Der ältere Herr lacht übers ganze Gesicht. Woscht Adelheid, i bruch hüt Bluomo für mini zecha Vasa, die i am Flohmarkt koft hia.
Adelheid lächelt zurück, wechselt noch ein paar freundliche Worte mit der Kundschaft und händigt ihm Gewünschtes aus. Adelheid Wohlgenannt verkauft gerne. Aber noch lieber hat sie, die 73-Jährige, mit ihren Kundschaften den Plausch. Das ist doch das Schöne am Markt. Man trifft sich, man redet, es ist was los. Adelheids Augen leuchten. Zum zweiten Mal erst steht sie heuer wieder dort, wo sie schon so viele Male gestanden ist – hinter ihrem Stand unmittelbar vor der Martinskirche.
Der Vierrädler
Die rüstige Seniorin, in Sterzing geboren, verschlug es vor über fünf Jahrzehnten ins Ländle. Ihr Mann war Gärtner, ein Leben auf dem Markt daher vorprogrammiert. Ein Markt von früher war freilich anders, als es ein Markt von heute ist. Adelheids Erinnerungen sind romantisch. Mein Gott, war das früher schön. Wir hatten einen Vierrädler-Karren. Mit dem warteten wir an der Lustenauer Straße, bis ein Gemüsehändler aus Lustenau mit seinem Fuhrwerk kam. Dann hingen wir unseren Karren an und fuhren zum Markt.
1000 Narzissen
Der Markt von Dornbirn. Der war ursprünglich beim Viehmarktplatz. Dort, wo heute das Kulturhaus steht. Später dann vor dem Friedhof und erst seit einigen Jahr hier, weiß Adelheid Wohlgenannt. Früher verkaufte es sich am Markt auch viel besser als heute. Die Gärtnersgattin träumt heute noch von den Zeiten, als wir am Ende des Tages kein einziges Blumenkistchen mehr übrig hatten. Als es Tage gab, an denen wir 1000 Narzissen und Gladiolen verkauften. Man habe nicht schlecht gelebt davon, konnte sich ein Haus bauen. Natürlich gab es damals nicht so viele Marktverkäufer, räumt Adelheid Wohlgenannt ein.
Heutzutage verkaufe man viel ausländisches Zeug, das nicht halte. Ich sage den Leuten ehrlich, was gut ist und was nicht, streicht Adelheid Wohlgenannt ihre Ehre als Marktlerin heraus. Es komme schließlich alles zurück. Und wenn dir die Leute dann sagen, dass du Recht hattest, freut es mich. Der Markt ist für Wohlgenannt heute wie eine Kur. Im Winter ist sie oft krank, sagt ihre Tochter Christl. Doch wenn es im Frühjahr wieder auf den Markt geht, ist sie noch immer pumperlgÑsund geworden.
ZUR PERSON
Adelheid Wohlgenannt