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Mariahilfer Straße neu: Mehr Menschen, weniger Kaufkraft

Der Handel zieht eine erste Bilanz über die neue "Mahü".
Der Handel zieht eine erste Bilanz über die neue "Mahü". ©APA/Roland Schlager
Das veränderte Kaufverhalten werde sich auch auf das Angebot auswirken, prophezeit Rainer Trefelik, Obmann der Wirtschaftskammer-Sparte Handel.

Seit Ende Juli ist der viel debattierte Umbau der Wiener Mariahilfer Straße in eine Fußgänger- beziehungsweise Begegnungszone abgeschlossen. Die Änderung ist auch an den Händlern auf der Shoppingmeile nicht spurlos vorbei gegangen: “Wir haben zum Teil mehr Frequenz und weniger Kaufkraft”, berichtete der Obmann der Wirtschaftskammer-Sparte Handel, Rainer Trefelik. Das heiße: Es wird weniger teuer gekauft.

Es würden nun jüngere Kunden auf der Mariahilfer Straße unterwegs sein. Und deren Kaufverhalten werde wohl auch Auswirkungen auf das Angebot haben: “Es dreht sich das Segment”, analysierte Trefelik. Das veranschaulichte er anhand eines Beispiels: “Wenn ich die teure Tasche nicht verkaufen kann, sondern mehr aus dem billigeren Genre, dann muss ich mich drauf einstellen.”

Der Umsatzrückgang werde aber auch dadurch verursacht, dass schwer transportable Gegenstände nun weniger häufig gekauft würden. Wobei Trefelik versicherte, dass die Hauptstraße, sprich die Mariahilfer Straße, funktioniere. Anders ist dagegen das Bild abseits davon: In den Nebenstraßen gebe es “massive Umsatzrückgänge”: “Die zahlen den Preis.” Auch die Garagen seien massiv weniger ausgelastet.

Diese Probleme sieht Trefelik auf der “Mahü”

Schon weitaus mehr Probleme sieht der Interessenvertreter in den “Keilerorganisationen”, deren Mitglieder auf der Mariahilfer Straße unterwegs sind. Wenn sich dauernd Keiler vor den Passanten aufbauen, “dann wird das Shoppingerlebnis ein bisschen grenzwertig”. Sein Ziel ist es, dies in “geordnete Bahnen” zu lenken und verwies dabei auf bereits bestehende Regelungen für Straßenmusiker.

Außerdem wünscht sich Trefelik, dass die Mariahilfer Straße “aus der Diskussion” genommen wird: “Das Gerede hat der Straße nur geschadet. Das war unsinnig.” Denn es sei das Schlechteste für ein Einkaufsgebiet, wenn es in ständiger Diskussion sei. Er forderte: “Lernen wir, was in diesem Prozess suboptimal verlaufen ist.”

Ringsperren seien “too much”

Als Problem betrachtet der Handelsobmann außerdem die zahlreichen Veranstaltungen auf dem Ring, für die die Straße auch gesperrt werden muss. Bisher habe es in diesem Jahr bereits 81 Ringsperren gegeben: “Das ist too much”, kritisierte Trefelik. Hunderte Lieferanten, Kunden und Geschäftsleute seien dadurch zu Umwegen gezwungen worden und Betriebe hätten Umsatzrückgänge von bis zu 50 Prozent an solchen Tagen gemeldet.

Auch aus diesem Grund hat die Wiener Wirtschaftskammer ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das sich mit der Frage beschäftigte: Was ist eine Demonstration und was ist eine Veranstaltung? Das Gutachten komme zum Schluss, dass es durchaus eine Interessenabwägung geben könne, so Trefelik. Eine stärkere Trennung von Demonstration und Veranstaltung seitens der Behörde wäre möglich.

(APA, Red.)

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