. Seine Anziehungskraft und die scheinbar friedliche, selbstlose Gemeinschaft auf einer Farm in den Catskill Mountains sind es, die die verloren scheinende Martha zum Bleiben bewegen. Ein dramatischer Vorfall und die langsam zum Vorschein kommende Unterdrückung, Bevormundung und Vergewaltigung durch Patrick zwingen Martha – spät aber doch – zur Flucht.

“Martha Marcy May Marlene”: Die Furcht als größte Gefahr des Menschen

Verängstigt und verstört findet sie Unterschlupf im Haus ihrer bürgerlichen Schwester Lucy (Sarah Paulson) und deren Mann Ted (Hugh Dancy). Lucy stellt ob des Wiedersehens der lange verschollenen kleinen Schwester keine Fragen, während Ted sich von Marthas seltsamem Verhalten zunehmend vor den Kopf gestoßen fühlt. Ihre Ablehnung jeglichen Besitzes, die Übernachtung auf dem Boden neben dem Bett und ihre Freizügigkeit sind Nachwehen ihres Kommunardendaseins, das sie ihrer Familie verschweigt. Als Paranoia und Angstattacken wegen einer gefürchteten Verfolgung durch die Sektenmitglieder in Marthas Innerem die Überhand gewinnen und sie nicht mehr zwischen Realität und Vorstellung unterscheiden kann, scheint eine Rückkehr in ein normales Leben und eine Reintegration in die Gesellschaft unmöglich.

In Rückblenden führt Regisseur Sean Durkin den Zuseher in das Kommunenleben Marthas ein und stellt dieses parallel zu ihrer Emanzipation von ebendiesem. Neben einer Riege starker Nebendarsteller wie Charaktergesicht John Hawkes (“Winter’s Bone”) ist es vor allem die junge Elizabeth Olsen – jüngere Schwester der als Kinder berühmt gewordenen Olsen-Zwillinge -, deren Darstellung einer traumatisierten jungen Frau den Thriller so packend und intensiv macht.

Scheinbar problemlos vermittelt Olsen die innere Zerrissenheit Marthas zwischen ihren drei Namen und strauchelnden Identitäten, die sie im Laufe der Zeit annimmt. Fesselnd ist ihre Flucht in paranoide Wahnvorstellungen, die auch den Zuseher bald nicht mehr zwischen Traum und Wirklichkeit unterscheiden lassen. Für die von Minute zu Minute steigende Spannung, die in “Martha Marcy May Marlene” allein durch Suggestion und die Furcht als größte Gefahr an sich erzeugt wird, hat Durkin beim renommierten Sundance Film Festival den Regiepreis erhalten.

(APA)

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