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Manu Delago Ensemble brillierte im Wiener Konzerthaus

Manu Delago begeisterte mit seinem Ensemble im Wiener Konzerthaus.
Manu Delago begeisterte mit seinem Ensemble im Wiener Konzerthaus. ©APA/CHRISTOPH GRIESSNER
Der Musiker Manu Delago und seine Begleiter begeisterten am Samstag mit dem neuen Album "Circadian" das Publikum im Wiener Konzerthaus.

Manu Delago weiß um eine gute Inszenierung. Immerhin ist der gebürtige Tiroler regelmäßig mit Größen wie Björk oder Anoushka Shankar unterwegs. Als er am gestrigen Samstag mit seinem Ensemble die Bühne im Wiener Konzerthaus betrat, um sein neues Album "Circadian" vorzustellen, passierte das also auf sehr ungewöhnliche Weise. Es war der Auftakt zu einer traumwandlerischen Leistung.

Traumwandlerische Klangmaschine im Konzerthaus

Im fast völlig abgedunkelten Mozart-Saal huschten neun Gestalten durch die Tür, positionierten sich an ihren Instrumenten und ließen noch einen Augenblick verstreichen, bevor Licht und Klang im Duett nach vorne preschten. Delago und seine acht Mitstreiter waren mit Stirnlampen ausgestattet und vollführten damit einen rhythmischen Lichtertanz, der so einfach wie effektvoll wirkte. Suchschweinwerfern gleich, wurde den Tönen nachgejagt, blitzten kurz die Gesichter auf oder versank das Geschehen wieder in der Dunkelheit.

Es war ein Einstieg mit Ansage, könnte man behaupten, denn für jedes der in den folgenden eineinhalb Stunden gebotenen Stücke hatte sich der mittlerweile in London lebende Komponist, Schlagzeuger und Hang-Spieler mit seinem Team etwas einfallen lassen. Mal erschien der Mond auf einer kreisrunden, auf halber Höhe positionierten Scheibe, dann wurden die Musiker wieder in wechselndes, türkis-rotes Licht getaucht oder ihre Schatten wuchsen überlebensgroß auf den im Hintergrund befestigten schwarzen Vorhang.

Klang im Fokus: Songs rein akustisch gehalten

Im Mittelpunkt stand aber natürlich etwas anderes: der Klang. Die auf dieser Tour rein akustisch gehaltenen Songs des früher gerne mit elektronischen Versatzstücken arbeitenden Musikers entfaltenden eine ungeheime Sogwirkung, egal, ob es eher elegische Passagen wie im Titeltrack waren oder perkussive Großtaten wie "Zeitgeber" die Zuhörer in Bewegung versetzten. Das im Kern aus drei Streichern, drei Bläsern und inklusive Delago drei Perkussionisten bestehende Ensemble glich einer perfekt funktionierenden Klangmaschine, deren Zahnräder nicht nur umstandslos ineinandergriffen, sondern auch gerne die Plätze tauschten, mal hier, mal dort aktiv waren.

Was ebenfalls nicht zu kurz kam, war der Schmäh: Delago brachte immerhin in "Almost Thirty" Jugendeinflüsse wie Eurotrash und Kuhglocken zusammen oder stellte sein Ensemble anhand der jeweiligen Schlafgewohnheiten vor. "Circadian" ist immerhin seine ganz persönliche Auseinandersetzung mit dem Schlaf und allem, was sich in dieser (meist nächtlichen) Phase abspielt. Wer deshalb ein ruhig-meditatives Konzerterlebnis erwartet hatte, wurde enttäuscht - und positiv überrascht. Ein Manu Delago gibt sich mit nur einer Ausdrucksform nämlich sicher nicht zufrieden.

Und er hat im Übrigen nach diesem großartigen Abend, den er heute, Sonntag, im Linzer Schauspielhaus zum Tourabschluss nochmals wiederholen wird, schon die nächste Ankündigung aus dem Köcher gezogen: Im Mai kommenden Jahres folgt eine ganz besondere Tour, für die er mit dem Rad durch Österreich fahren wird. Quasi als Gegenpol zu seinen unzähligen internationalen Flugreisen im Auftrag von Björk und Co. Man darf gespannt sein.

(APA/Red)

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