Maria Happel tritt als Leiterin des Reinhardt-Seminars zurück
"Da mein Schaffen, das sich künstlerischen Gesichtspunkten verpflichtet, nicht mehr gewünscht ist, mache ich den Platz gerne frei und trete, nach eingehender Überlegung, mit sofortiger Wirkung von meiner Position zurück", so Happel via Aussendung am Dienstag. Mdw-Rektorin Ulrike Sych nahm den Rücktritt Happels an und zur Kenntnis und bestellte Vizerektorin Gerda Müller mit der interimistischen Leitung.
Müller ist seit 2015 Vizerektorin für Organisationsentwicklung sowie Gender & Diversity und leitet nun auch das vom Rektorat eingerichtete Team aus Expertinnen und Experten, das die Vorwürfe von Studierenden gegen die Seminar-Leitung untersucht. "Ich werde nun für die nächsten Wochen - als Zeithorizont würde ich sagen über den Sommer hinweg - mein Bestes geben, um den Studierenden und dem Personal gute Rahmenbedingungen für das nächste Studienjahr am Reinhardt-Seminar zu schaffen", so Müller gegenüber der APA.
Dafür wird das neue Gremium, das auch extern begleitet wird, mit allen Betroffenen sprechen. Mit einer ersten Einschätzung für das Rektorat rechne sie mit Ende Sommer, prognostizierte Müller. Eine Einschätzung, ob die Vorhaltungen von Studierendenseite Substanz haben, könne und wolle sie jetzt noch nicht treffen: "Ich möchte wirklich alle Seiten anhören und von Expertinnen und Experten einschätzen lassen, bevor ich eine fundierte Rückmeldung gebe."
Maria Happel legt Leitung nieder
Happel, die dem Reinhardt-Seminar seit 2020 vorstand und darüber hinaus die Festspiele Reichenau leitet und Burgtheater-Ensemblemitglied ist, hatte daraufhin gegenüber der APA unterstrichen, dass die Vorhaltungen für sie aus dem Nichts gekommen seien. Sie bedauere, dass die Unterzeichner sich sofort an die Presse gewandt hätten, streckte aber zugleich die Hand in deren Richtung aus: "Ich finde toll, dass wir Persönlichkeiten ans Haus geholt haben, die sich auf die Hinterbeine stellen und was bewegen wollen. Aber das will ich auch! Ich bin jetzt halt dummerweise die andere Generation - und dieser Konflikt steht ja auch dahinter. Ich finde das also richtig."
Hintergrund war ein via "Standard" publik gemachter Brief an Sych, den angeblich zwei Drittel der Studierenden der renommierten Schauspielinstitution unterzeichnet hatten und in dem der Rücktritt von Happel und ihrer Stellvertreterin Annett Matzke gefordert wurde. Die Rede war in dem vierseitigen Schreiben von einem System von "Machtmissbrauch, Nepotismus und Ignoranz". In MeToo-Fällen habe sich die Institutsleitung nicht genügend um Aufklärung bemüht. Rollenunterricht werde weiterhin in ungeschützten Räumen außerhalb der Institution abgehalten und Happel wie Matzke hätten einen rüden Umgangston gegenüber Studierenden an den Tag gelegt. Die Unterzeichner forderten eine transparente, seriöse Neubesetzung in Zusammenarbeit mit den Studierenden.
Happel plane keine Premieren im Burgtheater in der kommenden Saison
Das Burg-Ensemblemitglied räumte ein, dass sie ob ihrer Engagements nicht so viel im Seminar habe sein können wie von ihr selbst gewünscht. Deshalb plane sie keine Premieren mehr im Burgtheater in der kommenden Saison: "Ich habe mich also freigeschaufelt für das Reinhardt-Seminar." In der Vorwoche hoffte Happel noch auf eine neue Gesprächsbasis mit den Studierenden: "Vielleicht ist das Ganze auch eine Chance. [...] Ich möchte die Entwicklung des Theaters auch nicht verpassen. Die Studierenden sollen mich mitnehmen anstatt mich rauszuschubsen." Nun hat Maria Happel von sich aus den Exitknopf betätigt.
(APA/Red)