Wie die Pariser Wirtschaftstageszeitung Les Echos am Donnerstag berichtete, kam die AMF nach neunmonatigen Ermittlungen über die Aktienentwicklung von Marionnaud seit 2001 zu dem Schluss, dass ein Betrug vorliegt.
Die Rechnungslegung, die Bilanzen und die gesamte Finanzkommunikation in den Jahren 2002 und 2003 waren falsch, nicht exakt und betrügerisch, so die AMF laut Zeitungsbericht. Die Börsenaufsichtsbehörde wird nach den Angaben nun die Gegenpartei anhören, insbesondere den ehemaligen Geschäftsführer Marcel Frydman, seinen Sohn Gerald, der als Finanzdirektor in der Gesellschaft tätig war, sowie die Rechnungsprüfungsgesellschaft KPMG und die Buchhaltungsrevisionsgesellschaft Cofirec sowie die Partner Frydmans, Yves Gouhir und Gerard Caro.
Die AMF könnte selbst Sanktionen über die ehemalige Marionnaud-Direktion verhängen und dürfte die Akte parallel dazu an die Justizbehörden weiter leiten. Die Aufsichtsbehörde ermittelt laut Zeitungsbericht weiter über den Verdacht, dass bei der Übernahme von Marionnaud durch den chinesischen Mischkonzern Hutchison Whampoa das Vergehen eines Insider Trading vorliege.
Die Untersuchung der AMF wurde eröffnet, nachdem Marionnaud im Dezember des Vorjahres nach mehrmaligem Aufschub das Ergebnis für das erste Halbjahr 2004 veröffentlicht hatte. Damals hatte die Betriebsleitung Bilanzfehler eingestanden und einen Riesenverlust von 79 Mio. Euro angekündigt. Für das ganze Geschäftsjahr 2004 wurde der Verlust mit 98 Mio. Euro beziffert. Im Februar 2005 wurde der Gewinn für 2003 von 39 auf 12,8 Mio. Euro nach unten revidiert. Mehrere Aktionäre hatten daraufhin gegen die Firma Anzeige erstattet.
Die seit 1998 an der Pariser Börse notierte Marionnaud betreibt insgesamt 1.226 Geschäfte und beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiter. In Österreich verfügt Marionnaud über 95 Verkaufsstellen.