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Maria Schell gestorben

Die Schauspielerin Maria Schell ist tot. Die 79-Jährige starb am Dienstagmorgen in ihrem Bauernhaus in Kärnten, wie das ORF-Radio am Mittwochmorgen meldete.

Sie sei in ihrem Almhaus „friedlich eingeschlafen“. Schell, die in den 50er Jahren internationale Erfolge feierte und einer der größten Stars des deutschen Nachkriegsfilm war, hatte demnach an einer Lungenentzündung gelitten und war deswegen am Karfreitag in ein Grazer Krankenhaus eingeliefert worden.

„Maria Schell war die grösste Schauspielerin, die die Schweiz je gehabt hat“. Das sagte am Mittwoch der Regisseur Max Peter Ammann, der 1982 mit Schell die aufwändige TV-Produktion „Der Besuch der Alten Dame“ drehte, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. „Mit Maria Schell verlieren wir die Ikone der deutschsprachigen Theater- und Filmwelt“, meinte der österreichische Kunststaatssekretär Franz Morak zum Tod der Schauspielerin. „Fast ein halbes Jahrhundert lang war sie ein österreichischer Name in der Weltkunst des Films und Fernsehens“.

Schweizerin oder Österreicherin?

Wer sie nun „zu Recht“ für seine Nation beansprucht, ist schwer zu klären. Schell wurde zwar in Wien als Tochter einer österreichischen Schauspielerin geboren und verbrachte ihre letzten Lebensjahrzehnte in dem Dorf in Kärnten, in dem sie jetzt starb. Doch ihr Vater war ein Schweizer Schriftstellers und Maria Schell hatte laut Nachrichtenagentur apa einen Schweizer Pass. Sie sprach, so Max Peter Ammann, tadellos Schweizerdeutsch und verbrachte ihre Jugend in der Schweiz. Mutter im Film und im Leben

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„Sie konnte mit dem Rücken zu einem stehen, und es war so viel Power da wie bei anderen von vorne“, sagte der Schauspieler Siegfried Rauch. „Sie war eine sehr lustige Person und sehr bodenständig.“ Für ihn seien die Dreharbeiten zu der 1987 gestarteten ARD-Serie „Die glückliche Familie“ an der Seite von Schell „die schönsten fünf Jahre meines Lebens“ gewesen.

Auch Maria Furtwängler, die in der Serie die älteste Tochter von Schell und Rauch spielte, erinnert sich gern. „Sie spielte in einer meiner allerersten Rollen meine Mutter und eine ähnliche Funktion hatte sie auch im wahren Leben“, sagte die 38-Jährige. Maria Schell sei im Umgang völlig „unzickig“ gewesen. Immer habe sie andere glücklich machen wollen. „Sie brachte jeden Tag Kuchen, Kekse und Bonbons zum Set mit.“

Ähnlich äussert sich auch der in der Schweiz lebende Schlagersänger und Schauspieler Peter Kraus (66): eine kollegiale und hilfsbereite Kollegin und „fantastische Frau“ sei sie gewesen.

„Als Mensch war sie eine leidenschaftliche Frau“, erinnert sich der Berliner Filmproduzent Artur Brauner, „aber auch sehr eigensinnig“. Der heute 86-Jährige produzierte mit Schell in den 50er und 60er Jahren bedeutende Filme wie „Die Ratten“.

Biographie

Am 15. Januar 1926 in Wien als Tochter des Schweizer Schriftstellers Hermann Ferdinand Schell und der österreichischen Schauspielerin Margarete Noé von Nordberg in Wien geboren, wuchs Schell ab 1938 in der Schweiz auf. Nach ihrer Schulzeit absolvierte sie eine kurze kaufmännische Ausbildung. Schon früh zog es sie jedoch auf die Bretter, die die Welt bedeuten, und nahm in Zürich Schauspiel- und Gesangsunterricht. Auch ihre drei Geschwister Maximilian, Carl und Immy Schell wurden bekannte Schauspieler.

Bereits als Teenager übernahm Schell an der Seite ihrer Mutter erste schauspielerische Gehversuche. Ihre ersten Theaterengagements in Bern und in Wien erhielt sie bereits nach vier Monaten Schauspielschule. Später ging sie unter anderem mit Albert Bassermann als Gretchen im „Faust“ auf Europatournee und spielte in den Filmen „Der Engel mit der Posaune“, „Maresi“ und „Nach dem Sturm“ mit. Zwtl: Internationaler Durchbruch mit „Die letzte Brücke“ In den 50er Jahren spielte sie sich an der Seite von O. W. Fischer und Dieter Borsche in die Herzen der Zuschauer – mit der „Koketterie der Keuschheit“ wie einmal ein Kritiker schrieb.

Mit ihrer Bezeichnung als „Seelchen“, die ihr wegen ihrer oft tränenreichen Auftritte verliehen wurde, konnte sie sich jedoch nie anfreunden. Internationale Beachtung fand Schell 1954 als Partnerin von Bernhard Wicki in „Die letzte Brücke“. In Cannes als beste Filmschauspielerin des Jahres ausgezeichnet, startet sie ihre Weltkarriere: Sie spielt in dem Klassiker „Die Brüder Karamasow“ und feiert als Maria in der US-Fernsehfassung von Hemingways „Wem die Stunde schlägt“ Erfolge, wofür sie der Schriftsteller persönlich beglückwünscht. Es folgen weitere Rollen an den Seiten von Laurence Olivier, Marcello Mastroianni, Curd Jürgens, Yul Brynner, Gary Cooper und Romy Schneider. In den sechziger Jahren widmet sie sich dann verstärkt der Fernseh- und Theaterarbeit.

Privat war Schell weniger mit Glück gesegnet. Ihre erste Ehe mit dem Regisseur Horst Hächler, den sie 1957 heiratete und mit dem sie einen Sohn Oliver bekam, scheiterte nach wenigen Jahren. Von ihrem zweiten Mann, dem österreichischen Schauspieler Veit Relin, dem Vater ihrer Tochter Marie-Theres, ließ sie sich 1988 nach 22 Jahren Ehe wieder scheiden.

Im Jahr 1991 versuchte sich die zeitweilig an Depressionen Leidende mit Tabletten das Leben zu nehmen und erlitt später eine Reihe von Gehirnschlägen. Sie habe sich in eine Zwischenwelt zurückgezogen, sagte ihr Bruder Maximilian Schell, der 2001 das Filmporträt „Meine Schwester Maria“ drehte und danach ein gleichnamiges Buch heraus gab.

Ihr von Standing Ovations begleitetes Erscheinen bei der Filmpräsentation Ende Februar 2002 war der letzte öffentliche Auftritt Schells, die zuletzt zurückgezogen in einem Almhaus in Kärnten lebte. Ihre Lebenserinnerungen schrieb die Schauspielerin in ihren Autobiografien „Die Kostbarkeit des Augenblicks – Gedanken – Erinnerungen“ sowie „…und wenn’s a Katz is! Mein Weg durch Leben“ nieder.

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