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Männerliebe im Wilden Westen

"Brokeback Mountain" erzählt eine Liebesgeschichte zweier Männer im Mittleren Westen Amerikas. Der Film bringt das Thema der homosexuellen Liebe in einer konservativen Umgebung zur Sprache.

“Brokeback Mountain” hat alle Zutaten für eine Hollywood-Erfolgs-Story. Der Film von Oscar-Gewinner Ang Lee („Tiger & Dragon“) erzählt eine epische Liebesgeschichte vor einer dramatischen Bergkulisse im amerikanischen Westen. Mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal in Cowboy-Rollen hat er die nötige Star-Power. Mit dem „Goldenen Löwen“ von Venedig und sieben Nominierungen für die begehrten „Golden Globe“-Filmtrophäen gilt er nun auch als möglicher Oscar-Abräumer. Kritiker überschlagen sich mit Lob: „bewegend und majestätisch“, „unvergesslich“ und „ein amerikanisches Meisterwerk“.

Doch „ist Amerika für Marlboro-Männer, die Männer lieben, bereit?“, fragt das „Wall Street Journal“. „Brokeback Mountain“ ist schließlich kein „normaler“ Liebesfilm. Es ist eine verbotene, schwule Liebesgeschichte zweier Cowboys gegen alle Konventionen, die in den 60er Jahren in den Bergen von Wyoming beginnt und – hinter dem Rücken der Ehefrauen – ein Leben lang anhält. Doch im mittleren Westen der USA, wo die Love-Story nach einer Kurzgeschichte von Pulitzer-Preisträgerin Annie Proulx spielt, ist sie noch nicht in den Kinos zu sehen.

Nur in den liberalen Hochburgen San Francisco, New York und Los Angeles lief der Film am letzten Wochenende an – in ausverkauften Häusern. Im Castro-Kino im Schwulenviertel von San Francisco war jeder Platz besetzt. „Leider ist Männerliebe in vielen Teilen Amerikas – wie damals – immer noch tabu“, meint Kinogänger Joe Atkinson, der im mittleren Westen aufwuchs.

Schwule und lesbische Ehen sind nur im Ostküstenstaat Massachusetts erlaubt. In elf US-Bundesstaaten ist nach entsprechenden Volksabstimmungen die Homo-Ehe ausdrücklich verboten. Präsident George W. Bush stellte nach seinem Wahlsieg 2004 erneut klar, dass er gegen die rechtliche Gleichstellung homosexueller Lebensgemeinschaften ist und eine entsprechende Verfassungsänderung anstrebt.

Der Film, den manche Fans schon als schwules „Vom Winde verweht“ in die Hollywood-Geschichte eingehen lassen wollen, könnte mehr bewirken, als nur die Kinos zu füllen. Wie „Philadelphia“ – mit Tom Hanks als aidskranker schwuler Anwalt – vor mehr als zehn Jahren ein neues Licht auf die Aidsepidemie warf, so könnte „Brokeback Mountain“ Vorurteile ausräumen, hoffen Aktivisten. „Zehntausende Amerikaner werden zum ersten Mal zwei Männer als Liebespaar sehen“, sagt Matt Foreman, Vorsitzender der „National Gay and Lesbian Task Force“. Er sieht dies als „einen weiteren kleinen Schritt“ in dem Bemühen, Verständnis für die Homo-Ehe zu wecken.

Bei konservativen Gruppen wie „Citizens United“ stößt er mit diesem Anliegen aber auf taube Ohren. „Es wird nicht nur Widerstand gegen „Brokeback“ geben, sondern auch leere Kinos“, prophezeit der Vorsitzende Dave Bossie in der „Los Angeles Times“. Er habe sich schon bei den Kuss-Szenen in dem Filmtrailer geekelt. Die Zeitschrift „Rolling Stone“, die den Film als „Meilenstein“ lobt, sieht viele Hürden für einen Publikumserfolg. Der Film werde es wegen des Widerstands von Kirche und Staat gegen die Homo-Ehe schwer haben.

An diesem Wochenende läuft „Brokeback Mountain“ in weiteren 18 amerikanischen Städten an, bevor dann der Markt in den ländlich- konservativen Regionen getestet wird. Dann wird sich zeigen, ob Ang Lees Wunsch in Erfüllung geht, „dass die Leute den Streifen nicht als Schwulenfilm sehen, sondern als eine echte, große Liebesgeschichte“.

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