Weil er kein Geld hatte, um den Eintritt ins Flex bezahlen zu können, hat ein damals 16-Jähriger am 21. August 2021 vor dem Nachtlokal am Wiener Donaukanal einen um sieben Jahre älteren Mann ausgeraubt, indem er diesem ein Springmesser an die Brust hielt und "Gib mir dein ganzes Geld!" verlangte. Der 23-Jährige - ein Deutscher, der Urlaub in Wien machte - übergab dem Täter 75 Euro. Statt ins Flex kam der Bursch allerdings in Haft, am Freitag wurde er am Landesgericht verurteilt.
Eineinhalb Jahre Haft für 17-Jährigen
Ein Schöffensenat (Vorsitz: Daniela Zwangsleitner) verhängte über den inzwischen 17-Jährigen eineinhalb Jahre Haft, die ihm zur Gänze bedingt nachgesehen wurden. Mildernd waren die bisherige Unbescholtenheit, die geständige Verantwortung "und dass Sie in der Verhandlung einen guten Eindruck gemacht haben", wie die Richterin betonte. Per Weisung wurde Bewährungshilfe angeordnet, der Bursch muss auch eine bereits begonnene Psychotherapie fortsetzen. Das Urteil ist rechtskräftig.
Eintritt kostete 18 Euro
Der Jugendliche hatte zuvor glaubhaft geschildert, dass er sich vor der Tat in keinem guten Zustand befand. Sein bester Freund hatte sich kurz davor das Leben genommen und ihn wenige Stunden vor dem Selbstmord angerufen. "Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Zeit habe, weil ich im Urlaub war", schilderte der 17-Jährige dem Gericht. Am Tag der Tat sei er zu Mittag aufgestanden, habe "gleich einen Joint geraucht, und so ist der Tag vergangen". Mit einem gleichaltrigen Freund wollte er am Abend dann ins Flex, 18 Euro hätte der Eintritt gekostet. Geld hatten beide keines, der Begleiter benötigte allerdings dringend Drogen, die er im Inneren des Lokals erwerben wollte.
Polizei nahm 17-Jährigen in der Nähe des Tatortes fest
Also wurde "am Anfang als Spaß" besprochen, "dass wir jemanden Meier machen", gab der 17-Jährige zu Protokoll. Als aber sein Begleiter in diesem Zusammenhang "Du hast ja keine Eier, du traust dich eh nicht" anmerkte, schritt der mit einem Messer Bewaffnete ("Ich hab' das immer an Orten mitgehabt, wo ich mir gedacht habe, dass dort was passieren könnte") zur Tat. Er sprach vor dem Lokal einen älteren Besucher an, der gerade telefonierte, und nötigte diesem das Geld ab. Der 23-Jährige verständigte die Polizei, der Täter konnte unweit des Clubs festgenommen werden.
"Ich glaube, Schnorren wäre einfacher gewesen", erkannte der Angeklagte vor Gericht. Und weiter: "Mir tut es für die Person leid, die ich Meier gemacht habe. Geplant war, wir gehen da rein und haben einen schönen Abend."
Drogentherapie für Begleiter angeordnet
Der damalige Begleiter des 17-Jährigen wurde als Beitragstäter verurteilt. Der Gleichaltrige, der einräumte, ein gröberes Drogenproblem zu haben, fasste 15 Monate auf Bewährung aus. Zudem wurde per Weisung eine stationäre Drogentherapie angeordnet. Auch dieses Urteil ist rechtskräftig. "Es ist ja fast traurig, wegen so was einen Raub zu machen. Man muss ja nicht ins Flex gehen. Ist das so wesentlich?", merkte die Richterin abschließend zum Motiv an.
(APA7red)